1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Pakistan: Pakistan: Bebenopfer dankbar für Bundeswehr-Hilfe

Pakistan Pakistan: Bebenopfer dankbar für Bundeswehr-Hilfe

06.02.2006, 08:42
Bundeswehr-Hilfe (Foto: dpa)
Bundeswehr-Hilfe (Foto: dpa) dpa

Kula/dpa. - Die Kaschmirer suchen Schutz hinter Erdwällen undHütten, die britischen Soldaten legen sich auf die Stapel mitBaumaterial, um mit ihrem Gewicht Holz, Wellblech und Dämmmaterial amBoden zu halten. Mit lautem Dröhnen schwebt der Bundeswehr-Hubschrauber das dritte Mal an diesem Tag in das Bergdorf Kula ein,der von ihm entfachte Sturm lässt einen streunenden Hund fast dasGleichgewicht verlieren. Die Crew klinkt die Fracht aus, mit der dieBriten in dem vom Erdbeben verwüsteten Dorf eine Schule bauen. Dannschwebt der Helikopter für eine weitere Hilfstour davon.

Schon kurz nach dem Erdbeben vom 8. Oktober begannen die deutschenSoldaten, Zelte, Winterkleidung oder Baumaterial insKatastrophengebiet zu fliegen - oft sind es Hilfsmittel, die zwischenLeben und Tod der Menschen entscheiden können. In hohen Lagen derRegion liegt Schnee, überall sinkt das Thermometer nachts unter NullGrad. Kula liegt fast 2000 Meter über dem Meeresspiegel, hier wirdden Menschen auch tagsüber kaum noch warm. Als der Bundeswehr-Hubschrauber dort das erste Mal landet, sinken seine Räder tief inden Schlamm ein. Dicke Schneeflocken umwehen die Maschine.

Die Menschen in Kula trotzen der Kälte, etwas anderes bleibt ihnennicht übrig. Dem kleinen Nazakat Riaz läuft die Nase, mit seinenEltern und vier Geschwistern lebt der Neunjährige seit dem Beben ineinem engen Zelt. Plastikplanen sollen die Nässe aus dem Inneren derNotunterkunft abhalten. «Ich friere die ganze Nacht», sagt Nazakat.«Manchmal wache ich vor Kälte auf.» Auch die Schule in Kula hat dasBeben zerstört, der Unterricht findet ebenfalls in Zelten statt. «Inder Zeltschule ist es auch kalt», sagt der Viertklässler. «Wirspielen in der Pause, damit uns warm wird.»

Wenn die Schulbaracken mit ihren Holzwänden und Wellblechdächernstehen, sollen die Kinder in Kula zumindest im Unterricht nicht mehrfrieren müssen. Die britischen Soldaten sind zuversichtlich, dieHütten in wenigen Tagen errichten zu können. Eine Ladung Baumaterialnach der nächsten lädt die Bundeswehr ab. Viele der Soldaten fliegensonst in Krisengebieten, etwa im benachbarten Afghanistan. DerHilfseinsatz, so sagen sie, sei etwas ganz anderes. Manchen von ihnenhaben ihre eigenen Kinder Spielsachen mitgegeben, damit sie sie anNot leidende Altersgenossen in Pakistan verteilen können.

«Der humanitäre Einsatz macht definitiv einen Unterschied», sagtKopilot Stefan Modl, der sonst in Mendig in der Eifel stationiertist. «So etwas trägt die Familie jederzeit.» Wenn er sich bei seinerEhefrau und seinen sieben- und neunjährigen Söhnen sonst woanders hinabmelde, habe er manchmal «Erklärungsnotstand», sagt der 42-Jährige.«Hier ist mehr Eigeninitiative gefordert, und man sieht unmittelbarvor Ort, was man geleistet hat. Das Umfeld ist deutlich entspannter.»Seine Söhne fänden den Einsatz gut - «unter der Bedingung, dass Papazügig nach Hause kommt, wenn es den Leuten hier besser geht».

Die Überlebenden des Bebens danken den rund 60 in Pakistaneingesetzten deutschen Soldaten ihr Engagement. «Die Menschen in denBergen freuen sich über jedes Zelt, über jede Tafel Schokolade», sagtHauptfeldwebel Michael Büscher aus Rheine. «Wenn man zu Hause anruftund erzählt, was man hier macht, dann sagen die schon: Das ist gut.»Auch in Kula freuen sich die Dorfbewohner, wenn der graueHubschrauber wieder zwischen den verschneiten Bergkuppen auftaucht.«Wir sind allen, die uns helfen, sehr dankbar», sagt der LehrerMuhammad Shafique Khan. «Sie haben uns mehr unterstützt, als wirerwartet hätten.»