Polen Polen: Weichsel-Hochwasser nähert sich Ostsee
Warschau/dpa. - Das Hochwasser der Weichsel nähert sich nachtagelangen verheerenden Überschwemmungen der Mündung. Der Scheitel werde in der Nacht zum Mittwoch die Ostsee erreichen, sagte Lukasz Legutko vom Hydrometeorologischen Institut IMGW am Dienstag in Warschau. Am Nachmittag floss die hohe Welle durch Tczew in Pommernetwa 30 Kilometer vor der Danziger Bucht. Entlang der Oder erreichteder Hochwasserscheitel Nowa Sol vor Grünberg und rauschte weiterdurch Niederschlesien Richtung deutsche Grenze. Unterdessen stieg dieZahl der Todesopfer auf 16: In Pulawy fiel ein 13-jähriges Mädchenvon einer Brücke in die Weichsel und ertrank.
Polens Regierung kam zusammen, um Finanzhilfen für die Flutopferzu beschließen. Wie Ministerpräsident Donald Tusk vor derKabinettssitzung mitteilte, sollen dafür zwei Milliarden Zloty (0,5Milliarden Euro) zur Verfügung gestellt werden. Das Geld werde durchEinsparungen beim laufenden Etats erwirtschaftet, dieStaatsverschuldung werde nicht vergrößert, versicherte Tusk.
An der Oder galt am Nachmittag der Ort Dobrzejewice zwischenGlogow und Nowa Sol als Schwachstelle. Der Deich sei nichtvollständig und könne den Fluss nicht in seinem Bett halten, sagteein Gemeindevertreter. Die Stelle wurde mit 150 000 Sandsäckenverstärkt. In Glogow hielten die Dämme dem Druck des Oderwasserszunächst stand.
«Die Oder ist ruhiger als die Weichsel», sagte Innenminister JerzyMiller in Warschau. Die Flutwelle dort passiere eine Stelle binnen 48Stunden - und damit deutlich rascher als das Hochwasser der Weichsel,erläuterte er. Miller warnte vor nachlassender Wachsamkeit. «DasRisiko bleibt.» In Slubice an der Grenze zu Deutschland wurdevorsichtshalber ein Krankenhaus evakuiert.
Bei Plock nordwestlich von Warschau ging der Kampf gegen dieWassermassen der Weichsel weiter, die nach einem Deichbruch amSonntag 23 Ortschaften überflutet hatten. Das Wasser gehe zurück,die Lage bleibe aber sehr ernst, sagte der Chef des zentralpolnischenVerwaltungsbezirkes Mazowsze, Jacek Kozlowski.
Hunderte Feuerwehrleute und Soldaten waren dort seit drei Tagenrund um die Uhr im Einsatz. Die Weichsel verwüstete ein Gebiet von8000 Hektar, 2400 Menschen mussten evakuiert werden. Erst dieSprengung der Deiche an anderen Stellen brachte Entlastung, ein Teildes Wassers kehrte ins Flussbett zurück. Auch in Warschau ging derPegel des Flusses weiter langsam, aber stetig zurück, die Deichewaren aber weiter durchweicht. Daher blieben Schulen und Kindergärtenin einigen Stadtteilen geschlossen.
Im Süden Polens begann sich die Lage langsam zu normalisieren. DieFiat-Fabrik in Tychy habe die Produktion wieder aufgenommen,berichtete PAP. Auch die Glashütte in Sandomierz produzierte wieder.
Rund 15 000 Feuerwehrleute, 6000 Polizisten und fast 5000 Soldatensind in Polen unermüdlich im Hochwassereinsatz. Rund 250 ausländischeRettungskräfte, darunter auch Deutsche, unterstützen die polnischenKollegen.
