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Pilotin oder Meteorologin Pilotin oder Meteorologin: Wer wird erste Deutsche im All?

Von Juliane Meißner 19.04.2017, 16:32
Kölnerin oder Bonnerin? Eine der beiden Frauen wird ins All fliegen: Insa Thiele-Eich aus Bonn (links) oder Nicola Baumann aus Köln.
Kölnerin oder Bonnerin? Eine der beiden Frauen wird ins All fliegen: Insa Thiele-Eich aus Bonn (links) oder Nicola Baumann aus Köln. dpa

Köln/Berlin - In ihren extra designten Astronautenanzügen lächelten die beiden Finalistinnen Nicola Bauman und Insa Thiele-Eich minutenlang in die Kameras der Fotografen. Es wirkte so, als hätten sie schon Jahre Erfahrung darin.

Die beiden Kandidatinnen erfüllen in den Augen der Jury alle Kriterien

Aber die Jury hat sich nicht ohne Grund für die beide Frauen entschieden: Kommunikatives und offenes Auftreten waren schließlich Kriterien, nach denen unter den verbliebenen sechs Kandidatinnen ausgewählt wurde. „Zu den wichtigen Punkten gehörten ebenfalls Interesse an mathematisch-naturwissenschaftlichen Themen und die Fähigkeit, im Team zu arbeiten und gleichzeitig eine Führungsrolle einzunehmen“, erklärte Ulrich Walter, deutscher Astronaut und Professor an der Technischen Universität München. Er war zudem Mitglied der Jury, und verlas – ebenfalls im Astronautenanzug - die Namen der beiden Frauen.

Sie sind ihrem Traum nun einen großen Schritt näher gekommen: Nicola Baumann und Insa-Thiele-Eich sind im Finale der privaten Initiative „Die Astronautin“. Die Frauen sollen eine zweijährige Astronautenausbildung der Europäischen Raumfahrtagentur ESA absolvieren. Danach soll eine von ihnen noch vor 2020 die erste deutsche Frau im All sein - und zehn Tage auf der Internationalen Raumstation ISS verbringen.

Verkündet wurde die Entscheidung am Mittwoch in Berlin. Zur Jury gehörten neben Ulrich Walter auch die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums Pascale Ehrenfreund, der Airbus-Geschäftsführer Johannes von Thadden und Claudia Kessler, die die Initiative im vergangenen Jahr gründete. Beworben hatten sich über 400 Frauen, ausgewählt wurden die Finalistinnen in mehreren Runden durch mehrere medizinische und psychologische Tests.

Finanzierung per Crowdfunding

Doch die Finanzierung dieses teuren Projekts ist noch nicht geklärt. Bezahlt werden soll das ESA-Training per Crowdfunding. Von den benötigten 50.000 Euro für den ersten Abschnitt der Ausbildung wurden bislang 26.950 Euro erreicht – bis Ende April hat die Initiative noch Zeit, die fehlende Summe einzuwerben. Doch benötigt werden weitere 50 Millionen Euro für den Flug und den Aufenthalt auf der ISS. Dafür sollen Sponsoren gewonnen werden.

Initiatorin Claudia Kessler ist zuversichtlich: „Wir sprechen derzeit mit den ersten Sponsoren und hoffen, dass sich vielleicht auch die Bundesregierung und die ESA daran beteiligen.“ So will sich Airbus beispielsweise mit Trainingseinheiten an seinem Bremer Standort und auch Sachleistungen beteiligen, wie Geschäftsführer von Thadden sagte.

Sollte das Geld durch die Crowdfunding-Kampagne zusammenkommen, soll die Astronautenausbildung für die beiden Finalistinnen noch in diesem Jahr beginnen. Dazu zählten beispielsweise Parabelflüge und Tauchtrainings, wie Claudia Kessler erklärt. Doch beide Frauen sollen im Job bleiben: Nicola Baumann ist Eurofighter-Pilotin und Insa Thiele-Eich arbeitet als Meteorologin.

Wer von ihnen dann ins All fliegt, soll etwa ein Jahr vor dem ISS-Aufenthalt endgültig entschieden werden. Die Astronautin soll dann auch Experimente auf der Internationalen Raumstation  machen – und wird auch selbst zum Forschungsobjekt. „Wir haben fast nur Daten von männlichen Astronauten“, sagte Pascale Ehrenfreund vom DLR. Das Raumfahrtzentrum war für die medizinischen und psychologischen Tests der Bewerberinnen verantwortlich. „Wir wollen untersuchen, wie sich die Schwerkraft auf die Funktion der Augen, den Hormonhaushalt und die Psyche der Astronautin auswirkt.“

Bislang waren elf deutsche Männer im All – klassischerweise erfolgt die Auswahl über eine Ausschreibung der ESA. Die letzte war 2008, wann die die nächste kommt, ist offen.

Für eine junge Frau aus Sachsen-Anhalt ist der Astronautinnen-Traum vorerst vorbei: Die Physikerin Christiane Heinicke  aus Bitterfeld hatte sich nach einer einjährigen Mars-Simulation auf Hawaii ebenfalls für das Programm beworben. (mz)