1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Pressestimmen zu Bushido: Pressestimmen zu Bushido: "Jede Aufmerksamkeit für ihn ist zu viel"

Pressestimmen zu Bushido Pressestimmen zu Bushido: "Jede Aufmerksamkeit für ihn ist zu viel"

16.07.2013, 07:03
Der Berliner Rapper Bushido
Der Berliner Rapper Bushido DPA/ARCHIV Lizenz

Westfalenblatt (Bielefeld)

Braunschweiger Zeitung

Mittelbayrische Zeitung (Regensburg)

Nordkurier (Neubrandenburg)

Tagesspiegel (Berlin)

General-Anzeiger (Bonn)

Westfalenblatt (Bielefeld)

Halle/MZ - "Hier der Integrations-Bambi, dort das Praktikum im Büro des CDU-Bundestagsabgeordneten Christian von Stetten: Die Fans haben dem vermeintlich beinharten Rapper seinen Ausflug in das bürgerliche Leben übel genommen, die Musik des Künstlers stand schon lange nicht mehr im Fokus. Bushidos beleidigende Textpassagen sind mehr als nur eine Rolle rückwärts zum alten Image.

Sie sind ausgeklügeltes Marketing, um sich seiner Fan-Basis zu versichern. Auf eine Entschuldigung Bushidos wird man wohl vergeblich warten müssen. Vielmehr reibt sich der Berliner “Straßenrapper„ ob des medialen Interesses die Hände in seiner Villa im Grünen - immerhin ist seine Musik endlich einmal wieder Thema in den Medien. Angesichts dessen kann Bushido auch über ein paar 1000 Euro eventueller Prozesskosten nur lachen."

Braunschweiger Zeitung

„Künstlerische Freiheit kann Bushido jedenfalls nicht für sich in Anspruch nehmen. Dafür sind seine Texte zu eindeutig, zugleich auch zu armselig. Rap kann eine Kunstform sein. Es gibt Rapper, die mit pfiffigen Texten gegen Verhältnisse opponieren, die sie bedrücken. Bushido ist bloß ein opportunistischer Basher, ein Schläger. Jede Aufmerksamkeit für ihn ist zu viel.“

Mittelbayrische Zeitung (Regensburg)

"Bushidos Plan ist aufgegangen. Der Unternehmer in der Branche Rap hat einiges in das Marketing für sein Produkt - also sich selbst - investiert, und offensichtlich zahlt sich diese Investition aus. Viel öffentliche Kritik und als Krönung eine Strafanzeige. Besser kann sich ein inzwischen millionenschwerer Musik-Geschäftsmann nicht zurück in die Liga der bösen Buben spielen.

Wenn die Nummer jetzt noch auf den Index kommt, hat Bushido aus seiner Sicht alles richtig gemacht. Besonders ärgerlich für die Opfer seiner Attacken-Strategie: Man kann es eigentlich nicht richtig machen. Ignoriert man solche Texte, stellt man dem in Reimform vorgetragenen Hass einen Freibrief aus. Das kann keine Option sein. Geht man mit allen Mitteln dagegen vor, freut sich ein Rapper in seiner Villa im Grünen über neu gewonnene street credibility - Umsatzsteigerung inklusive."

Nordkurier (Neubrandenburg)

“Bushido dient vielen Heranwachsenden als Idol. Das muss uns hellhörig und vorsichtig machen. Ein Rüpelrapper der schlimmsten Sorte kann und darf nicht zum Vorbild stilisiert werden. Durch ihn kriechen Gossen-Sprache, abscheuliche Aussagen, schwulenfeindliche Äußerungen und nun auch noch Mordfantasien mitten in die Gesellschaft. Niemand glaubt ernsthaft, dass die Anhänger des Musikers die radikalen Wortspiele kritisch spiegeln und sich mit ihnen auseinandersetzen. Vielmehr übernehmen sie unreflektiert die mächtigen Reime.

Nicht nur sein aktueller Song 'Stress ohne Grund' gehört auf den Index und verschwiegen. Doch Ignorieren hilft nicht. Eine mündige Gesellschaft muss solche tumben (musikalischen) Gefahrenpotenziale offen anprangern, enttarnen. Und die Kunden müssen die CD im Laden liegen lassen.“

Tagesspiegel (Berlin)

“Es ist richtig, dass Klaus Wowereit Strafanzeige stellt. Denn das Verhältnis von künstlerischer Freiheit und persönlicher Beleidigung sollte keine Jury oder ein Gremium ausloten, sondern ganz nüchtern ein Gericht. Alles andere ist eine Geschmacksfrage, über die im Zweifel das Publikum entscheidet. Bei Bushido hat es schon entschieden: Ihm laufen die Fans davon. Gut so.

Und, ja, man gibt Bushido mit der Debatte gleichzeitig auch eine Plattform und Aufmerksamkeit. Aber das ist ein Preis, den es wert ist zu zahlen, um ein Schlaglicht dorthin zu werfen, wo es dunkel ist und nur die Edelkarossen glänzen.“

General-Anzeiger (Bonn)

“Die unappetitlichen Spitzen des Rappers gegen Politiker wie Klaus Wowereit und Claudia Roth müssen als das benannt werden, was sie sind: gewaltverherrlichende Fantasien, die mit der vom Grundgesetz garantierten Kunstfreiheit nicht vereinbar sind. Was wäre, wenn öffentlicher Diskurs, Protest und Kritik in diesem Fall ausblieben? Eine selbstbewusste Zivilgesellschaft muss sich positionieren. Ein windelweiches Alles-ist-erlaubt verbietet sich.“