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Provozierender Clip Provozierender Clip: Rammstein schocken mit KZ-Video

Von Florian Thalmann 28.03.2019, 07:56
Rammstein
Rammstein Screenshot Youtube

Berlin - Mit Provokationen kennen sich Rammstein bestens aus - und mit dem Spiel mit Symboliken auch. Und so sorgt auch ein am Mittwoch veröffentlichter Werbeclip für jede Menge Diskussionen und Empörungen.

Es geht um eine neue Single oder sogar das lang erwartete neue Album, das am Donnerstag veröffentlicht werden könnte. Beworben wird der Titel mit einem kurzen Video-Clip, in dem die Bandmitglieder, verkleidet als KZ-Insassen, auf ihre Hinrichtung warten.

Nur 35 Sekunden land ist der Werbeclip, der momentan heftig diskutiert wird. Düsterer, bedrohlicher Sound, farblose Bilder, eine Szenerie, die für Entsetzen sorgt: Die Musiker um Frontmann Till Lindemann (56) stehen offenbar auf einem Podest, gekleidet mit blau-weißen Häftlingsuniformen, die Gesichter gezeichnet.

Geheimnisvoller Clip: Rammstein-Fans hoffen auf neues Album

Paul Landers, Gitarrist von "Rammstein", trägt einen gelben Stern auf der Brust, das von den Nationalsozialisten eingeführte Erkennungszeichen für Juden. Die Köpfe der Musiker stecken in Galgenschlingen - so, als würden sie auf ihre Hinrichtung warten. Am Ende taucht der Schriftzug "Deutschland" auf, womöglich der Titel der neuen Rammstein-Single, und ein Datum in römischen Ziffern: "XXVIII.III.MMXIX".

Dieses Datum, der 28. März 2019, hatte in Fan-Kreisen in den letzten Tagen für Aufregung gesorgt. Denn die Zahlen tauchten in mehren Bildern und kurzen Videoclips auf Instagram auf, die offenbar beim Dreh des neuen Musikvideos entstanden. Die Bilder wurden außerdem mit dem Hashtag #duhastvielgeweint versehen.

Was genau am 28. März passieren sollte, blieb vorerst allerdings unklar. Anhänger der Band spekulierten wild: Kommt die neue "Rammstein"-Single, das erste neue Stück der Band seit zehn Jahren? Das letzte Album, "Liebe ist für alle da", erschien 2009. Heißt der Titel "Deutschland" oder doch "Du hast viel geweint"? Wird das neueste Musikvideo der Band veröffentlicht?

Eines haben die Schock-Rocker bereits erreicht: Wieder wird ihre Werbekampagne - vor allem jener Clip, der sie als KZ-Insassen zeigt, kontrovers diskutiert. Mit dem Video habe die Band eine Grenze überschritten, kritisierte etwa Charlotte Knobloch, die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden. "Wie Rammstein hier das Leid und die Ermordung von Millionen zu Entertainmentzwecken missbraucht, ist frivol und abstoßend", sagte sie Berichten zufolge.

Und Felix Klein, der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, nennt die „Inszenierung der Musiker von Rammstein als todgeweihte KZ-Häftlinge" gegenüber "Bild" eine "Überschreitung einer roten Linie". "Sollte dies nur der Verkaufsförderung des neuen Albums dienen, halte ich dies für eine geschmacklose Ausnutzung der Kunstfreiheit.“

Erfahrung mit Provokation: Rammstein will "böse" sein

Die Fans feiern den Kurz-Clip hingegen euphorisch. In kurzester Zeit sahen das Filmchen über eine Million Youtube-Nutzer, Tausende Kommentare fluteten die Facebook-Seite der Berliner Band. "Das wird wieder ein Skandal werden - Aber dafür liebt man Rammstein", schreibt ein Nutzer. Ein anderer: "Was für ein Statement in Form von Kritik an der Gesellschaft wird wohl am Donnerstag in die Welt gestreut werden auf unnachahmliche Weise?"

An Provokationen wie diese sind die Fans allerdings inzwischen auch gewöhnt. Erst anlässlich der letzten Tour gab es Berichte über eine neue Schock-Inszenierung Lindemanns auf den Konzertbühnen: Beim Song "Zerstören" trat er mit einer Sprengstoffweste vor die Zuschauer, die am Ende des Titels mithilfe von Bühnen-Pyrotechnik explodierte - all das, als die Terroranschläge von Paris noch allgegenwärtig waren.

Für das Depeche-Mode-Cover „Stripped“ schnitten die Musiker Bilder von Leni Riefenstahl zusammen. Und der Film zum Song „Pussy“ konnte nur auf einem Porno-Portal gezeigt werden – im Konzert ritt Lindemann auf einer Schaumkanone in Penisform.

Umstrittene Auftritte sind ein Markenzeichen der Rocker. „Das klingt jetzt blöd, aber wir halten den Leuten schon den Spiegel vor“, sagte Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz in einem Interview. „Sonst will ja keiner mehr böse sein. Also übernehmen wir das.“ (red)

(Der Beitrag erschien zuerst bei der Berliner Zeitung)