Prozess gegen Silvio S. Prozess gegen Silvio S. am Landgericht Potsdam: Prozesstag 18. Juli 2016 im Newsticker

Potsdam - Am elften Prozesstag im Prozess um den mutmaßlichen Doppelmörder der Kinder Elias (6) und Mohamed (4) vor dem Landgericht in Potsdam haben am Dienstag die Anwälte der Opferfamilien und die Verteidiger von Silvio S. ihre Plädoyers gehalten. Silvio S. brach erstmals sein Schweigen vor Gericht.
Der Prozesstag im Newsticker
11.33 Uhr
Das Urteil gegen Silvio S. wird voraussichtlich am nächsten Dienstag, 10 Uhr, gesprochen.
11.30 Uhr
Der angeklagte Silvio S. erhält nach den Plädoyers das letzte Wort. Er zieht einen DIN-4 hervor, schluckt, dann sagt er folgende Worte:
"Ich möchte mich eigentlich nur entschuldigen, bei all denen, denen ich mit meinen Taten Leid zugefügt habe. Bei den Familien und Freunden von Elias und Mohamed. Ich bereue, was ich getan habe. Und ich weiß auch, was ich getan habe. Es gibt kein Wort auf der Welt, was beschreiben könnte, wie leid mir das tut. Wenn ich es ungeschehen machen könnte, würde ich es tun. Ich selbst aber kann mir das selber nicht verzeihen und werde in Haft alle Behandlungen, die mir angeboten werden annehmen, damit sowas auf keinem Fall noch einmal passieren kann. Egal, wie das Urteil auch ausfällt: Die Verantwortung für die schrecklichen Taten und den Tod von Mohamed und Elias wird immer bleiben. Genauso die Gewissheit, dass ich das nicht wieder gut machen kann."
10.25 Uhr
Die beiden Verteidiger des Angeklagten sahen im Fall des getöteten Mohamed das Mordmerkmal gegeben. Im Fall Elias jedoch nicht. Allerdings sagen sie, dass es bei ihrem Mandanten keinen Hang zu schweren Straftaten gebe.
Mathias Noll und Uwe Springborn stellen keinen bestimmten Antrag, fordern nur, dass das Gericht nicht die besondere Schwere der Schuld anerkennen solle. Auch eine Sicherungsverwahrung halten sie für ihren Mandanten für nicht angebracht.
10.13 Uhr
Khubaib-Ali Mohammed, der Anwalt von Mohameds Mutter, schloss sich ebenfalls dem Antrag des Staatsanwalts an. Er sagt in seinem Plädoyer, besonders habe er noch die Beerdigung des kleinen Mohamed in Erinnerung. Der Prediger habe damals gesagt, der Junge sei so klein, ihm sei nichts zu vergeben, Mohamed sei frei von Sünden. Khubaib-Ali Mohammed erinnert sich auch an die Worte, dass Mohamed, trotz seiner erst vier Jahre, alles Schlimme und Verdorbene dieser Welt gesehen habe.
Der Angeklagte habe nie einen Gedanken verloren an die Personen, denen er die kleinen Kinder genommen habe. Mohameds Mutter könne noch nicht viele deutsche Worte, doch einen Satz kenne sie bereits sehr gut: Mein Kind ist tot. Mit Mohamed sei ein Teil von ihr weg. "Für meine Mandantin sind sie die Bestie, die ihr das Allerliebste genommen hat", sagt der Nebenklagevertreter.
10.09 Uhr
Die Anwältin von Elias Mutter, Franziska C. Neumann, schloss sich in ihren Schlussworten dem Antrag des Staatsanwalts an, der eine lebenslange Freiheitsstrafe und die anschließende Sicherungsverwahrung fordert. Neumann spricht vom Leid der Mutter, das nie überwunden wurde. Davon, wie schwer es für die Mutter sei, ohne Wissen um den Todeszeitpunkt und die genaue Todesursache weiterzuleben.
Die Anwältin sagte, die Mutter von Elias wolle Gewissheit, wann und wie Elias gestorben sei. Das könne der Mutter helfen, mit dem Schmerz über den Verlust des einzigen Kindes fertig zu werden, die innere Leere zu überwinden und weiterleben zu können. "Ich appelliere noch einmal an Sie: Geben sie meiner Mandantin die Antwort auf die Frage, wann Elias genau gestorben ist. Bitte tun sie das. "
Silvio S. hat seine Stirn auf die Hände gestützt. Er schweigt.
9.45 Uhr
Silvio S. wird in Handschellen in den Gerichtssaal geführt. Er trägt ein blaues T-Shirt und verdeckt sein Gesicht mit einem beigefarbenen Aktendeckel.