Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen: Millionenschaden nach Unfall mit führerlosem Güterzug

Köln/dpa. - Dann durchbrach er das Rolltor einer Lagerhalle und pralltegegen eine Brandschutzmauer. Die beiden Lokführer konnten vor demUnglück abspringen, sie wurden leicht verletzt. Der Schaden erreichtnach Polizeiangaben eine sechsstellige Höhe.
Der Zug von RWE Power war am Montagabend unterwegs von Oberaußemim Rhein-Erft-Kreis in Richtung Frechen. Wie eine Sprecherin derKölner Polizei am Dienstag berichtete, bemerkten die beiden Lokführerim Alter von 44 und 20 Jahren plötzlich, dass die Bremsen nichtfunktionierten. Nachdem sie sich in Sicherheit gebracht hatten, wurdeder Zug auf abschüssiger Strecke immer schneller. Er erreichteschließlich 70 Stundenkilometer. Die Diesellok und die 31 Waggons,beladen mit Braunkohlestaub und Briketts, waren insgesamt 1500 Tonnenschwer.
Bevor sich der Zug mit ohrenbetäubendem Krachen in die Lagerhallebohrte und zum Stehen kam, raste er durch ein Wohn- undIndustriegebiet. Zwei Straßen kreuzen die Strecke, die der Häfen- undGüterverkehr Köln AG (HGK) gehört. Da entlang der Gleise beimHerannahen eines Zuges automatisch Ampelanlagen an den Bahnübergängenauf Rot schalten, habe für den übrigen Verkehr keine Gefahrbestanden, sagte ein Sprecher des Unternehmens.
In der Lagerhalle im Kölner Stadtteil Junkersdorf, wo die Fahrtschließlich jäh endete, arbeiteten drei Männer. Sie waren damitbeschäftigt, Ware umzupacken, als sie plötzlich ein Rumpelnbemerkten. «Erst dachten sie an ein Erdbeben», sagte derGeschäftsführer der Lagerfirma für medizinische Produkte und Geräte,Carsten Heublein. Sekunden später durchbrach die schwere Diesellokdas Hallentor und schob alles beiseite, was im Weg stand. Instinktivsprangen die Arbeiter zur Seite und kamen mit dem Schrecken davon.
Der Gleisanschluss in der Halle war seit mehr als 15 Jahren nichtmehr benutzt und mit einer Holzabdeckung verkleidet worden. DieAbdeckung wurde auf 30 Meter Länge völlig zerstört. Möglicherweiseverhinderte sowohl das stillgelegte Gleis als auch die schnelleReaktion der HGK-Mitarbeiter ein schlimmeres Unglück. Sie hatten vonder Leitstelle aus beobachtet, dass der Zug schneller alsnormalerweise fuhr. Darauf hatten sie Weichen im Güterbahnhof Frechenso umgestellt, dass der Zug nicht entgleisen konnte. Auf diese Weisewurde er auf ein Abstellgleis gelenkt, das durch einen Prellbockgesperrt war. Durch die Sperre wurde der Zug schließlich abgebremst,bevor er auf dem dahinterliegenden Gleis in die Lagerhalle krachte.«Ein Glück, dass dieses Gleis noch vorhanden war, sonst wäre der Zugunkontrolliert hinter dem Prellbock wer weiß wohin gefahren», sagteHGK-Sprecher Rolf Küppers.
Warum die Bremsen nicht funktionierten, muss noch geklärt werden.Die Polizei leitete ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts derGefährdung des Bahnverkehrs ein.

