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Preußen-Hochzeit Preußen-Hochzeit: Ein Landauer zur Vermählung

Von Katharina Wiechers 17.08.2011, 13:09
Eine Kutsche mit sechs davor gespannten Pferden der Rasse Brandenburger fährt über das Brandenburger Haupt- und Landgestüt Neustadt an der Dosse. (FOTO: DAPD)
Eine Kutsche mit sechs davor gespannten Pferden der Rasse Brandenburger fährt über das Brandenburger Haupt- und Landgestüt Neustadt an der Dosse. (FOTO: DAPD) dapd

Neustadt/Dosse/dapd. - Am 27. August wird Kutscher Eckert ganz besondereGäste in dem blauen Landauer umherfahren: Nach der Trauung desjüngsten Sprosses des preußischen Königshauses, Georg FriedrichPrinz von Preußen, wird er das frisch vermählte Paar an derFriedenskirche abholen und durch Potsdam fahren.

Das wichtigste sei es, die Pferde ruhig zu halten angesichts derMassen von Zuschauern, die die Fahrt durch Potsdam voraussichtlichverfolgen werden, sagt Eckert. Die Tiere könnten erschrecken und zurSeite springen, erklärt er. Deshalb soll neben jedem der sechsPferde ein Gestütsmitarbeiter herlaufen, um die Tiere im Fall derFälle im Zaum zu halten. Aber ohnehin ist Eckert ein geübterKutscher: Auf dem Neustädter Gestüt ist er als Fahrlehrer fürangehende Kremser-Lenker angestellt.

Neustädter Gestüt ist preußische Gründung

Dass die Pferde und die Kutsche für die große Hochzeit ausBrandenburg kommen, ist kein Zufall. «Der Cousin des Prinzen ist einBekannter von mir», sagt Gestütschef und Landesstallmeister JürgenMüller. Dieser habe die Idee gehabt, Pferde vom Neustädter Gestüteinzuspannen. Schließlich handelt es sich bei dem Gestüt um einepreußische Institution. König Friedrich Wilhelm II. gründete es 1788und legte damit den Grundstein für die preußische Pferdezucht.

Heute ist das Gestüt eine Stiftung öffentlichen Rechts, dieeigenen Angaben zufolge zur Pflege der denkmalgeschützten Anlage,zur «Bereitstellung gut durchgezüchteter Hengste» sowie zum «Erhaltder heimischen Pferderassen» verpflichtet ist. Für die Hochzeit hatMüller sechs der «Brandenburger Warmblüter» ausgesucht. Calitor,Agulan, Salon, Nero, Phantolist und Parey seien täglich im Gespannund daher gut für den Sondereinsatz geeignet, erklärt er.

Ökumenische Hochzeit in der Friedenskirche

Mit der offenen Kutsche, einem originalgetreu nachgebauten,dunkelblauen Landauer mit hell gepolsterten Bänken, sei schon QueenElizabeth II. durch Potsdam gefahren, erzählt Müller stolz. Nun wirdder Sechsspänner am 27. August vor der Friedenskirche stehen, wo um12.00 Uhr der Traugottesdienst stattfinden wird.

Da der 35-jährige Prinz evangelisch ist, die 33 Jahre altePrinzessin aber katholisch, wird es eine ökumenische Zeremoniewerden, abgehalten vom evangelischen Pfarrer Michael Wohlrab und dempensionierten Abt Georg Graf Henckel zu Donnersmarck, Onkel desFilmregisseurs Florian Henckel von Donnersmarck («Das Leben derAnderen»).

Das sei nicht die erste ökumenische Trauung im preußischenKönigshaus, sagt die Leiterin der Generalverwaltung des vormalsregierenden Preußischen Königshauses, Michaela Blankart. Schon beider Hochzeit 1823 von König Friedrich Wilhelm IV. (1795 - 1861) mitder katholischen Prinzessin Elisabeth von Bayern sei dies einmalvorgekommen.

Empfang und Dinner in Park Sanssouci

Ist das Brautpaar nach der Trauung bei Eckert in die Kutschegeklettert, fährt er es über den Luisenplatz, die SchopenhauerStraße und die Straße Zur Historischen Mühle zu den Neuen Kammern,dem ehemaligen königlichen Gästehaus neben Schloss Sanssouci. Dortsoll der Empfang stattfinden. Anschließend geht es laut Blankart zumOrangerieschloss, wo das Dinner für die rund 750 geladenen Gästegegeben wird.

Dass die Hochzeitsfeierlichkeiten an so prominenten Orten wie denNeuen Kammern oder dem Orangerieschloss stattfinden, hat angeblichnichts damit zu tun, dass die Gebäude von den Vorfahren desBräutigams erbaut wurden. «Wir machen da keine Ausnahme», sagt einSPSG-Sprecher. Die Neuen Kammern könnten generell für «hochrangigeVeranstaltungen» gemietet werden.

Obwohl Eckert schon zahlreiche Hochzeiten als Kutscher begleitethat, ist die Preußen-Hochzeit für ihn ein besonderes Ereignis. Beieiner so großen Veranstaltung sei er noch nie gefahren, sagt er.Extra für diesen Anlass bekommt er vom Chef sogar eine neueblau-rote Uniform.

Der Kutscher Klaus Eckert lenkt seine Kutsche über das Brandenburger Haupt- und Landgestuet Neustadt an der Dosse. (FOTO: DAPD)
Der Kutscher Klaus Eckert lenkt seine Kutsche über das Brandenburger Haupt- und Landgestuet Neustadt an der Dosse. (FOTO: DAPD)
dapd