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Prozess Prozess: Ausbrecher legt Geständnis ab

Von JAN W. BRÜGELMANN 20.05.2010, 12:41
Der Angeklagte Peter Paul Michalski unterhält sich in Aachen mit seinem Rechtsanwalt Andreas Chlosta. Im Hintergrund sitzt der Angeklagte Michael Heckhoff (l). (FOTO: DPA)
Der Angeklagte Peter Paul Michalski unterhält sich in Aachen mit seinem Rechtsanwalt Andreas Chlosta. Im Hintergrund sitzt der Angeklagte Michael Heckhoff (l). (FOTO: DPA) dpa

AACHEN/MZ. - Noch vor der Anklageverlesungim Aachener Ausbrecherprozess hat die Verteidigungdes mutmaßlichen Fluchthelfers und VollzugsbeamtenMichael K. (40) gestern das Vorgehen der Staatsanwaltschaftkritisiert. Bei der Ermittlungsbehörde habees "undichte Stellen" gegeben, durch die eszu einer "unzulässigen medialen Vorverurteilung"seines Mandanten gekommen sei, begründeteK.'s Anwalt einen Antrag auf Verfahrenseinstellung.Der Richter folgte jedoch dem Ankläger, wonachdie Unschuldsvermutung nach wie vor gelte.

Die mitangeklagten gescheiterten AusbrecherMichael Heckhoff (51) und Peter Paul Michalski(46) verfolgten das juristische Gezerre eherdistanziert. Auf die Frage des VorsitzendenRichters nach seinem Beruf antwortete Heckhoffleise: "Berufsverbrecher". Später räumte Michalskidie ihm zur Last gelegten Taten "im Kern"ein. Seine Anwälte verlasen eine Erklärung,in der sich der Schwerkriminelle dafür entschuldigte,Menschen in den Tagen nach dem Ausbruch am27. November "Angst bereitet" zu haben. Währendihrer Flucht hatten die beiden in Köln, Essenund Mülheim fünf Geiseln genommen (siehe:"Stationen der Flucht"). Heckhoff wurde am29. November in Mülheim/Ruhr und Michalskiam 1. Dezember am Niederrhein festgenommen.Für sie ändert der Prozess in Aachen gar nichts,beide sind bereits wegen Mordes und Geiselnahmezu lebenslänglicher Haft mit anschließenderSicherungsverwahrung verurteilt. Anders verhältes sich im Fall Michael K. Dem Vollzugsbeamtendroht eine mehrjährige Haftstrafe wegen Beihilfezur schweren räuberischen Erpressung, Bestechlichkeitund Gefangenenbefreiung sowie der Verlustsämtlicher erworbener Pensionsansprüche. DassHeckhoff und Michalski nur unter tätiger Mithilfeeines Vollzugsbeamten entweichen konnten,gilt als sicher. Haben die beiden Gewalttäterden Beamten womöglich erpresst und erhieltensomit die Kopie eines Schlüssels zur Freiheit?Oder hat Michael K., wie die Staatsanwaltschaftglaubt, nicht nur einen schwunghaften Gefängnis-Handelmit Handys und MP3-Playern aufgezogen, sondernauch Heckhoff und Michalsky zur Flucht angestiftet,um einen Anteil aus späteren Raubzügen derbeiden zu kassieren? Er soll beide bis zumGefängnisausgang gebracht und dort mit Waffenversorgt haben.

NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter(CDU) hatte nach der Festnahme des mutmaßlichenFluchthelfers vom "Fehler eines einzelnenBediensteten" gesprochen. Der Angeklagte Michalskiübte gestern massive Kritik an den Zuständenin den Gefängnissen. Man habe ihn jahrelangin Isolationshaft weggesperrt. Er fasste denBeschluss zur Flucht, als er von einer geplantenVerlegung erfuhr und noch schärfere Haftbedingungenbefürchtete. Komplize Heckhoff hatte lautMedienberichten nach seiner Festnahme gesagt,er wolle eher tot sein, "als noch einmal indiesen verlogenen Knast zu kommen". Heckhoff"brenne darauf", so sein Anwalt gestern, seineVersion der Geschichte zu erzählen. Das Urteilsoll Mitte Juli verkündet werden.

Der Angeklagte Michael Heckhoff unterhält sich auf der Anklagebank mit seinem Anwalt Rainer Dietz. (FOTO: DPA)
Der Angeklagte Michael Heckhoff unterhält sich auf der Anklagebank mit seinem Anwalt Rainer Dietz. (FOTO: DPA)
dpa
Der Angeklagte Vollzugsbeamte Michael K. sitzt zwischen seinen Anwälten Thomas Pusch (r) und Thomas Gros. Ein halbes Jahr nach einem spektakulären Gefängnisausbruch in Aachen begann der Prozess. (FOTO: DPA)
Der Angeklagte Vollzugsbeamte Michael K. sitzt zwischen seinen Anwälten Thomas Pusch (r) und Thomas Gros. Ein halbes Jahr nach einem spektakulären Gefängnisausbruch in Aachen begann der Prozess. (FOTO: DPA)
dpa
Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen hat in Aachen der Prozess um den spektakulären Gefängnisausbruch zweier Schwerkrimineller begonnen. (GRAFIK: DPA)
Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen hat in Aachen der Prozess um den spektakulären Gefängnisausbruch zweier Schwerkrimineller begonnen. (GRAFIK: DPA)
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