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Porträt Porträt: Carlo Urbani war passionierter Arzt und Helfer

30.03.2003, 12:55

Genf/Rom/dpa. - Der Entdecker der tödlichen Lungenentzündung SARS, Carlo Urbani, war Arzt und Helfer aus Leidenschaft. Der Aufmerksamkeit des 46-jährigen Italieners, der selbst an dem Schweren Akuten Atemwegsyndrom starb, ist es zu verdanken, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Behörden in aller Welt vor der gefährlichen Krankheit aus Asien warnen konnte. Viele neue Fälle konnten laut WHO so frühzeitig festgestellt, die Patienten isoliert und weitere Ansteckungen verhindert werden.

Urbani war der erste WHO-Experte, der den Ausbruch der Krankheit an einem amerikanischen Geschäftsmann entdeckte, der in ein Krankenhaus in Hanoi gebracht worden war. «Carlo war derjenige, der sehr schnell erkannte, dass diese Krankheit etwas sehr Seltsames war», sagte Pascale Brudon von der WHO in Vietnam. «Er war jeden Tag im Krankenhaus, sammelte Proben, sprach mit dem Klinikpersonal und verstärkte die Kontrollmaßnahmen.» Der SARS-Ausbruch in Hanoi scheint laut WHO inzwischen unter Kontrolle.

WHO-Generaldirektorin Gro Harlem Brundtland in Genf nannte Urbani einen «außergewöhnlichen Arzt». Der Spezialist für übertragbare Krankheiten arbeitete für die WHO in Kambodscha, Laos und Vietnam und war in Hanoi stationiert. Urbani hatte in Ancona Medizin studiert, war verheiratet und hinterlässt drei Kinder im Alter von 17, 10 und 5 Jahren. Nach seiner Erkrankung wurden die Kinder nach Italien zurückgeschickt. Am vergangenen Samstag erlag der 46-Jährige der Lungenentzündung in Thailand, wo er behandelt wurde.

Als Präsident der italienischen Sektion von «Ärzte ohne Grenzen» gehörte er 1999 auch der Delegation an, die in Oslo den Friedensnobelpreis für die Hilfsorganisation entgegennahm. Die Organisation trauere um einen «passionierten Arzt, Helfer und Freund», heißt es auf der Internet-Seite.

«Carlo war ein wundervoller Mensch, und wir sind alle am Boden zerstört», beschreibt Brudon die Stimmung unter Urbanis Kollegen in Hanoi. «Der Tod von Carlo Urbani macht uns von der WHO alle sehr betroffen», erklärte auch WHO-Chefin Brundtland. «Sein Leben erinnert uns wieder einmal an unsere eigentliche Aufgaben für die öffentliche Gesundheit.»