Sachsen-Anhalt Politik ringt um Lösungen für Kitas und Erzieher
In Sachsen-Anhalt werden immer weniger Kinder geboren. Das wirkt sich auf die Kitas aus. Wie kann man darauf reagieren? Der Landtag debattiert über mögliche Lösungen.

Magdeburg - Angesichts sinkender Kinderzahlen ringt die Politik in Sachsen-Anhalt um Lösungen, wie das Kita-System für die Zukunft aufgestellt werden kann und Erzieher in den Einrichtungen gehalten werden können.
Linken-Fraktionsvorsitzende Eva von Angern verwies in einer Debatte im Landtag darauf, dass in Sachsen-Anhalt immer weniger Kinder geboren werden. Im vergangenen Jahr sei mit 12.500 Geburten ein neuer Tiefstand erreicht worden. Von Angern warnte vor den Folgen für das Kita-System und vor der Abwanderung von Erziehern in andere Bundesländer. Dort bekämen die Fachkräfte mehr Gehalt, sagte sie.
Man müsse alles daran setzen, das ausgebildete Personal in den Kitas in Sachsen-Anhalt zu halten und die Personalschlüssel zu verbessern, forderte von Angern. Mit 9,7 Kindern pro Erzieher weiche der Personalschlüssel weit von der in Fachkreisen anerkannten Empfehlung von 7,5 Kindern pro Erzieher ab, so die Linken-Politikerin.
Ministerin verweist auf Verbesserungen
Zuletzt war bekanntgeworden, dass Erzieherinnen bereits an manchen Orten Stunden reduzieren müssen und Einrichtungen schließen mussten. Doch wenn das Land den Personalschlüssel anheben würde, müsste es auch noch mehr Geld für die Kinderbetreuung ausgeben.
Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) will verhindern, dass Einrichtungen im ländlichen Raum von der Landkarte verschwinden. In Sachsen-Anhalt seien aber in den vergangenen Jahren auch viele Verbesserungen erreicht worden, sagte sie. Grimm-Benne verwies auf vom Land übernommene Tarifsteigerungen sowie die Entlastung von Mehrkindfamilien. Außerdem finanziere das Land 255 zusätzliche Stellen über den Personalschlüssel hinausgehend, sagte die SPD-Politikerin.
Wird es für kleine Kitas eng?
Mehrere Fraktionen verwiesen darauf, dass es schwierig werden könnte, kleine Einrichtungen zu erhalten. „Kleine Kitas mit hohem Investitionsbedarf sind für viele Kommunen finanziell kaum tragbar. Das muss offen benannt werden“, erklärte der CDU-Abgeordnete Tim Teßmann. Auch Konstantin Pott (FDP) betonte, es werde Einrichtungen geben, die zu klein seien. Im Mittelpunkt müsse bei allen Überlegungen die Qualität stehen, forderte Pott.
Die Grünen-Abgeordnete Susann Sziborra-Seidlitz forderte die Kommunen auf, für ein tragfähiges und bedarfsgerechtes Netz zu sorgen. Man dürfe nicht auf eine „kalte Marktbereinigung“ warten, sagte Sziborra-Seidlitz.
AfD beklagt „demografische Katastrophe“
AfD-Fraktionsvize Gordon Köhler warf der Landesregierung vor, nichts gegen die „demografische Katastrophe“ zu unternehmen. Nötig sei eine familienpolitische Wende - ohne Kinder brauche man auch nicht über die Zukunft der Kitas diskutieren, sagte er.
Der Sozialausschuss des Landtags will am 24. September eine Anhörung mit verschiedenen Experten durchführen. Dort werde es unter anderem um die Sicherheit der Arbeitsplätze und die Arbeitsbelastung der Erzieher gehen, kündigte SPD-Fraktionsvorsitzende Katja Pähle an.