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Oktoberfest München Oktoberfest München: Ein Prosit auf den Profit

17.09.2010, 12:20
Eine Bedienung mit Bierkrügen und Trillerpfeife auf dem Oktoberfest (FOTO: DPA)
Eine Bedienung mit Bierkrügen und Trillerpfeife auf dem Oktoberfest (FOTO: DPA) dpa

München/dapd. - In diesem Jahrmussten für die Jubiläumswiesn sogar noch mehr Kanäle gegraben,Strom- und Wasserleitungen verlegt, Laternen aufgestellt und Wegegeteert werden.

Und trotzdem: "Eine Erhöhung der Standgebühren ist nichtangedacht", sagt Oktoberfest-Sprecherin Gabriele Papke. Denn unterdem Strich macht München mit der Gaudi jedes Jahr satten Gewinn.

Die rund sechs Millionen Besucher geben in zwei Wochen etwa 830Millionen Euro in der Stadt aus. Vor der Rezession waren es zwarüber 950 Millionen - aber das größte Volksfest der Welt bleibt fürWirtschaft, Arbeits- und Finanzamt in München ein Quell der Freude.

Größter Posten sind die Ausgaben auf der Wiesn selbst. Derdurchschnittliche Besucher lässt sich den Spaß 54 Euro kosten, wieWolfgang Nickl vom Wirtschaftsreferat erklärt. Am Schluss haben dieGäste 6,6 Millionen Maß Bier getrunken, eine halbe Million Hendl und25 Tonnen Fisch gegessen. Dafür sowie für Achterbahn und Riesenradberappen sie 324 Millionen Euro.

Die 50.000 Hotelbetten in München sind während des Oktoberfestsausgebucht - trotz Zuschlägen bis zu 300 Prozent. Für das ersteWochenende der Jubiläumswiesn hatte die Zimmervermittlung gerade malnoch vier Hotels im Angebot. Fast 20 Prozent derOktoberfest-Besucher reisen aus dem Ausland an - die meisten davonaus Italien, den USA, England, Australien und Österreich. Die Hotelsnehmen in diesen beiden Wochen mehr als 300 Millionen Euro ein, wieNickl sagt. Und auf dem Weg durch die Stadt machen die Besucherweitere 205 Millionen Euro locker, für Einkäufe, Taxi, U-Bahn undVerpflegung.

Schon im April beginnen die Münchner Brauereien mit derProduktion des Oktoberfest-Biers für den Export. Im Juli fängt derAufbau der 14 großen Festzelte an, und die Theresienwiese wird zurgrößten Baustelle der Stadt, wie Oberbürgermeister Christian Udesagt. Auf dem Oktoberfest selbst arbeiten schließlich 8.000Festangestellte und 4.000 Aushilfskräfte. "Die Wiesn ist einBeschäftigungsmotor", sagt Festleiterin Gabriele Weishäupl. DerAbbau der Fahrgeschäfte und Zelte beginnt noch in der letzten Nachtund dauert bis Ende Oktober.

Schon 1811, ein Jahr nach der Hochzeitsfeier von Therese undKronprinz Ludwig, machte sich der damals wichtigste Wirtschaftszweigdas Volksfest zunutze: Neben dem Pferderennen gab es das ersteZentral-Landwirtschaftsfest als "Fachausstellung zur Hebung derbayerischen Agrarwirtschaft". Noch heute findet es alle vier Jahreim Südteil der Theresienwiese statt.

Inzwischen ist die Wiesn ein Schaufenster für sämtliche Branchen,wie der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil sagt. KeinKonzern, kaum ein Mittelständler versäumt die Gelegenheit, Kundenund Geschäftspartner im Festzelt zu bewirten - die vollenReservierungslisten zeigen viele bekannte Namen. "Das Oktoberfestbesitzt eine starke Strahlkraft für die gesamte bayerischeWirtschaft", sagt Zeil.

Der Imagegewinn lässt sich schwer beziffern. Direkt profitierenWirte, Schaustellern und Einzelhandel und natürlich die Brauereien.Die Stadt hat den sechs ortsansässigen Brauhäusern das lukrativeMonopol gesichert, das Oktoberfest zu beliefern. Das staatlicheHofbräuhaus zum Beispiel erreicht mit dem an Wirte, Einzelhandel undins Ausland gelieferten Festbier "deutlich über zehn Prozent" seinerJahresproduktion und einen noch weit größeren Umsatzanteil.

Nach einer Umfrage der deutschen Zentrale für Tourismus kennenweltweit über 90 Prozent der Menschen den Begriff "Oktoberfest". VonNew York bis Vietnam gibt es 2.000 Bierfeste unter diesem Namen. Zuden größten im brasilianischen Blumenau und im kanadischen Kitchenerkommen je eine Million Besucher.

Der Name Oktoberfest ist keine geschützte Marke - nur für dasjährlich wechselnde offizielle Motiv müssen die Hersteller derBierkrüge und T-Shirts eine Lizengebühr zahlen. "Aber der Erlös istgering - kein Vergleich zu Disney", sagt Papke. Interessanter sinddie Einnahmen der Stadtwerke für U-Bahn, Strom und Wasser. Alleinauf der Wiesn direkt werden 2,6 Millionen Kilowatt Strom und 108Milliarden Liter Wasser verbraucht.

Wie viel Umsatz- und Gewerbesteuer das Oktoberfest letztlich indie Kassen der Stadt spült, ist kaum aufzuschlüsseln. Aber die Wiesnsei "schon ein interessanter Faktor", sagt Nickl. Und selbst dieroten Zahlen beim Veranstaltungsetat sind nur eine Momentaufnahme:Im mehrjährigen Durchschnitt liegen die Einnahmen sechs Prozenthöher als die Kosten.