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Prozess Prozess: «Kannibale von Rotenburg» gesteht seine Tat

Von Michael Evers 03.12.2003, 07:19
Im Kannibalismusfall von Rotenburg/Fulda stellen Ermittlungsbeamte im Ortsteil Wüstefeld auf dem Anwesen eine Kreissäge sicher. (Foto: dpa)
Im Kannibalismusfall von Rotenburg/Fulda stellen Ermittlungsbeamte im Ortsteil Wüstefeld auf dem Anwesen eine Kreissäge sicher. (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Kassel/dpa. - Der «Kannibale von Rotenburg» hat zum Auftakt seines Prozesses gestanden, einen Ingenieur aus Berlin zerstückelt und gegessen zu haben. «Die Vorstellung hatte ich, und so habe ich es letztendlich auch gemacht», sagte der angeklagte Armin Meiwes am Mittwoch vor dem Landgericht Kassel. Außerdem sagte der 42 Jahre alte Computerspezialist umfangreich über die Suche nach weiteren Opfern und seine kannibalistischen Fantasien aus. Die Staatsanwaltschaft legt Meiwes Mord zur Befriedigung des Geschlechtstriebes und Störung der Totenruhe zur Last.

Meiwes habe schon im Alter von 8 bis 12 Jahren den Drang gehabt, einen Menschen zu töten, um ihn sich einzuverleiben, sagte Staatsanwalt Marcus Köhler bei der Anklageverlesung. Diesen sehnlichsten Wunsch habe er nach dem Tod der Mutter 1999 verwirklichen wollen. Sein über das Internet gefundenes und aus Berlin angereistes Opfer habe er schließlich zu der Bluttat überreden können. Der 43-jährige Berliner litt der Anklage zufolge auf Grund einer psychischen Störung an einem starken Drang zur Selbstzerstörung.

In einer eigens für die Tat im Dachgeschoss seines Anwesens im osthessischen Rotenburg eingerichteten Kammer soll es am 10. März 2001 zu dem grausamen Geschehen gekommen sein. Nachdem der 43-Jährige 20 Schlaftabletten und eine halbe Flasche Schnapps zu sich genommen hatte, schnitt Meiwes ihm laut Anklage das Geschlechtsteil ab, um es gemeinsam mit ihm zu verzehren. Als der Ingenieur nach starkem Blutverlust schließlich bewusstlos wurde, soll der Angeklagte im die Kehle durchgeschnitten und ihn zerlegt haben. Das portionsweise tiefgefrorene Fleisch hat er dem Staatsanwalt zufolge anschließend Stück für Stück aufgegessen.

Schon im Kindesalter habe er über das Schlachten und Essen von Schulkameraden fantasiert, die ihm gefallen hätten, sagte der Angeklagte. Ihm sei es darum gegangen, in Gedanken einen jüngeren Bruder zu haben, der ihm gefehlt habe. Während seiner Pubertät sei er alleine bei seiner Mutter aufgewachsen und habe sich verlassen gefühlt. Um den imaginären Bruder «Franky» für immer an sich zu binden, habe er sich diese Fantasiegestalt einverleiben wollen. Dies habe ihn sexuell erregt. «Blond und schlank, das wäre der Typ gewesen.» Das Anschauen von Zombiefilmen und Hausschlachtungen hätten seine Fantasie vom Ausschlachten und Zerschneiden beflügelt.

Nach der ersten kannibalistischen Bluttat habe er sich mit fünf weiteren Männern getroffen, die sich im Internet als mögliche Opfer angeboten hatten. Einigen ging es laut Meiwes aber nur um ein Rollenspiel. Ein Alex aus Essen habe von ihm geköpft werden wollen, als Kandidat sei er ihm aber zu dick und unsympathisch gewesen. Ein Jürgen habe auf einen Besuch im Kannibalenhaus verzichtet als Meiwes ihm klargemacht habe: «Wenn du kommst, musst du damit rechnen, dass es dein letztes Kommen ist.»