Niedersachsen Niedersachsen: Wie gelangen 110 Gramm Uran in einen Privatgarten?

Lauenförde/dpa. - Es gebe Hinweise, dass sich auf dem Grundstück noch mehrUran befinde, sagte ein Polizeisprecher. Fachleute sollen nun klären,woher das Material stammt. Der Uran-Fund löste am Donnerstag aucheine Debatte über mögliche Lücken im Sicherheitssystem aus.
Die Staatsanwaltschaft Hildesheim leitete ein Verfahren wegenunerlaubten Umgangs mit radioaktiven Stoffen ein. Es richte sichgegen den 45-jährigen Privatmann, auf dessen Grundstück dasradioaktive Material gefunden wurde, sagte Sprecher ChristianGottfriedsen. Ein Fachmann für Atom-Aufsicht aus demniedersächsischen Umweltministerium versicherte der dpa, dass von demUran keinerlei Gefahr ausgehe.
Wie am Mittwoch bekannt geworden war, hatten Behördenmitarbeiternach einem Hinweis des 45-Jährigen am 22. Februar in dessen Garten110 Gramm angereichertes Uran entdeckt, wie es in Atomkraftwerkenverwendet wird. Woher die 14 bleistiftdicken Uran-Pellets stammen,ist unklar. Der Ingenieur Frank-Egbert Rubbel vom niedersächsischenUmweltministerium sagte der dpa, es stamme vermutlich nicht aus einemAtomkraftwerk, sondern aus einer Brennelementefabrik. Eine Gefahr fürdie Bevölkerung habe nicht bestanden. Militärisch könne das Urannicht genutzt werden.
Die niedersächsischen Grünen vermuten Sicherheitslücken undbefürchten, dass das Kontrollnetz undicht ist. Solche Kernbrennstoffestehen unter strenger staatlicher Aufsicht und dürfen außerhalb vonAtomkraftwerken und Wiederaufbereitungsanlagen nicht in private Händegelangen. Auch Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander(FDP) sagte der dpa, wenn es sich bei dem Fund um angereichertes Uranhandle, «muss es bei der Kontrolle eine Lücke gegeben haben».
Den Fall ins Rollen gebracht hatte ein Schreiben des Anwaltes desMannes aus Lauenförde an das Bundeskanzleramt, wie ein Sprecher derBundesregierung sagte. Das Schreiben sei nach einer Prüfung an dasBundesumweltministerium weitergeleitet und dann unmittelbar an dasniedersächsische Umweltministerium gegeben worden.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, Fachleute sollten jetztdie Herkunft der Uran-Pellets klären. Der Besitzer des Gartens hatbisher offensichtlich keine Angaben dazu gemacht. Das Material sollim Europäischen Institut für Transurane in Karlsruhe untersuchtwerden. Ein Spezialunternehmen werde nun damit beauftragt, das Uranmöglichst noch in dieser Woche in die Einrichtung nach Baden-Württemberg zu transportieren, sagte eine Ministeriumssprecherin inHannover.
Wie aus Polizeikreisen verlautete, hatte der Mann bereits 1994Informationen über die Uran-Pellets gegeben, die Polizei dann aber anandere Stellen in der Umgebung geführt, wo die Beamten nichts fanden.Über die Herkunft des damals angeblich existierenden Materials hatteer demnach nichts gesagt. Nach Informationen aus dem LandkreisHolzminden leidet der Mann seit Jahrzehnten unter massivenpsychischen Problemen. Er soll bereits mehrfach stationär in derPsychiatrie behandelt worden sein. In Lauenförde sei er bekannt, weiler immer wieder grundlos Mitbewohner beleidige oder bedrohe, hieß es.