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Prozess Prozess: Karsten Speck muss ins Gefängnis

Von Martin von Braunschweig 05.11.2004, 16:13

Dortmund/dpa. - Das Image des Saubermanns ist dahin: SchauspielerKarsten Speck (44, «Hallo Robbie») muss ins Gefängnis. Das DortmunderLandgericht verurteilte den Fernseh- und Bühnenstar am Freitag zuzwei Jahren und zehn Monaten Haft - wegen millionenschweren Betrugesim Zusammenhang mit gescheiterten Bauprojekten Mitte der 90er Jahre.

Ohne äußere Regung vernahm Speck den Schuldspruch der Richter.Seinen schwierigsten Auftritt hatte er nicht am Freitag, sondernschon eine Woche zuvor hinter sich bringen müssen. Da hatte KarstenSpeck erstmals eigene Fehler eingeräumt - und damit «das Steuer inallerletzter Sekunde herumgerissen», wie Richter Thomas Beumer, derVorsitzende der 13. Strafkammer, in der Urteilsbegründung betonte.Ohne Geständnis hätten dem Schauspieler möglicherweise bis zu vierJahre Haft gedroht.

Anfang der 90er Jahre hatte Speck damit begonnen, in Bauprojektezu investieren, die ihm von einem inzwischen zu siebeneinhalb JahrenHaft verurteilten Geschäftspartner aus Hamm in Westfalen schmackhaftgemacht wurden. Doch die meisten Vorhaben scheiterten. Schließlichkonnten Kredite nicht mehr bedient und Rechnungen nicht mehr bezahltwerden. Neue Geldquellen wurden dringend gesucht.

Als solche sollte schließlich 1996 ein Ehepaar aus Berlin dienen,das sehr schnell Vertrauen zu Karsten Speck aufbaute. Laut Urteilnutzte der Schauspieler seine Popularität aus, um die Familie zumMitmachen zu überreden. Dabei wusste Speck zu dieser Zeit längst,dass das von dem Ehepaar bereitgestellte Geld möglicherweise nur zumStopfen anderer Finanzierungslöcher benutzt werden würde.

Das betrogene Ehepaar hat heute alles verloren. Der Mann begingSelbstmord. «Speck hat sich den Betrug nicht ausgedacht, aber er hatsich bereitwillig einspannen lassen», sagte Richter Thomas Beumer. Der Schauspieler hat dieser Ansicht zuletzt nicht mehr widersprochen- nachdem er sich zunächst lange Zeit selbst nur als Opfer bezeichnethatte, das viel Geld verloren habe. Der Richter: «Er hat sich überJahre hinweg etwas vorgemacht. Er hat wie der Vogel Strauß den Kopfin den Sand gesteckt und von allem nichts mitkriegen wollen.»

Nach dem Urteil konnte Speck das Gericht zunächst als freier Mannverlassen. «Ich werde alles tun, um das wieder gutzumachen», sagte erzuvor. Die Kammer hob den Haftbefehl auf, weil nun keine Fluchtgefahrmehr bestehe. Sollte das Urteil rechtskräftig werden, muss der 44-Jährige in einigen Wochen oder Monaten mit einer Ladung zumHaftantritt rechnen. Möglicherweise kann er seine Strafe dann imoffenen Vollzug verbüßen - und weiter als Schauspieler arbeiten.

Trotz der Verurteilung will das ZDF die im Sommer gedrehten Folgender Familienserie «Hallo Robbie!» mit Speck im Frühjahr 2005ausstrahlen. «Wir werden senden», sagte ZDF-Sprecher Walter Kehr amFreitag der dpa. Es gebe derzeit keine Veranlassung, die auf derInsel Rügen gedrehten Folgen nicht zu zeigen. «Wir werden uns aberdie ausführliche Urteilsbegründung ansehen, die in wenigen Wochenvorliegen wird.» Ob Speck auch in der fünften Staffel die Hauptrolleals Leiter einer Seehundestation übernimmt, ist noch unklar.