Pazifik Pazifik: Der Weihnachtsmann auf dem Surfbrett

Honolulu/dpa. - Auf den Inseln mitten im Pazifik kann zwar bei 30 Grad vonheimeligen Adventsnachmittagen am Kamin und kuscheligen Abenden,während es draußen stürmt und schneit, nicht die Rede sein. Dennochgibt es in der Weihnachtszeit die typischen Dekorationen: Häuser sindmit Lichterketten geschmückt, die Eiszapfen simulieren,Geschäftsleute sprühen künstliche Eiskristalle an ihreFensterscheiben.
Im Garten von Betty Hearst in Kailua unweit von Honolulu grasenzwei Rentierfiguren mit Beleuchtung unter Palmen. «Das ist eben dieTradition», sagt die Rentnerin, die wie tausende auf der Palmeninselauch einen echten Tannenbaum im Wohnzimmer hat. Ein paar Häuserweiter klettert ein dick eingemummelter Plastikweihnachtsmann eineStrickleiter zum Fenster hoch. In einem anderen Vorgarten steht -unter der ständigen Sonne stark verblasst - die heilige Familie indicke Decken und Mäntel gehüllt im Garten. Nur das Jesuskind hat esin seiner Leinenwindel in der Hitze einigermaßen komfortabel.
Am berühmten Strand von Waikiki läuft in der Adventszeit einJogger mit freiem Oberkörper, aber roter Weihnachtsmannmütze in denSonnenuntergang. Auf der Promenade flanieren Touristen mit Shorts undPlastikschlappen durch klimagekühlte Läden. «Let it snow» (Lass esschneien) tönt aus der Musikberieselungsanlage.
«Als ich klein war, habe ich immer sehnsüchtig auf den Schnee zuWeihnachten gewartet», sagt Catherine Brede, die nicht weit vonHonolulu aufwuchs. Dass der immer winterlich gekleideteWeihnachtsmann aus einer anderen Welt stammte, war für sie keinProblem. «Wir lernten halt, dass er von weit her kommt.»
Das Stadthaus von Honolulu verwandelt sich in den Adventswochen ineine Winterlandschaft. Künstlicher Schnee liegt zwischen einemDutzend Tannen in der Eingangshalle, und vom Band läuft «I'm dreamingof a white Christmas» (Ich träume von einer Weißen Weihnacht). «Wirversuchen, die Fantasie einer weißen Weihnacht so gut wie möglich zusimulieren«, sagt Bürgermeister Mufi Hannemann. Die Touristen, dieherkommen, laufen ja nicht vor Weihnachten weg, sondern nur vor demkalten Wetter.»
Doch hier und da ist die Weihnachtsdekoration angepasst. So sitztvor dem Stadthaus ein fast fünf Meter hoher Weihnachtsmann mitnackter Brust auf der Mauer, die Zehen in einen kleinen Teichgestreckt. Er grinst über das ganze Gesicht. Die Geschäfte habenGrußkarten mit einem Weihnachtsmann auf dem Surfbrett im Sortiment.Auch Baumdekorationen gibt es mit lokalem Anklang: Anhänger mit einemWeihnachtsmann in Badehose etwa, oder Variationen der Weihnachtskugelin Form und Farben eines Hawaii-Hemdes.
Wenn das Fest dann näher rückt, besinnt sich BürgermeisterHannemann besonders vor deutschen Besuchern gern seiner deutschenAhnen, und stimmt, im Text ein bisschen unsicher, schon mal «OTannenbaum» an. Viel glatter kommt ihm «Fröhliche Weihnachten» alshawaiischer Festgruß über die Lippen: «Mele Kalikimaka».