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Prozess in der Türkei Prozess in der Türkei: Marcos Anwälte aus Deutschland legen Mandat nieder

04.10.2007, 09:51
Jürgen Schmidt, einer der Rechtsanwälte des in der Türkei wegen sexuellen Missbrauchs angeklagten deutschen Schülers Marco, spricht in Uelzen vor Journalisten. (Foto: dpa)
Jürgen Schmidt, einer der Rechtsanwälte des in der Türkei wegen sexuellen Missbrauchs angeklagten deutschen Schülers Marco, spricht in Uelzen vor Journalisten. (Foto: dpa) dpa

Hannover/Antalya/dpa. - Nach den bislang erfolglosen Bemühungen,den in der Türkei angeklagten deutschen Schüler Marco frei zubekommen, knirscht es auf der Verteidigerseite. Die seit Beginn desFalles mit dem Fall des 17-Jährigen befassten Uelzener Anwälte JürgenSchmidt und Nikolaus Walther haben kein Mandat mehr zur Verteidigungdes Uelzeners.

Die beiden Anwälte hätten ihr Mandat niedergelegt, sagte Schmidtam Donnerstag und bestätigte einen Bericht der «Allgemeinen Zeitung»aus Uelzen. Hintergründe wollte er nicht kommentieren: «Mein Mandatist beendet, mehr sage ich nicht.» Der von Marcos Eltern späterhinzugezogene hannoversche Anwalt Matthias Waldraff sagte hingegen,die Eltern hätten den Anwälten das Mandat schon am Dienstag entzogen,weil sie die Interessen des Jungen nicht berücksichtigt hätten.

Marco wird vorgeworfen, die 13-jährige Engländerin Charlotte imOsterurlaub sexuell missbraucht zu haben. Der Junge, der seit dem 12.April in Antalya in Haft sitzt, bestreitet den Vorwurf. AlleBemühungen der Anwälte, den Schüler vorzeitig auf freien Fuß zubekommen, waren bisher erfolglos.

Schmidt bezichtigte zudem den türkischen Anwalt von Charlotte indem Zeitungsbericht der Lüge. Der Jurist habe verbreitet, die Britinhabe Marco in einer Vernehmung der Vergewaltigung beschuldigt. DasMädchen sei in Großbritannien aber noch gar nicht befragt worden. Daszuständige Gericht in England habe bestätigt, dass es nicht einmaleinen Termin für die Aussage des Mädchens gebe.

Rechtsanwalt Waldraff warf Schmidt nun vor, diese Informationenohne Mandat und nicht autorisiert verbreitet zu haben. «Aus taktisch-strategischen Erwägungen wollen wir das nicht in der Öffentlichkeithaben», sagte Rechtsanwalt Waldraff. Die Gegenseite solle auf dieArbeit der Verteidigung keine Hinweise bekommen. «Es ist in hohemMaße bedauerlich, dass die Kollegen aus Uelzen die Interessen Marcosnicht berücksichtigen», sagte Waldraff.

Am Gericht in Antalya wurde nun Beschwerde gegen die Fortdauer derUntersuchungshaft Marcos eingelegt. «Wir rechnen nicht vor Freitagmit einer Entscheidung, sie kann aber auch erst Montag kommen», sagteWaldraff. Bei der Verhandlung in der vergangenen Woche hatten dieRichter einem Antrag auf Haftverschonung erneut nicht stattgegeben.Der nächste Verhandlungstermin ist für den 26. Oktober anberaumt.

Marco und Charlotte hatten sich während des Osterurlaubs imsüdtürkischen Badeort Side kennengelernt und waren nach einemDiscoabend mit anderen Jugendlichen im Hotelzimmer der 13-Jährigengelandet. Dabei soll es zum Austausch von Zärtlichkeiten gekommensein. Nach Aussagen von Marco ging die Initiative von dem Mädchenaus, das sich als 15-Jährige ausgegeben habe. Nach einer Anzeige vonCharlottes Mutter war der Junge noch im Hotel festgenommen worden.