1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Nordrhein-Westfalen: Nordrhein-Westfalen: Bewährung für Straßenbahnfahrer nach tödlichem Unfall

Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen: Bewährung für Straßenbahnfahrer nach tödlichem Unfall

Von Frank Christiansen 09.08.2004, 12:55
Polizisten sichern in Düsseldorf Unfallspuren. (Archivfoto vom 28.05.2002: dpa) (Foto: MZ)
Polizisten sichern in Düsseldorf Unfallspuren. (Archivfoto vom 28.05.2002: dpa) (Foto: MZ) dpa

Düsseldorf/dpa. - Nach einem schweren Straßenbahnunfall inDüsseldorf mit drei Toten ist der Fahrer der Bahn am Montag zueineinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Er hattetrotz Verbots mit seinem Handy telefoniert und war dabei vor zweiJahren mit stark überhöhter Geschwindigkeit in eine Gleisbaustellegerast. Das Düsseldorfer Amtsgericht sprach den 31-Jährigen nacheinem turbulenten Prozess wegen fahrlässiger Tötung schuldig.

Die Wucht des Aufpralls hatte schreckliche Folgen. ZweiGleisarbeiter wurden durch die Luft geschleudert und waren soforttot. Der Dritte starb nach 19 Tagen im Koma. «Das tut mir alles sehrleid», sagte der Angeklagte leise in seinem Schlusswort vor Gericht.Bis zuletzt hatte er beteuert, sich an die letzten 800 Meter Fahrtbis zur Kollision nicht erinnern zu können. Zudem hatte er behauptet,sein Handy sei in seinem Rucksack gewesen. Seit dem verheerendenUnfall war der Unglücksfahrer in psychologischer Behandlung, seineBeziehung zerbrach, er war ein Jahr arbeitsunfähig.

Gutachter hatten nicht ausgeschlossen, dass der Fahrer wegen einesleichten epileptischen Anfalls bewusstlos und somit unschuldiggewesen sein könnte. Medienberichte über den Prozess brachtenschließlich die Wende. Zeugen meldeten sich und gaben an, dass derAngeklagte vor dem Unfall mit seinem Handy hantiert hatte.

Schließlich lud Richterin Ruth Lysko die damalige Freundin desFahrers als Zeugin vor. Die Frau gab zu, zwei Minuten lang mit demdamals 29-Jährigen telefoniert zu haben. Sie habe noch den Aufprallgehört und wie ihr Freund der Leitstelle per Funk mitteilte, «wohlgerade jemanden totgefahren zu haben».

«Die Aussage der Zeugin war für alle schockierend, aber sie hatdas Geschehen aufgeklärt. Der Angeklagte hat den Tod dreier Menschenverursacht», sagte Staatsanwalt Johannes Mocken am Montag in seinemPlädoyer. Mit dem Urteilsspruch war Richterin Lysko seinemStrafantrag gefolgt.