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Prozess gegen streng muslimische Eltern Prozess gegen streng muslimische Eltern: Lebenslange Haft für Mord an eigener Tochter

01.12.2015, 13:17
Das Ehepaar musste sich wegen gemeinschaftlichen Mordes vor Gericht verantworten. In der Mitte sitzt ihr Dolmetscher.
Das Ehepaar musste sich wegen gemeinschaftlichen Mordes vor Gericht verantworten. In der Mitte sitzt ihr Dolmetscher. dpa Lizenz

Darmstadt - Zu lebenslanger Haft hat das Landgericht Darmstadt strengreligiöse muslimische Eheleute für den Mord an ihrer Tochter verurteilt. Der 52 Jahre alte Vater und die 41 Jahre alte Mutter waren angeklagt, die 19-Jährige im Januar in Darmstadt gemeinschaftlich getötet zu haben. Die junge Frau soll sexuelle Kontakte zu ihrem Freund gehabt haben, ohne mit ihm verlobt gewesen zu sein. Das Verhalten der Tochter soll dem Weltbild der aus Pakistan stammenden Eltern widersprochen haben.

Die Staatsanwaltschaft hatte für die Eltern wegen Mordes eine lebenslange Strafe mit besonderer Schwere der Schuld verlangt. Weder der Verteidiger des Vaters noch der Anwalt der Mutter hatten Mordmerkmale gesehen. Sie hatten von Totschlag und von Beihilfe zum Totschlag gesprochen.

Die Eltern hätten den Tod der 19-Jährigen „kaltblütig geplant“, weil die junge Frau sexuelle Kontakte zu einem Freund hatte, aber nicht verheiratet war, sagte Staatsanwältin Barbara Sieger in ihrem Plädoyer vergangene Woche. Sie hätten sich für das aus ihrer Heimat Pakistan mitgebrachte Wertesystem entschieden und zeigten auch keine Reue. „In meinen Augen weinen sie nur um sich selbst, nicht um ihre Tochter“, sagte Sieger.

„Das ist kein normal sozialisierter Mensch“

Der Verteidiger des Vaters meinte, die Herkunft müsse berücksichtigt werden. Der 52-Jährige habe gar nicht anders handeln können. „Das ist kein normal sozialisierter Mensch“, sagte Anwalt Ulrich Schmid. „Er lebt in dem Glaskasten seiner Gemeinde.“ Der muslimische Glaube betrachte Sex vor der Ehe als schwerstes Vergehen.

Der Vater hatte die Tötung am ersten Verhandlungstag im September gestanden. Nach Feststellung der Staatsanwältin erwürgte er die 19-Jährige im Januar im Schlaf. Seine Frau habe zugesehen und sei auch vollkommen einverstanden gewesen. Anschließend hätten beide die tote Tochter weggebracht, um sie „in einer Mülltüte einfach zu entsorgen“. (dpa)