Prozess Prozess: Gladbecker Geiselgangster erneut verurteilt

BOCHUM/DPA. - Damit verschiebt sich die mögliche Entlassung eines derbekanntesten deutschen Schwerverbrechers, der auf seiner Flucht vor21 Jahren zwei Jugendliche erschossen hat, weiter nach hinten. DieJustiz hatte als frühesten Prüfungstermin für seine lebenslangeHaftstrafe ursprünglich den 26. Februar 2016 festgelegt. Daran könntesich allerdings die Sicherungsverwahrung anschließen. Rösner, derbereits seit 1988 im Gefängnis sitzt, sagte den Richtern wörtlich:«Glauben Sie ernsthaft, dass mich so eine Strafe beeindruckt? Dasgeht mir auf Deutsch gesagt am Arsch vorbei.» Und das sei nicht«rotzfrech» gemeint, sondern «Tatsache».
Rösner war im März bei einer unangemeldeten Kontrolle überraschtworden. Es war 22 Uhr, als seine Zellentür plötzlich aufflog. Der 52-Jährige war gerade dabei, sieben Gramm Heroin in kleineGlasfläschchen umzufüllen. Rösner will die Drogen während derFreistunde von einem Mitgefangenen erhalten haben. «Ich sollte dasHeroin portionieren und über Nacht bunkern.» Dafür habe er sich imGegenzug bedienen dürfen.
Verteidiger August Vordemberge hatte zuvor vergeblich versucht,die Staatsanwaltschaft zu einer Einstellung des Verfahrens zubewegen. Immerhin sei Rösner 1991 zu lebenslanger Haft mitanschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden und habe nochviele Jahre Gefängnis vor sich. Oberstaatsanwalt Wolfgang Dörsch warzu einer Einstellung des Drogenverfahrens allerdings nicht bereit.«Es gibt im Gefängnis keinen rechtsfreien Raum, sonst würden zuhöchsten Strafen verurteilte Rechtsbrecher machen können, was siewollten», sagte der Ankläger im Prozess.
Das neue Strafverfahren gegen Rösner fand unter massivenSicherheitsvorkehrungen statt. Der 52-Jährige wurde vonSpezialeinsatzkräften der Polizei ins Gericht gebracht. SeineBewacher waren mit Sturmhauben maskiert, trugen Waffen undschusssichere Westen.
Rösner hatte im August 1988 zusammen mit Dieter Degowski eineBankfiliale in Gladbeck überfallen und Geiseln genommen. Bei ihrervon zahlreichen Medienvertretern begleiteten Flucht wurden ein 15-jähriger Junge und ein 18-jähriges Mädchen erschossen.