Promi-Geburtstag vom 7. Oktober 2016: Matthias Brandt

Berlin - Für Matthias Brandt war es vollkommen normal, als Kind von Bundeskanzler Willy Brandt groß zu werden. „Die Besonderheit wird ja von außen herangetragen. Mir ging das eher auf die Nerven, so herausgehoben zu werden aufgrund einer Tatsache, für die ich nichts konnte.”
Das sagte der Schauspieler, der heute (7. Oktober) 55 wird, diesen Sommer der „Süddeutschen Zeitung”. Im demselben Interview führte er aus: „Wäre ich in eine andere Umgebung hineingeboren, wäre ich letztlich genauso geworden.” Gleichwohl hat er die Erinnerungen an seine Kindheit Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre in Bonn aufgeschrieben. „Raumpatrouille” heißt sein literarisches Debüt, das Anfang September auf den Markt kam. Sein berühmter Herr Papa, für viele Menschen eine Lichtgestalt, spielt darin allerdings nur eine Nebenrolle: „Es ist ja kein Buch über meinen Vater.” Es gehe um kindliche Wahrnehmung - „und in der kommt in meinem Fall unter anderem Willy Brandt vor.”
Tatsächlich hat es Matthias Brandt als Promi-Kind geschafft, sich früh vom Etikett „Sohn von” zu befreien. Auch er steht in der Öffentlichkeit, sein beruflicher Weg hat ihn aber nicht in die Politik geführt, sondern zunächst ans Theater, später auch vor die Kamera. Ab Mitte der 80er Jahre war er Ensemblemitglied an etlichen namhaften Bühnen der Republik. Seit er auch fürs Fernsehen arbeitet, ist er schnell deutschlandweit bekannt geworden. Seine Filmografie ist inzwischen lang, in seinem Trophäenschrank verwahrt er neben einem Bambi und einer Goldenen Kamera ein gutes Dutzend weiterer Film-Awards, darunter mehrere Grimme-Preise.
Er versteht sich auf komplexe Charaktere und kann offenbar aus einem tiefen emotionalen Fundus schöpfen. Im Doku-Drama „Eine mörderische Entscheidung” (2013) stellte er beispielsweise den Bundeswehr-Befehlshaber des Luftangriffs bei Kundus 2009 dar, in der Buchverfilmung „Das Zeugenhaus” (2014) spielte er einen Generalmajor der Wehrmacht, im TV-Drama „Männertreu” (2014) verkörperte er einen Frankfurter Verleger mit heimlicher Geliebten, der Bundespräsident werden will. Und - nicht zu vergessen: Regelmäßig schlüpft Brandt seit sechs Jahren in die Rolle des feinsinnigen Serien-Kommissars Hanns von Meuffels aus dem „Polizeiruf 110”.
Der Durchbruch beim Film war ihm übrigens 2003 mit dem teils historischen, teils fiktiven ARD-Zweiteiler „Im Schatten der Macht” (2003) gelungen. Er gibt darin Günter Guillaume, jenen DDR-Spion und Kanzlerreferenten, der nach seiner Enttarnung 1974 zum Rücktritt von Willy Brandt geführt hatte.
Warum gerade diese Rolle? „Ich habe das Drehbuch gelesen, als es noch gar nicht um eine Mitwirkung in dem Film ging”, hat der Schauspieler einmal „Spiegel Online” verraten. „Im Kreis dieser vollständig dokumentierten Figuren wie mein Vater, Herbert Wehner oder Egon Bahr gab es eine, die völlig unerforscht war. Das hat mich verblüfft. Deshalb bin ich an den Regisseur Oliver Storz mit der Bitte herangetreten, dass ich den Guillaume spielen kann.” (dpa)