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Prozess Prozess: «Böhser Onkel» sagt aus

01.10.2010, 07:42
Der Böse-Onkelz-Sänger Kevin Russell muss sich unter anderem wegen fahrlässiger Körperverletzung verantworten. (FOTO: DPA)
Der Böse-Onkelz-Sänger Kevin Russell muss sich unter anderem wegen fahrlässiger Körperverletzung verantworten. (FOTO: DPA) dpa

Frankfurt/Main/dpa. - «Ichhabe aus meinen Fehlern gelernt», sagte der 46-Jährige und kündigtean, seinen Wohnsitz von Irland nach Deutschland zu verlegen, eingutes Internat für seinen elfjährigen Sohn und eine gemeinsameWohnung im Taunus suchen zu wollen. «Ich will mich nur noch um ihnkümmern, ich bin der Einzige in der Familie, den er noch hat.» Zu denAnklagevorwürfen äußerte sich der Frontmann der vor fünf Jahrenaufgelösten Rockband aber erneut nicht.

Russell ist wegen fahrlässiger Körperverletzung, fahrlässigerStraßenverkehrsgefährdung und Unfallflucht angeklagt. DieStaatsanwaltschaft wirft ihm vor, unter Drogeneinfluss amSilvesterabend 2009 mit Tempo 230 in einem Sportwagen auf derAutobahn Wiesbaden-Frankfurt einen schweren Unfall verursacht zuhaben. Dabei waren zwei junge Männer lebensgefährlich verletztworden, unter den Folgen des Unfalls leiden sie noch heute. Statt denbeiden aus dem brennenden Autowrack zu helfen, soll Russell sich kurzvergewissert haben, dass Hilfe da war, und dann zu Fuß über dieFelder geflüchtet sein.

Die Anklage wirft dem Rocksänger außerdem vor, einen Freundfälschlicherweise als Fahrer des Unfallwagens benannt zu haben.Dieser hatte sich in Begleitung von Russells Manager auch selbst beider Polizei der Tat bezichtigt. Beide hatten angekündigt, sich vorGericht nicht belasten zu wollen, und waren deshalb nicht als Zeugengehört worden. Bei einer Verurteilung drohen dem vorbestraftenRussell einige Jahre Haft. «Die zentrale Frage ist, wer hat am Steuergesessen?», sagte der Vorsitzende Richter Klaus Eckhardt.

Zu seinem Drogen- und Alkoholkonsum sagte Russell: «Ich war vor 25Jahren heroinabhängig, dreimal.» Und: «Aber nicht in derSilvesternacht, das schwöre ich auf den Namen meines Sohnes.»Medikamente nehme er nie vor dem Autofahren: «Ich habe niemalsirgendjemand in Gefahr gebracht.» Alkohol trinke er auch nicht mehr,wiederholte Russells Anwalt einen der kaum verständlichen Sätze desAngeklagten, der vor der 4. Strafkammer erschienen war.

Am Nachmittag sollte ein Rechtsmediziner als Gutachter gehörtwerden. Zuvor waren sieben Zeugen vernommen worden, darunterPolizeibeamte, Angestellte des Hotels im Taunus, in dem Russellwohnt, und der Besitzer des Unfallwagens.