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Prozess Prozess: Die letzten Stunden des kleinen Mitja

30.08.2007, 17:32
Der im Fall Mitja angeklagte Uwe K. steht neben seinem Anwalt Malte Heise (l.) vor Prozessbeginn im Landgericht Leipzig. (Foto: dpa)
Der im Fall Mitja angeklagte Uwe K. steht neben seinem Anwalt Malte Heise (l.) vor Prozessbeginn im Landgericht Leipzig. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - Dort sei er auch in derVergangenheit öfter aufgetaucht. «Diesmal war er nicht allein», sagtedie 23-Jährige. Er sei von dem Angeklagten Uwe K. begleitet worden.Dieser habe etwas abseits gestanden. Mitja habe sich Kuchen aussuchendürfen. «Uwe K. hat ihn dann bezahlt», sagte die Verkäuferin. LautQuittung hatte sich der Junge für «Obstkuchen mit Guss» entschieden.

Uwe K. (43) hatte am Dienstag zu Prozessbeginn gestanden, Mitjavor einem halben Jahr sexuell missbraucht und schließlich erstickt zuhaben. Der Prozess soll am kommenden Dienstag fortgesetzt werden. DasUrteil wird am 11. September erwartet.

Nach den Aussagen von Zeuginnen war Mitja in der Umgebung seinerSchule im Leipziger Stadtteil Stahmeln bekannt. Oft tauchte er ineinem Supermarkt auf, um sich bei der Kassiererin nach der Uhrzeit zuerkundigen. Ähnlich berichtete es eine Floristin aus einembenachbarten Geschäft: «Er fragte jeden Tag nach der Uhrzeit.» Danachsei Mitja sofort wieder gegangen. Der Vorgang habe sich regelmäßigwiederholt. «Manchmal habe ich gedacht: Jetzt kommt gleich der Kleinewieder», sagte die 53-Jährige.

Alle Frauen beschrieben Mitja als ein offenes, kontaktfreudigesKind, das auch Fremde angesprochen habe. In der Bäckerei sollen ihmFremde öfter bei der Bezahlung eines Brötchens ausgeholfen haben,wenn er nicht genug Geld bei sich hatte. «Er war nicht zurückhaltendwie man das vielleicht von anderen Kindern kennt», schilderte aucheine der Erzieherinnen des Horts, wo Mitja zur Ferienbetreuung war.

Uwe K. verfolgte die Aussagen mit gesenktem Blick und nahezuregungslos. Dies blieb auch so, als der Vorsitzende Richter HansJagenlauf frühere Verurteilungen des einschlägig vorbestraftenKinderschänders verlas. Dabei wurde deutlich, dass die pädophileNeigung und das Problem Alkohol seit Anfang der 80er Jahre bekanntwaren. Der Angeklagte entzog sich immer wieder einer Alkoholtherapieoder einer medikamentösen Behandlung. Bereits 1998 stufte derPsychiater Hans-Ludwig Kröber, der auch das Gutachten im aktuellenVerfahren erstellt hat, Uwe K. als gefährlich ein. Bei seiner bisherletzten einschlägigen Verurteilung wegen versuchten sexuellenMissbrauchs 1998 war das Opfer erstmals ein Junge.

Auch die Alkoholsucht des Angeklagten war ein Schwerpunkt deszweiten Prozesstags. So berichtete unter anderem seine ehemaligeLebensgefährtin und Mutter der gemeinsamen Tochter von regelmäßigemund oft auch übermäßigem Alkoholgenuss. Die heute 28-Jährige lebtevon 2001 bis 2006 mit dem Angeklagten zusammen und gab an, von denVorstrafen nichts gewusst zu haben. Uwe K. habe nach der Geburt derTochter bis zur Trennung im Herbst 2006 «eigentlich täglich und immermehr» getrunken. Er habe die Vaterschaft geleugnet. Darunter habeschließlich das Sexualleben gelitten, was Uwe K. frustriert habe.

Sie beschrieb auch, wie er nach Feiern im Gartenverein nachtstorkelnd durch Schkeuditz bei Leipzig gelaufen sei. Sie bestätigteaber, dass Uwe K. selbst unter Alkoholeinfluss sich gut unterKontrolle habe und ihm «einige Biere» nicht anzumerken gewesen seien.Wie im Prozess nochmals erläutert wurde, hatte Uwe K. auch bei denvorherigen Straftaten stets zuvor reichlich Alkohol konsumiert, eheer sich seinem pädophilen Trieb hingab.