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"Osmanen Germania" "Osmanen Germania": Razzia bei Rockern in drei Bundesländern

Von Markus Decker 13.03.2018, 08:58
Polizeibeamte beobachten ein Treffen der Rockergruppe „Osmanen Germania“ (Symbolbild).
Polizeibeamte beobachten ein Treffen der Rockergruppe „Osmanen Germania“ (Symbolbild). dpa

Essen - Mit einer bundesweiten Razzia ist die Polizei gegen die türkischstämmige Rockergruppe „Osmanen Germania“ vorgegangen. Insgesamt waren am Dienstag mehr als 1000 Polizisten im Einsatz. Hinter der Aktion steckt die Bundesregierung. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums besteht der dringende Verdacht, dass der offiziell als Boxclub firmierende Verein in Deutschland illegale Aktivitäten entfalten könnte. Die „Osmanen“ haben aktuell im gesamten Bundesgebiet 22 Ortsgruppen mit insgesamt rund 300 Mitgliedern. Nach Informationen dieser Zeitung diente die Razzia auch dem Zweck, Material für ein etwaiges Verbot zu sammeln. Zunächst einmal gehe es darum, Strukturen aufzudecken, verlautete aus Sicherheitskreisen. „Wenn dies dabei hilft, die Strukturen zu verbieten, umso besser.“ 

Der erst 2015 in Hessen gegründete Club galt zeitweise als die am schnellsten wachsende rockerähnliche Gruppierung in Deutschland. „Bund und Länder zeigen mit den heutigen Maßnahmen, dass wir kriminelle Aktivitäten egal vor welchem gesellschaftlichen Hintergrund nicht dulden“, erklärte der geschäftsführende Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Der Verein behaupte, Jugendliche „von der Straße holen“ zu wollen. Tatsächlich falle er aber durch gewalttätige Gebiets- und Machtkämpfe auf. In der Vergangenheit sei es mehrfach zu schweren Körperverletzungs- und versuchten Tötungsdelikten gekommen.

Schwerpunkt in NRW

Der Schwerpunkt der Razzia lag in Nordrhein-Westfalen, wo die Gruppe nach jüngsten Zahlen die Mehrheit ihrer Mitglieder hat. Dort durchsuchten 800 Polizisten mehr als 40 Wohnungen und Geschäftsräume in 20 Städten. Dabei wurden zahlreiche Kutten, Datenträger, Schriftstücke, aber auch Waffen und Drogen sichergestellt. Einsätze gab es unter anderem in Duisburg, Essen, Köln, Recklinghausen und Wuppertal. „Wir beobachten die Szene sehr genau und lassen uns von diesen Organisationen nicht blenden“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU).

Die Rockergruppe hat nach Einschätzung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums Verbindungen zur türkischen Regierungspartei AKP und zum Umfeld des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Sie vertrete türkisch-nationalistische und rechtsextremistische Positionen, heißt es. Ihre Aktivitäten würden von offizieller türkischer Seite als „Terrorbekämpfung“ befürwortet.

Auch Einsätze in Hessen und Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg wurden acht Objekte von mehr als 100 Polizisten durchsucht. In Hessen waren zehn Objekte betroffen und 120 Beamte beteiligt. Ein Schwerpunkt der hessischen Aktionen lag auf Dietzenbach mit laut Landeskriminalamt mehreren Wohnungen. In Dietzenbach befand sich bis zum vergangenen Jahr das Hauptquartier des Vereins. Auch in Oberursel wurde die Polizei aktiv.

Vom 26. März an müssen sich in Stuttgart acht mutmaßliche „Osmanen“ – darunter drei aus der weltweit höchsten Führungsebene – vor Gericht verantworten. Ihnen wird unter anderem versuchter Mord, versuchter Totschlag, räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung, Zwangsprostitution und Zuhälterei vorgeworfen.