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Freedom Conference in Berlin Oppositionelle warnen: Diktaturen vernetzen sich weltweit

Dissidenten aus 60 Ländern treffen sich in Berlin, erzählen von Mut, Angst und dem langen Weg zur Freiheit. Sie stellen fest: die Diktaturen breiten sich aus.

Von dpa 10.11.2025, 11:34
Oppositionelle und politisch Verfolgte aus Diktaturen betonen in Berlin den Wert von Freiheit und Demokratie.
Oppositionelle und politisch Verfolgte aus Diktaturen betonen in Berlin den Wert von Freiheit und Demokratie. Britta Pedersen/dpa

Berlin - Die aktuelle Berliner Freiheitswoche soll nach dem Willen des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) künftig regelmäßig in Berlin stattfinden. „Nach dem Wochenende steht für mich fest, das wird nicht die letzte Berliner Freedom Week sein“, sagte Wegner zu Beginn der Berlin Freedom Conference im Schöneberger Gasometer, die im Rahmen der Freiheitswoche stattfand. 

„Wir wollen eine langfristige Veranstaltung ins Leben rufen, die immer wieder den Diktatoren der Welt Sorge bereitet“, betonte Wegner. Berlin sei das beste Beispiel dafür, dass der Kampf für die Freiheit manchmal lange dauere, manchmal auch zu lange. „Aber am Ende steht die Freiheit.“

Erstmals wurde der Jahrestag des Mauerfalls am 9. November 1989 mit einer „Freedom Week“ von Samstag bis zum 15. November begangen. An etwa 80 Orten gibt es ein vielfältiges Programm mit rund 130 Veranstaltungen wie Konferenzen, Workshops, Konzerten, Theaterstücken, Ausstellungen und Zeitzeugengesprächen. Den Auftakt bildete am Samstag ein „World Liberty Congress“ (Weltfreiheitskongress) mit 200 Dissidenten aus rund 60 autokratisch geführten Staaten. 

„Diktaturen sind das Krebsgeschwür der Welt“

Bei der Freedom Conference (Freiheitskonferenz) riefen viele verfolgte Oppositionelle und frühere politische Gefangene aus Diktaturen in der ganzen Welt zum Kampf für Demokratie und Freiheit für die Menschen auf. 

Masih Alinejad, die aus Iran stammt und in den USA lebt, betonte: „Ich spreche nicht nur für die Menschen in Iran, sondern kämpfe für Bürger von 60 Ländern. Diktaturen sind das Krebsgeschwür der Welt.“ Und sie wolle dabei auch ganz deutlich die Unterdrückung der Frauen benennen. Für sie sei die Stellung der Frauen in Ländern wie Afghanistan und Iran eine Form von Apartheid.

Dazu zählten der Ausschluss von Bildung und auch der Zwang zum Kopftuch. Wenn Mädchen und Frauen dazu gezwungen würden, sei das keine Form von Kultur, wie in westlichen Ländern manchmal behauptet würde, sondern die pure Unterdrückung. „Unsere wahre Kultur ist die Würde und die Freiheit.“ Sie habe Angst vor dem Islamismus, vor der Hamas, der Hisbollah, sagte Alinejad. „Und diese Leute spazieren hier frei in Berlin herum und verbreiten ihre Ideologie.“

Sebastien Lai aus China berichtete von seinem 78 Jahre alten Vater, der seit 1760 Tagen im Gefängnis in Einzelhaft eingesperrt sei, weil er eine oppositionelle Zeitung betrieben habe. 

„Die Autokraten vernetzen sich untereinander“

Auch Carine Kanimba aus dem ostafrikanischen Staat Ruanda sprach über ihren Vater, der vom Regime entführt, gefoltert und ins Gefängnis geworfen worden sei. „Wenn furchtbare Verbrechen begangen werden, muss das benannt werden. Mein Vater sagte immer, politische Gefangene erhält man am Leben, indem man über sie spricht.“

Lepoldo López, ein früherer Bürgermeister aus Venezuela, sagte, er habe sieben Jahre im Gefängnis gesessen und sei dann ins Exil gezwungen worden. „Wir bekämpfen einen globalen Trend. Die Autokraten vernetzen sich untereinander. Heute leben 70 Prozent der Menschen in einem Land mit einer Diktatur.“ 

Er sehe den Einfluss von Russland, China, Iran und anderen Staaten in Südamerika und Afrika. „Und die Demokratien koordinieren sich nicht gemeinsam dagegen.“ Dabei führe der Weg zur Freiheit nur über die Demokratie. „Einen anderen Weg gibt es nicht.“