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Geschichte Otto der Große bekommt einen neuen Sarg - aus Titan und Gold

Für den Holzsarg des Kaisers wird ein Ersatz benötigt. Eine Jury hat nun entschieden, wer den neuen Sarg herstellen soll. Wie sieht er aus?

Von dpa Aktualisiert: 25.11.2025, 17:16
Die Gebeine von Otto des Großen sollen in einem neuen Sarg aufbewahrt werden. (Archivbild)
Die Gebeine von Otto des Großen sollen in einem neuen Sarg aufbewahrt werden. (Archivbild) Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Halle/Magdeburg - Die Schmuckkünstlerin Silke Trekel soll den neuen Sarg für Otto den Großen herstellen. Das hat eine Jury in einem Wettbewerb der Kunststiftung Sachsen-Anhalt entschieden. Dem Entwurf gelinge „eine überzeugende Synthese aus historischer Symbolik, technischer Innovation und ästhetischer Klarheit, die Ottos Herrschaft würdig reflektiert“, erklärten die Expertinnen und Experten der Fachjury.

Die Gebeine des Kaisers liegen schon seit über einem Jahrtausend im Magdeburger Dom. Der hölzerne Innensarg, in dem sie sich derzeit noch befinden, ist jedoch stark beschädigt. Deshalb soll der einstige Herrscher eine neue Ruhestätte bekommen. 

Ein Sarg aus Titan, Feingold und Blattgold

Trekel hat einen Sarg aus Titan, Feingold und Blattgold entworfen. So würden „Stabilität, Langlebigkeit und ästhetische Noblesse“ vereint, lautete die Meinung der Jury. „Gleichzeitig vermittelt die aufsteigend wirkende Form Dynamik, Modernisierung und Fortschritt im Sinne Ottos.“ Auf dem Sarg befinden sich eine Inschrift und eine abstrahierte Kaiserkrone.

Ehemalige Studierende der Burg Giebichenstein

Trekel wurde 1969 in Rostock geboren und hat zwischen 1991 und 1998 an der halleschen Kunsthochschule Burg Giebichenstein studiert. 2010 hatte sie ein Stipendium der Kunststiftung erhalten. Ihre Arbeiten waren in der Vergangenheit unter anderem in den Niederlanden, Schweden und verschiedenen deutschen Städten zu sehen. 

„Es war ein wirklich dichter Wettbewerb“, sagte die Direktorin der Kunststiftung, Manon Bursian, der Deutschen Presse-Agentur. Zehn ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten - darunter unterschiedliche Gewerke - sollten sich damit beschäftigen, wie der 912 geborene Otto in Zukunft im Magdeburger Dom ruhen soll. 

Alle eingereichten Entwürfe hatten „herausragende künstlerische Qualität“, lobte Bursian. Auch deshalb seien weitere Plätze bestimmt worden: Den zweiten belegte demnach der Metallbildhauer Michael Krenz, den dritten die Malerin, Grafikerin und Installationskünstlerin Anette Groschopp.

Robra: Ganz besondere Herausforderung für Trekel

Nur wenige Künstlerinnen und Künstler bekämen die Möglichkeit, einen Sarg für einen Kaiser zu gestalten, betonte Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra. „Nach der konservatorisch notwendigen Öffnung des Sarges nun ein neues, seiner Bedeutung angemessenes Bestattungsbehältnis für Kaiser Otto den Großen entwerfen zu dürfen, ist eine ganz besondere künstlerische Herausforderung“, sagte der CDU-Politiker. 

Ottos Frau hat schon neuen Sarg

Otto der Große war 973 gestorben und an der Seite seiner schon 946 verstorbenen Frau Editha bestattet worden. Ihr Sarg war schon vor rund 15 Jahren von der Bildhauerin Kornelia Thümmel neu gestaltet worden. Auch damals hatte die Kunststiftung einen Wettbewerb ausgeschrieben. 

1207 brannte der Magdeburger Dom - danach wurde er neu gebaut. Ottos Grab befindet sich seitdem und bis heute im Hohen Chor des Gotteshauses. 2024 wurden an seinem Grabmal erhebliche Schäden festgestellt. Der Sarkophag aus Kalkstein war Experten zufolge instabil und muss saniert werden. 

Ab nächstem Sommer in neuem Sarg

1088 Jahre nach dem Tod von Otto I. soll nun nach Angaben der Stiftung bald mit der Umsetzung des Entwurfs begonnen werden. Während der Arbeiten sollen die sterblichen Überreste des Kaisers in Magdeburg bleiben. Im Sommer nächsten Jahres sollen sie dann - in saniertem Sarkophag und neuem Sarg - wieder im Magdeburger Dom beigelegt werden. 

Otto I., auch Otto der Große genannt, war Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Er wurde 962 in Rom gekrönt. 968 gründete er das Erzbistum Magdeburg. 973 starb er in Memleben.