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Prozess Prozess: 13 Jahre Haft für «Balkonmonster»

13.06.2001, 15:34

Hannover/dpa. - Der Serienvergewaltiger sah Rümke bei der Urteilsbegründung imLandgericht direkt in die Augen. Er hatte seine Taten von Anfang aneingeräumt. Eine Zeugin, die vor Gericht ihr 20-stündiges Martyriumin den Händen des Angeklagten geschildert hatte, ließ einenSektkorken knallen. «Das Urteil ist für uns okay», sagte ihreRechtsanwältin Doris Kahle. Staatsanwaltschaft und Nebenklägerhatten die Höchststrafe von 15 Jahren gefordert, die Verteidigunghatte auf nicht mehr als 10 Jahre plädiert.

  Rümke bezeichnete das Verfahren als «sehr ungewöhnlich». DemAngeklagten traue man solche Taten nicht zu. «Was für einekriminelle Energie gehört dazu, eine Frau vor den Augen ihres Kindeszu quälen und zu vergewaltigen?», fragte Rümke den 38-Jährigen. Nochimmer litten die Opfer an den schwerwiegenden Folgen.

  Bei der Strafbemessung habe sich das Gericht die Frage gestellt:«Was können wir machen, damit weitere potenzielle Opfer geschütztwerden?» Ein Sachverständiger hatte dem Kurierfahrer im Prozesssexuelle Abweichungen mit sadistischen Tendenzen und verringerteSteuerungsfähigkeit bescheinigt. Rümke appellierte an den 38-Jährigen, sich auf die Therapie einzulassen.

  Staatsanwalt Eckehard Glufke hatte in seinem Plädoyer von«menschenverachtender Brutalität und Grausamkeit» gesprochen. DerAngeklagte hatte seine Opfer wochenlang ausspioniert und dann dieBalkontüren oder Fensterverriegelungen angebohrt. Erst wenn er sichsicher fühlte, fiel er über die schlafenden Frauen her. Er fesselteseine Opfer, vergewaltigte sie zum Teil mehrfach und erpresste dieScheckkarten samt Geheimnummer.

  Monatelang hatte die Polizei nach dem Serienvergewaltigergefahndet. Kurz vor der Festnahme waren eine Sonderkommission und400 Beamte im Einsatz gewesen. Speicheltests von Männern, die in dasFahndungsraster passten, verliefen erfolglos.  

 Ende Oktober 2000 war der 38-Jährige zwei Streifenbeamten dannzufällig ins Netz gegangen. Den beiden Polizisten war in der Nähevon Hannover ein Kleinbus aufgefallen. Bei der Überprüfung desFahrzeuges fanden die Beamten eine 20-Jährige gefesselt auf derLadefläche. Der Kurierfahrer hatte sie verschleppt und 20 Stundenlang misshandelt. Schon bei den ersten Verhören hatte erumfangreiche Geständnisse abgelegt. Dies wertete der VorsitzendeRichter als strafmindernd: «Gleich nach Ihrer Verhaftung haben Sieeine Art Lebensbeichte abgelegt und damit das Verfahrenerleichtert.»