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Prozess in der Türkei Prozess in der Türkei: Marco kann ohne Auflagen nach Hause

14.12.2007, 07:10
Bürger aus Uelzen gehen zu einem Dankesgottesdienst in die St. Petri Kirche. (Foto: ddp)
Bürger aus Uelzen gehen zu einem Dankesgottesdienst in die St. Petri Kirche. (Foto: ddp) ddp

Antalya/dpa. - Das Gericht in Antalya entließ den Jungen am Freitag ohneAuflagen aus der Haft. Der Prozess gegen Marco wegen sexuellenMissbrauchs der 13-jährigen Britin Charlotte soll am 1. Aprilkommenden Jahres fortgesetzt werden.

«Wir sind glücklich», sagte Marcos Vater unter Tränen beimVerlassen des Gerichtssaals in Antalya. Die Mutter des 17-Jährigenwar nicht zum achten Verhandlungstag in die Türkei gereist und hattein ihrem Haus auf die Entscheidung gewartet. Den ganzen Tag hatte inihrem Garten eine Fackel gebrannt. Wann der Junge nach Deutschlandfliegt, war noch nicht bekannt. Marco werde, solange er in der Türkeisei, weiter von Mitarbeitern der deutschen Botschaft betreut, sagteein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Freitag in Berlin. Dies gelteauch, wenn der 17-Jährige zur Fortsetzung des Prozesses im April indie Türkei zurück müsse.

Das Gericht habe seine Entscheidung damit begründet, dass es nochweitere Informationen benötige und unter diesen Umständen eineFortdauer der Untersuchungshaft nicht angemessen sei, sagten MarcosAnwälte in Antalya. «Mehr möchten wir zu diesem Zeitpunkt nichtsagen. Alles Weitere später», sagte Anwalt Matthias Waldraff nach derVerhandlung. Charlottes Anwalt hatte bereits zuvor angekündigt, gegeneine Freilassung Marcos Rechtsmittel einlegen zu wollen.

Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU)reagierte mit großer Erleichterung auf die Freilassung des 17-Jährigen. «Ich freue mich sehr, dass Marco endlich zu uns nach Hausekommt und Weihnachten bei seiner Familie in Niedersachsen feiernkann», sagte Wulff in Hannover. «Die Haftverschonung war überfällig,denn die Dauer der Untersuchungshaft ist unverhältnismäßig.» Dienächsten Monate müssten genutzt werden, um zu entscheiden, ob derProzess in Deutschland fortgeführt werden könne.

Nach einem Disco-Abend im Badeort Side waren Marco und Charlotteam 11. April im Hotelzimmer der 13-jährigen Britin gelandet. DerSchüler berichtete, dass es im Einvernehmen mit dem Mädchen zuZärtlichkeiten gekommen sei. Zudem habe sich Charlotte als 15-Jährigeausgegeben. Charlottes Mutter erstattete allerdings Anzeige und Marcowurde an der Hotelrezeption festgenommen.

Der 17-Jährige hatte insgesamt 247 Tage in einem türkischenGefängnis gesessen. Der Schüler bestreitet die Vorwürfe. AnfangAugust hatte ein Klinikarzt, der das Mädchen noch in der Nacht nachdem fraglichen Treffen mit Marco untersucht hatte, ausgesagt, er habekeine Anzeichen für eine Vergewaltigung entdeckt. Es habe auch keinenGeschlechtsverkehr gegeben.

In Uelzen feierten seine Freunde mit Hupkonzerten auf der Straßedie Freilassung Marcos. «Es ist gewaltig, es ist toll. Vor allem,wenn man die Familie kennt», sagte der Vorsitzende desKirchenvorstandes der St. Petri Gemeinde in Uelzen, Hubertus Förstel.Er kündigte einen Dankgottesdienst an. Die 17 Jahre alte Laura Scholzhatte zunächst nicht mit der Freilassung gerechnet. «Jetzt freue ichmich tierisch. Wenn er zurückkommt, lassen wir ihm etwas Zeit. Danachschmeißen wir eine Riesenparty.»