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Gasförderung in der Nordsee One-Dyas fördert Erdgas vor Borkum mit Offshore-Windstrom

Seit Jahren wird um die Erdgasförderung in der Nordsee vor Borkum gestritten – dabei ging es zuletzt auch um ein Stromkabel auf dem Meeresboden. Der Energiekonzern One-Dyas hat nun Fakten geschaffen.

Von dpa Aktualisiert: 11.12.2025, 12:45
Die Förderplattform von One-Dyas wird nun mit Strom von einem nahegelegenen Windpark betrieben. (Archivbild)
Die Förderplattform von One-Dyas wird nun mit Strom von einem nahegelegenen Windpark betrieben. (Archivbild) Lars Penning/dpa

Borkum - Der niederländische Energiekonzern One-Dyas betreibt seine Erdgasförderung in der Nordsee vor der Insel Borkum nun mit Offshore-Windenergie. Dafür sei ein etwa acht Kilometer langes Kabel auf dem Meeresboden von dem deutschen Offshore-Windpark Riffgat zur Gasförderplattform N05-A gelegt und inzwischen in Betrieb genommen worden, teilte One-Dyas mit. Damit sei es die erste Gasplattform in der niederländischen und deutschen Nordsee, die mit Windenergie von See betrieben werde.

Um die Verlegung des Kabels hatten Umweltschützer lange mit Unternehmen und Behörden vor Gericht gestritten. Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte, dass das Kabel durch ein Schutzgebiet verlaufe und die Bauarbeiten dort ein seltenes Steinriff unwiederbringlich beschädigen könnten. Das niedersächsische Oberverwaltungsgericht (OVG) in Lüneburg hatte im Sommer in einer Eil-Entscheidung den Weg für die Kabelverlegung frei gemacht. Diese Eil-Entscheidung war unanfechtbar – in dem Hauptsacheverfahren dazu vor dem Verwaltungsgericht Oldenburg steht eine Entscheidung aber noch aus.

Zweites Bohrloch soll gebohrt werden

Die Versorgung der Förderplattform mit erneuerbarer Energie ist laut One-Dyas wichtig, da so während der Produktionsphase nahezu keine Emissionen entstünden. So sollen die CO2-Emissionen der Gasproduktion insgesamt reduziert werden. „Damit unterstützt diese Erdgasförderung die Klimaziele, die auf eine Emissionsreduzierung abzielen“, teilte One-Dyas mit. Bislang wurde die Gasförderung auf der Plattform vor Borkum über Gasgeneratoren betrieben. 

Künftig soll der Windstrom laut dem Unternehmen auch dafür genutzt werden, weitere Bohrlöcher zu bohren. Dafür sei eine mobile Bohrplattform, die vorübergehend an die Förderplattform angeschlossen wird, auf einen elektrischen Betrieb umgerüstet worden. Mit der Bohrung eines zweiten Bohrlochs solle in Kürze begonnen werden, teilte One-Dyas weiter mit. Bislang wird aus dem grenzüberschreitenden Vorkommen allein auf niederländischem Staatsgebiet Gas gefördert. 

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert dagegen die Strom-Anbindung. „Die Versorgung der Plattform mit Strom aus einem Offshore-Windpark ist eine absurde Verschwendung von Ökostrom“, sagte der DUH-Energieexperte Constantin Zerger. Sinn und Zweck erneuerbarer Energien sei es, fossile Energieträger zu ersetzen. „One-Dyas nutzt hier erneuerbare Energien, um noch mehr fossile Energie zu fördern. Dies ist kein Klimaschutz, und eine Fortsetzung eines fossilen Geschäftsmodells“, sagte Zerger. 

Wie viel Gas gefördert werden kann

One-Dyas-Chef Chris de Ruyter van Steveninck verwies in einer Mitteilung zudem darauf, dass die Gasförderung vor Borkum einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leiste. „Solange Nachfrage nach Erdgas besteht, nehmen wir gemeinsam mit der niederländischen und deutschen Regierung unsere Verantwortung wahr“, sagte der One-Dyas-Chef. „Die vollständige Elektrifizierung von N05-A erhöht die Nachhaltigkeit von Nordsee-Erdgas im Vergleich zu importiertem Erdgas aus Ländern, von denen wir lieber nicht vollständig abhängig sein möchten.“ 

Die Erdgasplattform vor Borkum, die etwa 20 Kilometer vor der Insel in der Nordsee liegt, soll im Regelbetrieb etwa 2 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr produzieren. Das entspricht laut One-Dyas 7 Prozent des niederländischen und mehr als 2,5 Prozent des deutschen Gasbedarfs. One-Dyas hat aber noch weitere Felder in der Nähe im Blick – das Gesamtvolumen des sogenannten GEMS-Gebietes wird auf 50 bis 60 Milliarden Kubikmeter geschätzt.

Umweltverbände und auch Teile der niedersächsischen Landesregierung sind gegen die neue Gasförderung, die in einem Gebiet nahe dem Niedersächsischen Nationalpark Wattenmeer erfolgt. Auf Borkum ist die Sorge groß, dass die Gasförderung auch Umweltfolgen für die Insel und das benachbarte Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer haben könnte.