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Partnerschaft Partnerschaft: Kinderlose Paare haben es bei Freunden schwer

Von julia kirchner 13.12.2012, 17:05

Köln/dpa. - Deshalb laufen viele Treffen mit den Freunden so ab: "Wir fahren hin, dann sitzen alle in der Küche. Wohnzimmer geht nicht, weil das zu nah am Kinderzimmer ist. Dann wachen ja die Kleinen auf, wenn wir mal laut lachen", erzählt Marie.

Doch all das sei gar nicht das Problem. Schwieriger sei es, immer wieder erklären zu müssen, warum sie und Jonas keine Kinder wollen. Kinderlose Paare haben es im Freundeskreis nicht leicht. Denn oft sind sie mit ihrem Lebensmodell in der Minderheit - zumindest, wenn Kinder auch später definitiv ausgeschlossen sind.

"Häufig gelten Paare ohne Kinder nicht als vollständig", sagt die Diplom-Psychologin Alexandra Miethner. Auf ihnen laste dementsprechend eine große Erwartung, die Lücke in ihrer Beziehung endlich zu schließen - ausgelöst durch Freunde, Familie, Kollegen. Um mit neugierigen Nachfragen aus dem Freundeskreis zurechtzukommen, wann es denn endlich soweit sei, müsse jedes Paar seine eigene Strategie finden: "Bloß nicht provozieren lassen", rät Günter Keil, der ein Buch über gewollte Kinderlosigkeit geschrieben hat.

Die eigene Haltung zu Kindern können Paare in der Regel noch selbst bestimmen. Wie sich Freunde mit Nachwuchs verändern, haben sie dagegen nicht in der Hand. "Da wird man zwangsläufig Abstriche machen müssen", glaubt Gerhild von Müller, Psycho- und Paartherapeutin in Köln. Mit der Geburt der Kinder drehe sich bei den Freunden gedanklich erstmal viel um durchwachte Nächte, die ersten Schritte und Fieberschübe. Deshalb müsse man aber seine Enttäuschung über die veränderte Beziehung nicht hinunterschlucken.

"Die Freundschaft läuft mitunter ins Nichts, wenn ich Konflikte nicht anspreche", sagt Miethner. Kinderlose sollten dabei die Freundschaft in den Mittelpunkt rücken - und auf keinen Fall den Nachwuchs zum Thema machen. Allgemeinplätze wie "Ihr habt euch ja so verändert" seien tabu. Besser sei es, zu sagen "Ich möchte euch nicht als Freunde verlieren" oder "Es macht mich traurig, dass wir kaum noch Zeit für Gespräche haben".

Kinderlose verfügen vor allem über etwas, das Eltern nicht haben: Zeit. Etwa um zu verreisen. Oder das Regenwochenende mit einem Buch im Bett zu verbringen. "Manchmal habe ich das Gefühl, dass bei unseren Freunden mit Kindern da Neid aufkommt", sagt Marie. Um keinen Ärger zu provozieren, erzählen sie und ihr Mann deshalb schon gar nichts mehr von geplanten Reisen. Damit sei aber nichts gewonnen, findet Gerhild von Müller. "Eine gute Freundschaft muss das aushalten." Ein großes Stück voran kämen beide Parteien, würden sie sich gegenseitig die Nachteile ihres jeweiligen Lebensmodells eingestehen.

Manchmal liegt die Freundschaft nur eine Weile auf Eis - und taut wieder auf, wenn die Kinder älter geworden sind. Dann ist auch wieder eine Verabredung für den Abend drin. Nach 22 Uhr.

Die Broschüre "Generation Kinderlos" von Günter Keil und Gisela Bruschek erschien im Pantheon-Verlag München und kostet bei Amazon 9,95 Euro.