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Österreich Österreich: Neun Deutsche sterben beim Absturz einer Seilbahn-Gondel in Tirol

Von Christian Fürst 05.09.2005, 14:14
Rettungskräfte stehen an der abgestürzten Gondel der Seilbahn unterhalb der 3 309 Meter hohen Schwarze Schneid am Tiefenbachferner oberhalb von Sölden in Tirol. (Foto: dpa)
Rettungskräfte stehen an der abgestürzten Gondel der Seilbahn unterhalb der 3 309 Meter hohen Schwarze Schneid am Tiefenbachferner oberhalb von Sölden in Tirol. (Foto: dpa) APA

Innsbruck/dpa. - Einen Tag nach dem tragischen Seilbahnunglück in den Ötztaler Alpen, bei dem neun deutsche Urlauber getötet wurden, ist die Identität der Opfer noch immer nicht bekannt. Wie die österreichische Nachrichtenagentur APA am Montagabend unterBerufung auf «Rettungskreise» berichtete, soll es sich um eine Frau, zwei Männer sowie vier Mädchen und zwei Jungen im Alter von elf und 13 Jahren handeln. Den Angaben zufolge stammen sie aus dem Schwarzwald. Von offizieller Seite wurde dies bis zum Dienstagmorgen jedoch nicht bestätigt. Ein Polizeisprecher in Innsbruck verwies auf eine Presseerklärung im Laufe des Tages. Sieben Menschen waren bei dem Unglück zum Teil schwer verletzt worden.

Die deutsche Gruppe soll sich zum Sommertraining ihres Skiclubsin den Tiroler Bergen aufgehalten haben. Als sie am Montagmittag mit der Seilbahn auf die 3 309 Meter hohe Schwarze Schneid amTiefenbachferner oberhalb von Sölden fahren wollte, wurde eineGondel der Bahn von einem riesigen Betonkübel getroffen, den einTransporthubschrauber verloren hatte. Der etwa 750 Kilogramm schwere Betonkübel fiel aus rund 200 Metern Höhe herab und traf eine Gondel direkt.

«Der Behälter traf mit voller Wucht das Gondelseil undanschließend die Gondel», sagte der Geschäftsführer der Bergbahn inSölden, Jakob Falkner, der dpa. «Die Gondel stürzte ab. Wie durcheinen riesigen Peitschenschlag gerieten die Kabine darüber und auchdarunter in Schwingungen.»

In der abgestürzten Gondel befanden sich nach Falkners Wortenfünf Menschen. Drei von ihnen kamen ums Leben, zwei wurden verletzt.Nach dem Bericht eines Notarztes sollen sie Helme getragen haben.Von den acht Insassen der oberen Gondel wurden sechshinausgeschleudert und getötet, zwei blieben unverletzt in derKabine. In der unteren Kabine gab es mehrere Verletzte.

Für die abgestürzten Opfer kam jede Hilfe zu spät. DieSchwerverletzten wurden in Kliniken nach Innsbruck und Zamsgeflogen. Zwölf Rettungshubschrauber, 60 Sanitäter und sechsNotärzte waren im Einsatz. Auf dem Gletscher in rund 2 800 MeternHöhe herrschte zum Unglückszeitpunkt Sommerskibetrieb beistrahlendem Sonnenschein und blauem Himmel.

Es war das schwerste Gondelunglück der Alpenrepublik seit demZweiten Weltkrieg. Bundesaußenminister Joschka Fischer sprach denAngehörigen am Abend sein Beileid aus. Die österreichischeStaatsanwaltschaft leitete inzwischen eine Voruntersuchung ein.

Die Seilbahn auf die 3 309 Meter hohe Schwarze Schneid amTiefenbachferner war bereits im vergangenen Jahr Schauplatz einesspektakulären Unfalls. Am 14. November hatte sich das Steuerseil derBahn mit einer leeren, talwärts fahrenden Gondel verfangen. EineKabine war daraufhin abgestürzt. In der Folge mussten 113 Fahrgäste,darunter viele Deutsche, in etwa 50 Metern bei starkem Frost mehrereStunden in ihren Gondeln warten, bis sie abgeseilt werden konnten.Zwei Mitarbeiter der Bahn wurden später vom Dienst suspendiert.

Gondelabsturz in Tirol (Grafik: dpa)
Gondelabsturz in Tirol (Grafik: dpa)
dpa