Posträuber Posträuber: Ronnie Biggs heiratet im Gefängnis
London/dpa. - Die frühere Samba-Tänzerin war in einem weißen Hosenanzug zu derZeremonie im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsch in Londons Südwestenerschienen. Die Braut mit schwarzem Kurzhaarschnitt wurde von ihremSohn Michael begleitet, der seine Partnerin und sein zweijährigesTöchterchen Ingrid mitbrachte. Die Hochzeitsgesellschaft umfassteinsgesamt 12 Menschen. «Wir sind jetzt alle eine Familie», sagteMichael strahlend. Bei der Trauung durch einen Standesbeamten saßBiggs, im grauen Anzug, auf einem Stuhl. Die Gefängniswärter hieltendiskret Abstand.
Biggs hatte die feurige Tänzerin 1971 in Rio de Janeirokennen gelernt. Nach vier Heiratsanträgen von Biggs habe siezugestimmt, weil sie befürchte, dass es mit dem Leben des Gangsterszu Ende gehe, hieß es in britischen Medien. Allerdings, so wurdespekuliert, könnte sich Biggs von dem Schritt vor den Gefängnisaltarauch eine vorzeitige Entlassung erhoffen. Der gelernte Zimmermann warbereits einmal in jungen Jahren mit einer Britin verheiratet. Aus derEhe stammen zwei Kinder.
Ungeachtet des fortgeschrittenen Alters und der angeschlagenenGesundheit von Biggs hat die britische Regierung noch vorkurzem ein Gnadengesuch abgelehnt. Er soll nach dem Willen derRegierung die restlichen 28 Jahre seiner 30-jährigen Haftstrafeverbüßen. Biggs war im Mai 2001 nach 36 Jahren auf der Fluchtfreiwillig aus Brasilien in seine Heimat zurückgekehrt. Er wolle vorseinem Tod noch einmal ein Bier in einem englischen Pub trinken,erklärte er damals.
Die Erinnerung an den spektakulären Raubzug von Biggs undseinen Komplizen ist bei der Regierung und bei Scotland Yardjedoch keineswegs verblichen. Bei dem dreisten Überfall auf denPost-Nachtzug von Glasgow nach London erbeuteten die Posträuber imAugust 1963 mehr als 2,6 Millionen Pfund (heute rund 80 Mio Euro).Sie wurden einen Monat später gefasst. Schon nach 15 Monaten brachBiggs mit einer Strickleiter aus. In Paris ließ er sich von einemSchönheitschirurgen das Gesicht verändern und floh über Australiennach Brasilien. Scotland Yard jagte ihn - erfolglos - rund um dieWelt.