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Parkinson-Patienten Parkinson-Patienten: Neuer Hirnschrittmacher soll gezielter helfen

Von Yuriko Wahl 15.11.2006, 14:14
Die Team-Mitglieder Volker Sturm (l.) und Peter A. Tass vom rheinischen Forschungszentrum Jülich, welche sich mit einem verbesserten Hirnschrittmacher für Parkinson-Patienten am Wettbewerb um den Deutschen Zukunftspreis 2006 beteiligen. (Foto: dpa)
Die Team-Mitglieder Volker Sturm (l.) und Peter A. Tass vom rheinischen Forschungszentrum Jülich, welche sich mit einem verbesserten Hirnschrittmacher für Parkinson-Patienten am Wettbewerb um den Deutschen Zukunftspreis 2006 beteiligen. (Foto: dpa) Deutscher Zukunftspreis

Köln/Jülich/dpa. - Das Forscherduo Prof. Peter A. Tass vom ForschungszentrumJülich und Prof. Volker Sturm, renommierter Neurochirurg derUniversität Köln, sind mit ihrem Hirnschrittmacher-Projekt für denDeutschen Zukunftspreis 2006 nominiert. «Mit unserem neuartigenHirnschrittmacher haben wir einen wesentlichen Meilenstein erreicht,der enorm relevant für die Patienten ist und auch wirtschaftlicheinen Riesenmarkt verspricht», betont Sturm, Direktor der Klinik fürStereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie in Köln.

«Für jeden Patienten wird individuell und maßgeschneidert einStimuliationsmuster berechnet, entwickelt und in den Schrittmachereinprogrammiert», erklärt der Kölner Experte. Dies stelle einewesentliche Weiterentwicklung der seit rund 15 Jahren in Deutschlandeingesetzten Hirnschrittmacher dar, für die winzige Elektroden insGehirn implaniert werden. Der etablierte Schrittmacher, der über demBrustmuskel eingesetzt wird, sendet elektrische Reize über Mini-Kabelunter der Haut an die Hirn-Elektroden. Das neue Verfahren stimuliertnun Sturm zufolge deutlich effektiver und schonender. Bislang sei esan 15 Patienten erfolgreich getestet worden.

Die dem Verfahren zu Grunde liegende Idee stammt vom JülicherMediziner, Physiker und Mathematiker Tass. Das krankhafte ständigeFeuern der Nervenzellen in den betroffenen Hirnarealen solle nichtüber ein massives Eingreifen gestoppt werden, erklärt der Forscher.Es gehe darum, mit milden und gezielten elektrischen Reizen wiedernäher an das Verhalten von gesunden Nervenzellen heranzukommen. «Manunterdrückt diesen krankhaften Rhythmus nicht, sondern man korrigiertihn und bringt ihn näher an das gesunde Funktionieren.» Als Basis fürdieses neuartige Vorgehen hatten er und sein Team mit Hilfe derMathematik und Physik ausgeklügelte Modelle und Simulationstechnikenentwickelt.

Um möglichst schnell voranzukommen, gliederten Sturm und Tass eineFirma aus, der eine Schweizer Entwicklungsfirma die erforderlichenMittel bereitstellt. «Bislang konnten wir nur experimentelle Arbeitenmachen oder während einer OP Tests machen, nun haben wir einen neuenStimulator entwickelt, den die Patienten am Gürtel tragen und beidenen wir über mehrere Tage testen können», sagt Sturm. Die bisherigeErgebnisse nannte der Neurochirurg «exzellent».

In Frage für eine künftige Behandlung kämen rund zehn Prozent der240 000 Parkinson-Patienten, eine große Zahl von Epileptikern, schwerdepressive Menschen oder auch Patienten mit Bewegungsstörungen nachSchlaganfall, betont Sturm, der die Hirnstimulation in Deutschlandeingeführt hatte. «In zwei Jahren soll das neue Gerät mit seinerhohen Intelligenz miniaturisiert und damit implantierfähig sein undbedarfsgerecht stimulieren können.»