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Perpetuum mobile Perpetuum mobile: Schurke oder Genie? Dieser Mann sorgte für großes Staunen

09.02.2019, 17:17
Johann Bessler: ein Genie oder doch ein Scharlatan?
Johann Bessler: ein Genie oder doch ein Scharlatan? Wikipedia

Merseburg - Vor genau 300 Jahren erschien das Buch „Das Triumphierende Perpetuum mobile Orffyreanum“. Sein Autor war Johann Elias Bessler (1681-1745), der sich als technisch ambitionierter Tausendsassa Orffyreus nannte. In der 1719 veröffentlichten Schrift stellte er ein von ihm erfundenes Perpetuum mobile vor: Ein Holzrad, das, einmal in Gang gesetzt, angeblich ohne weitere Energiezufuhr immer in Bewegung blieb. Im Jahr 1712 hatte er es erstmals in Gera der Öffentlichkeit vorgeführt. Die war hin und her gerissen: War Bessler ein Genie oder ein Scharlatan? So lautete die Gretchenfrage, die sich die Fachleute stellten.

Dienstmagd machte auf Betrug aufmerksam

Zu denen gehörte auch der Philosoph und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz aus Hannover. Von Besslers Perpetuum mobile erfuhr der Gelehrte 1713 durch ein Schreiben des Zeitzer Pfarrers Gottfried Teuber, mit dem Leibniz ebenso korrespondierte wie mit dessen Landesvater, Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz. Teuber war nicht nur den technischen Wissenschaften zugetan, sondern in seiner Studienzeit in Jena auch Schüler des berühmten Universalgelehrten Erhard Weigel.

Ebenso gebannt wie Leibniz verfolgte dessen hallescher Kollege Christian Wolff Besslers Erfindung. Im Jahr 1715 bot sich Wolff die Gelegenheit, einer Vorführung des „Bessler-Rads“ durch seinen Erfinder in Merseburg beizuwohnen. Über die erlebte Demonstration berichtet Wolff Ende 1715 in einem Brief an Leibniz unter anderem: „Die Realität zeigte, dass sein Rad weit entfernt von jeglicher Täuschung ist.“ Doch da hatte sich der Gelehrte wohl geirrt. Umso mehr, da 1727 eine frühere Magd Besslers den Behörden mitzuteilen wusste, dass es sich bei der Maschine um Betrug handle.

Verkauf scheiterte an Zahlungsmodalitäten

Für 100.000 Taler war der studierte Mediziner Bessler nach 1712 bereit, seine Erfindung zu veräußern. Gemessen an der Kaufkraft entspricht die Summe einem Euro-Betrag in Millionenhöhe. Zwei ernstzunehmende Interessenten fanden sich: Russlands Zar Peter I. wollte die Maschine erwerben - aber dazu kam er nicht mehr, da er vorher starb. Auch die traditionsreiche Royal Society of London zeigte Interesse an dem Perpetuum mobile. Doch auch dieser Verkauf scheiterte, weil Bessler mit den Zahlungsmodalitäten nicht einverstanden war. Als sich kein weiterer Käufer für seinen scheinbar genialen Apparat finden wollte, zerstörte er sein Erfindung.

Die Trauer, dass sich das „Bessler-Rad“ nicht erhalten hat, hält sich in Grenzen, da ein Perpetuum mobile fundamentalen physikalischen Gesetzen widerspricht, also nicht funktionieren kann. Der Erfinder blieb aber auch nach dem Rad-Desaster umtriebig, wollte Unterseeboote, selbstspielende Orgeln und von der Windrichtung unabhängige Windmühlen entwickeln. Wie passend scheint es da, dass Bessler den ruhmreichen Erfindertod starb, als er 1745 von einer Windmühle stürzte.