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Online-Liebesschule Online-Liebesschule: Eine Frau will zu erfüllter Sexualität verhelfen

Von Marc Strehler 20.10.2008, 14:21

Hanhofen/dpa. - Frank und frei erzählt die 52 Jahre alte Pädagogin von ihren eigenen und anderer Leute Erfahrungen mit der angeblich schönsten Sache der Welt. Und das macht sie auch vor größerem Publikum. Regina Heckert hält Vorträge und Seminare zum Thema Sexualität und Partnerschaft, der Schwerpunkt liegt dabei auf Tantra, einer ursprünglich religiös inspirierten Form der Sexualität. Sie ist sich sicher: «Ich habe schon viele, viele Ehen gerettet.»

Es ist ein ganz normales Reihenhaus im kleinen Örtchen Hanhofen bei Speyer, wo Heckerts BeFree Institut seinen Sitz hat. Die 52-Jährige präsentiert sich als intelligente und aufgeweckte Frau im eleganten Hosenanzug. Eigentlich war Heckert ja Grundschullehrerin. Vor 15 Jahren hat sie den Job an den Nagel gehängt - «obwohl ich ihn geliebt habe», wie sie erzählt. Noch wichtiger war es ihr aber, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse auf dem Gebiet der Sexualität an andere Menschen weiterzugeben.

Schon in der Jugend habe sie sich für dieses Thema interessiert, erzählt sie. Selbst einem Gottesdienstbesuch habe sie sexuelle Dimensionen abgewinnen können, so Heckert. Und so forschte sie auf diesem Gebiet - ganz handfest, aber auch theoretisch. Auf Partys habe sie andere Frauen «beim Nudelsalat» ausfragen wollen. Wie erleben sie einen Orgasmus? Haben sie ihn schon vorgetäuscht? «Den meisten ist die Gabel aus der Hand gefallen.» Auch bei Männern konnte sie ihren Wissensdrang nicht stillen. Ihre Erfahrung: «Wer etwas wusste, wollte nicht darüber reden. Und wer darüber reden wollte, wusste nichts.»

Im Laufe der Jahre habe sie selbst zu einer «guten Sexualität» gefunden, erzählt die Pädagogin. Zu ihrer Lernphase gehörten zwei längere Auszeiten vom normalen Leben. Viel habe sie bei der Tantra-Lehrerin Margo Anand gelernt, erzählt Heckert. Ihre wilden Jahre sind inzwischen vorbei. «Ich bin eine treue Ehefrau», betont Heckert.

Heute hat sie es sich zum Ziel gesetzt, Frauen wie Männern zu einer erfüllteren Sexualität zu verhelfen. Dabei schreckt sie auch vor provokanten Thesen nicht zurück. Sie sieht in der Sexualität einen Schlüssel zur allgemeinen Zufriedenheit. «Ich habe noch keine Frau getroffen, die unzufrieden ist und viel keift - und zugleich eine erfüllte Sexualität hat», sagt Heckert.

Ein Schlüssel zu einem befriedigenden Sexleben liegt nach ihrer Ansicht in der Kommunikation zwischen Mann und Frau. Warum regiert im Bett oft Frust statt Lust? Heckert sieht drei Gründe. Erstens: Viele Frauen wüssten gar nicht, was sie beim Sex eigentlich wollten oder brauchten. Zweitens: Wenn sie es wüssten, schafften sie es oft nicht, das ihrem Partner zu vermitteln. Drittens: Würden die Wünsche tatsächlich artikuliert, dann könnten manche Männer nicht damit umgehen. Eine Frau sollte ihrem Partner ein positives Feedback geben, wenn sie bei bestimmten Praktiken Lust empfinde, rät Heckert.

Die 52-Jährige bietet zahlreiche Seminare und Vorträge an, die meisten davon in Speyer. Ihre Angebote tragen Titel wie «Wie (m)ein Mann zum Traummann wird» oder «Wege zur weiblichen Lust». Etwa ein Drittel des Jahres ist sie mit Vorträgen und Seminaren beschäftigt, schätzt Heckert. Während es in den Vorträgen bei der Theorie bleibt, werden in den Seminaren auch ganz praktische Übungen durchgeführt.

Ganz billig ist das alles nicht. Für ein Seminar muss ein Teilnehmer - je nach Dauer - schon mehrere hundert Euro zahlen. Im Internet hat Heckert eine Online-Liebesschule eingerichtet. Ein Teil der Informationen dort ist kostenlos, manches muss man bezahlen. Ihr Wissen will Heckert auch noch in dem ein oder anderen Buch auf den Markt bringen. Einen geschäftstüchtigen Eindruck macht die 52-Jährige durchaus. Einmal habe sie mit dem Gedanken gespielt, mit einem Pärchenclub zu kooperieren, erzählt Heckert. Den Besuch dort setzte sie - zum Erstaunen ihrer Steuerberaterin - als berufsbedingte Ausgabe von der Steuer ab. «Es hat geklappt», sagt Heckert.