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PC-Technik PC-Technik: Heimcomputer-Sensation mit 16-Bit-Prozessor und 4096 Farben

20.07.2005, 06:00

Hamburg/dpa. - Am 23. Juli 1985 feierte das Gerät Weltpremiere in New York.

«Anstelle des betagten 8-Bit-Microprozessors 6510 im C64 arbeitete ein schneller 16-Bit-Prozessor des Typs Motorola 68000 als technisches Herz im Amiga», beschreibt Slabihoud den technischen Fortschritt. Der Computer bot zahlreiche neue Möglichkeiten bei Bildbearbeitung und Animation. Das Gerät konnte 4096 Farben darstellen und bot vierstimmigen Digitalsound. «Es war ein richtigerTechnologiesprung und der Durchbruch für grafische Animation», sagtDusan Zivadinovic von der Fachzeitschrift «c't».

Mit seinen Grafik- und Tonfähigkeiten übertrumpfte der Amiga denC64 und vor allem zahlreiche PCs. Diese waren Ende der 80er Jahremeist noch reine Bürocomputer für Textverarbeitung oder Abrechnung.Die Animation beschränkte sich auf das Blinken des Cursors. EinzigeGeräuschquelle zusätzlich zum Summen des Lüfters war ein nervtötenderPiepston bei Programmfehlern und Abstürzen.

Auch bei der Textverarbeitung war der Amiga diversenKonkurrenzprodukten seiner Epoche weit voraus: Zu einer Zeit, alsmonochrome Monitore Standard waren und Textprogramme ihre Benutzermit ellenlangen Steuerzeichen und Sonderbefehlen verwirrten, bot derAmiga schon eine grafische Darstellung des gesamten Dokumentes. Damitzeigte der Bildschirm den Text in der passenden Typografie und demLayout, wie es später auf dem Papier aussehen sollte.

Bei professionellen Anwendern in Werbeagenturen und Druckereienkonnte sich der Amiga 1000 aber nie richtig durchsetzen und zum neuenStandard entwickeln. Hier hatten häufig Atari ST oder Apple die Nasevorn. Mit den neuen Modellen Amiga 500 und Amiga 2000 legte Commodorenach. Der Amiga 500 löste bei vielen Fans von Spielen und Animationenden C64 ab. Softwareanbieter modifizierten ihre Programme.Insbesondere zahlreiche Spiele boten auf dem Amiga mehr Möglichkeitenund bessere Grafik als auf dem C64.

Der Amiga 2000 stand von Anfang an in scharfer Konkurrenz zu demimmer erfolgreicheren MS-DOS und Windows-Systemen. Außerdem setztesich bei Grafikbüros oder in den Layoutabteilungen von Verlagen derApple Mac als Standard durch.

«Neben den USA waren Deutschland und Großbritannien diewichtigsten Märkte für den Amiga», sagt der «c't»-Spezialist. NachAngaben des 8Bit-Museums wurden bis Ende 1993 in Deutschland rund28 000 Commodore 1000, 124 000 Amiga 2000 und 1,1 Millionen Amiga 500verkauft.

Auch wenn der Amiga im Vergleich zu heutigen Computern wie einDinosaurier wirkt, ist das Gerät nicht in Vergessenheit geraten undnur noch im Museum oder auf dem Elektroschrott-Recyclinghof zufinden. «Der Computer ist heute noch im Einsatz», sagt Slabihoud.Manche Kinobetreiber hätten zum Beispiel Anzeigetafeln mit Texten undGrafiken durch einen Amiga angesteuert. Außerdem gibt es noch vieleFangruppen und Amiga-Nutzer, die im Internet Erfahrungen und Softwareaustauschen.