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Notfälle Notfälle: Den Helfern läuft die Zeit davon

Von Hans-Christian Wöste 06.11.2004, 16:53
Hundertschaften der Polizei suchen am Montag (1.11.2004) in einem Waldgebiet zwischen Hipstedt und Oerel (Kreis Rotenburg-Wümme) nach dem seit Samstag (30.10.2004) vermissten achtjährigen Felix aus Neu-Ebersdorf (Kreis Rotenburg-Wümme). (Foto: dpa)
Hundertschaften der Polizei suchen am Montag (1.11.2004) in einem Waldgebiet zwischen Hipstedt und Oerel (Kreis Rotenburg-Wümme) nach dem seit Samstag (30.10.2004) vermissten achtjährigen Felix aus Neu-Ebersdorf (Kreis Rotenburg-Wümme). (Foto: dpa) dpa

Ebersdorf/dpa. - Es ist eine der größten Suchaktionen inDeutschland: Über 7000 Freiwillige haben sich an diesem Wochenende ander Suche nach dem vermissten achtjährigen Felix beteiligt. Auchtiefe Pfützen, matschige Wege und nasse Wiesen nach dem Regenwetterder vergangenen Tage hielten die Helfer im Raum Hipstedt (KreisRotenburg/Wümme) nicht davon ab, nach Spuren des seit einerWoche verschwundenen Jungen Ausschau zu halten.

Unverdrossen stapften Jäger und Feuerwehrleute mit Gummistiefelndurch das Unterholz im Elbe-Weser-Raum. Die Gegend ist einsam undwenig besiedelt. Im manchen Dörfern ist kaum eine Menschenseele zuauf der Straße zu sehen.

Auf völlig rätselhafte Weise ist der achtjährige Junge aus NeuEbersdorf zusammen mit seinem blau-gelben Fahrrad verschwunden. DieSonderkommission «Felix», die inzwischen von einem Verbrechenausgeht, ist unermüdlich im Einsatz. Die Ermittler befragten amSamstag rund 400 Autofahrer und 1000 Anwohner in Hipstedt, um sichein Bild über die Geschehnisse in der Gegend vor einer Woche zumachen. Es gingen auch 350 Hinweise bei der Polizei ein, neueErkenntnisse gibt es bislang aber nicht.

Für viele Freiwillige ist der Einsatz am Wochenende Ehrensache.«Ich habe selbst einen Enkel im Alter von Felix, auch mit blondenHaaren. Da ist es doch selbstverständlich, mit zu suchen», sagteJäger Hans Carsten Lührs aus Heinschenwalde. Der 63-Jährige kann sichvorstellen, wie den Eltern von Felix zu Mute ist: «Es fällt schwer,an ein Wunder zu glauben.»

Vor wenigen Tagen haben bereits zwei Hundertschaften der Polizeiden Wald durchkämmt. «Wenn die schon nichts entdeckt haben, findenwir auch nichts mehr», meint ein anderer Jäger mit deutlich mehrSkepsis. Vor Tagen hat er bereits sein Revier kontrolliert und alleHochstände untersucht - ohne Ergebnis. Die Jäger sind in diesen Tagenohnehin viel unterwegs: «Es ist Jagdsaison für Damwild, Schwarzwildund weibliches Rehwild», sagte Lührs. Auch viele Pilzsammlerstreiften in der Gegend herum.

Der Einsatz der Freiwilligen, ein Beitrag in der ZDF-Fernsehsendung «Aktenzeichen XY ungelöst» - nichts soll unversuchtbleiben. «Wir haben eine Riesenchance, bei dieser größten Suchaktionin Norddeutschland den Faden wieder aufnehmen zu können», sagtePolizeisprecher Detlev Kaldinski. Die Polizei hatte einigeKontrollstellen auf den Waldstrecken im Raum Hipstedt-Heinschenwaldeeingerichtet und dort jeden Autofahrer angehalten. «Sind Sie voreiner Woche auf dieser Strecke gefahren und haben dabei etwasAuffälliges beobachtet?», fragen die Bereitschaftspolizisten. Siehielten ein Flugblatt mit Bildern von Felix und seinem Fahrrad durchdas Fenster der Autos in der Hoffnung auf wichtige Zeugenaussagen.

Beim Abmarsch eines Suchtrupps sagte der Feuerwehrmann undstellvertretende Bürgermeister von Hipstedt, Wilhelm Hink: «Wirsuchen bis zur Dunkelheit, aber es gibt wenig Hoffnung.» Und einanderer ergänzt: «Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Der Regenverwischt alle Spuren. Niemand mag es sagen, aber eigentlich suchenwir eine Leiche. Und wer weiß, ob wir sie hier finden.» Die voreinigen Monaten aus Cuxhaven verschwundene achtjährige Levke wurdeauch nicht nahe ihrer Heimat entdeckt, sondern hunderte vonKilometern entfernt im westfälischen Sauerland.

Suche nach dem vermissten Felix (Grafik: dpa)
Suche nach dem vermissten Felix (Grafik: dpa)
dpa