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Opfer des Amokläufers weiter in Lebensgefahr

18.09.2009, 08:17

Ansbach/dpa. - Die bei dem Amoklauf in Ansbach mit einer Axt am Kopf verletzte Schülerin schwebt Medienberichten zufolge noch immer in Lebensgefahr. Der 18 Jahre alte Täter hatte den Anschlag am Gymnasium Carolinum möglicherweise seit längerem geplant.

Ermittler fanden im Zimmer des Abiturienten Dokumente, die eine bevorstehende «Apokalypse» ankündigten, berichtete der Bayerische Rundfunk. Zudem soll der junge Mann in psychotherapeutischer Behandlung gewesen sein.

Der Schüler hatte am Donnerstag Molotow-Cocktails in Klassenzimmer seiner eigenen Schule geworfen und dabei acht Mitschüler und einen Lehrer verletzt. Die Staatsanwaltschaft war am Freitagmorgen nicht zu erreichen.

Heute will die Polizei Eltern, Mitschüler und Lehrer des Täters vernehmen. Sollte der Abiturient gesundheitlich dazu in der Lage sein, werde auch er zu den Motiven und Hintergründen seiner Tat befragt, sagte ein Polizeisprecher. Beamte hatten den Schüler am Donnerstag mit fünf Schüssen gestoppt, nachdem er eine Elftklässlerin lebensgefährlich mit einer Axt verletzt und zwei Molotow-Cocktails in Klassenräume geworfen hatte. Dabei erlitt eine Neuntklässlerin schwere Brandwunden, sechs weitere Schüler und ein Lehrer wurden leicht verletzt.

Die Sicherheitsmaßnahmen an der Schule dürften in der Diskussion stehen. Schüler hatten kritisiert, dass zwar ein Feueralarm zu hören gewesen sei, sie aber nicht über einen Amoklauf informiert wurden. «Nicht auszudenken ist, wenn Lehrer und Schüler die Klassenzimmer verlassen und dem Amokläufer ins Schussfeld geraten», teilte die innenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Helga Schmitt- Bussinger, mit. Ob im konkreten Fall richtig gehandelt worden sei, müsse anhand des Notfallplans der Schule überprüft werden.

Zu der Frage, wie solche Gewalttaten künftig zu verhindern seien, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dem Fernsehsender Phoenix: «Wir brauchen starke Elternhäuser, wir müssen Familien in ihrer Erziehungskompetenz stärken.» Wo Familien versagten, müssten staatliche Angebote wie Ganztagsschulen helfen. Generell müsse es zudem darum gehen, Gewalt im Alltag wieder zu tabuisieren, sagte Hermann. «Wir finden uns insgesamt in unserer Gesellschaft viel zu sehr mit Gewalt in den verschiedensten Alltagssituationen ab.»

Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehl wegen versuchten Mordes gegen den 18-Jährigen, dessen Motiv zunächst völlig unklar blieb. Der junge Mann war noch nie strafrechtlich in Erscheinung getreten. Erst am Dienstag hatte in Bayern das neue Schuljahr begonnen.