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Pakistan Pakistan: Rettungsaktion am Nanga Parbat wird unterbrochen

18.07.2008, 08:53
Ein pakistanischer Helikopter auf dem Weg zu einer Rettungsaktion auf dem Nanga Parbat im Himalaya. Drei Tage nach einem Unglück am Nanga Parbat ist eine Rettungsoperation für zwei festsitzende Bergsteiger angelaufen. (Foto: dpa)
Ein pakistanischer Helikopter auf dem Weg zu einer Rettungsaktion auf dem Nanga Parbat im Himalaya. Drei Tage nach einem Unglück am Nanga Parbat ist eine Rettungsoperation für zwei festsitzende Bergsteiger angelaufen. (Foto: dpa) Pakistan Alpine Club/Handout

Islamabad/dpa. - Eindritter ist wahrscheinlich tot. Den ersten Bergungsversuch mitHubschraubern haben die Helfer wegen schlechten Wetters am Freitagabgebrochen. Die Operation werde am Samstag fortgesetzt, sagte einSprecher des pakistanischen Tour-Anbieters Hushe Treks and Tours,Rashid Ahmad, der Deutschen Presse-Agentur dpa in Islamabad. Diebeiden Hubschrauber seien mit den zwei italienischen BergsteigernSilvio Mondinelli und Maurizio Gallo an Bord gestartet, die dieRettungsarbeiten unterstützten. Die Piloten hätten aber wegen Wolkenabdrehen müssen. Die festsitzenden Südtiroler Simon Kehrer und WalterNones seien von den Helfern zuvor allerdings erneut gesichtet worden.

Ahmad hatte zuvor gesagt, für den dritten Bergsteiger - denSüdtiroler Karl Unterkircher, der am Dienstag in eine Bergspaltegestürzt war -, bestehe keine Hoffnung mehr. «Nach unserenInformationen ist Karl Unterkircher tot, aber die anderen beidenBergsteiger sind noch am Leben.» Sie könnten aber nicht alleine insBasislager auf etwa 4000 Meter Höhe zurückkehren, «weil Regen undSturm viele Felsspalten weit geöffnet haben». Ahmad warnte: «Die Zeitfür die festsitzenden Bergsteiger läuft aus.» Sie könnten vermutlichnur noch zwei oder drei Tage ohne fremde Hilfe überleben.

Am Freitag waren zwei Armeehubschrauber vom Typ «Ecureuil» mitMondinelli und Gallo vom pakistanischen LuftwaffenstützpunktRawalpindi bei Islamabad aus nach Fairy Meadows geflogen, rund eineStunde Fußmarsch vom Basislager am Nanga Parbat entfernt. Mondinelliund Gallo würden bei der Rettungsoperation von pakistanischenSoldaten unterstützt, sagte Ahmad. Der Einsatz von Hubschraubern seiwegen der großen Höhe aber schwierig. Die Helikopter vom Typ«Ecureuil» oder «Lama» flögen normalerweise nicht höher als 4500Meter. Sollte eine Luftrettung nicht gelingen, müssten Helfer zu denFestsitzenden aufsteigen, sagte Ahmad.

Auch italienische Experten hielten es für unwahrscheinlich, dassHelikopter Nones und Kehrer an Bord nehmen könnten. Eine Landung inder Höhe sei äußerst schwierig, zitierte die Zeitung «La Repubblica»am Freitag den Alpinisten Agostino Da Polenza, der die Rettungsaktionvon Italien aus koordiniert. Möglicherweise sollten von demHubschrauber Lebensmittel und andere Dinge abgeworfen werden, die zumÜberleben der Alpinisten beitragen können. Erst wenn Nones und Kehrerden Nanga Parbat wieder ein Stück hinuntergestiegen seien, könntenHelikopter sie eventuell an Bord nehmen, hieß es weiter.

Freunde der Bergsteiger hatten von Italien aus vergeblichandere Alpinisten in der Gegend gebeten, den beiden Südtirolern zuhelfen. Die Saison für den Himalaya-Berg sei fast zu Ende und diemeisten Bergsteiger schon auf dem Rückweg. Extrembergsteiger ReinholdMessner zeigte sich schockiert über den Tod Unterkirchers. Er sei«der neue Star des Alpinismus» gewesen. Messner sprach von einer«unglaublichen Tragödie».

Unterkirchers Ehefrau Silke nahm Nones und Kehrer im Zusammenhangmit dem Tod ihres Mannes in Schutz. Dem Fernsehsender Sky sagtesie: «Sie haben sicher alles getan, um ihn zu retten.» Die vonUnterkircher geleitete Gruppe hatte sich auf den Weg gemacht, denGipfel über die noch nicht bestiegene Rakhiot-Eiswand zu erklimmen.Am Dienstag war Unterkircher dann in die Felsspalte gestürzt. Der 37-Jährige, der in Wolkenstein Gröden in den Dolomiten lebte,hinterlässt seine Frau und drei Kinder.

Wegen gescheiterter deutscher Expeditionen mit mehreren Opfern inden 30er Jahren wird der Nanga Parbat auch «Schicksalsberg derDeutschen» genannt. Auch Reinhold Messners Bruder Günther starb 1970am Nanga Parbat.