Niedersachsen Niedersachsen: Jan O. prahlte mit grausamer Tat im Internet

Uelzen/Bodenfelde/dapd. - Drei Tage nach der Festnahme desmutmaßlichen Doppelmörders von Bodenfelde werden immer mehr Detailsüber den 26-Jährigen und seine Taten bekannt. So hatte Jan O. etwaim Internet mit dem Mord an der 14-jährigen Nina geprahlt. Auf einerInternetseite habe es einen direkten Bezug zu der ersten Tat in derniedersächsischen Kleinstadt gegeben, sagte ein Polizeisprecher amDonnerstag auf dapd-Anfrage. Die Polizei ist sich zudem sicher, dassO. wohl noch mehr Taten begangen hätte, wenn er nicht gefasst wordenwäre.
Auch sein Vater sagte im Interview mit der Nachrichtenagenturdapd, dass Jan «unberechenbar» gewesen sei. Sein Sohn sei schonimmer ein schwieriger Fall gewesen, sagte Fred O. Jan sei einSchulverweigerer gewesen, habe öfters von der Polizei in die Schulegebracht werden müssen und kam dann auf eine Sonderschule, weil dieGrundschule ihn nicht mehr gewollt habe, erzählt der 52-Jährige.Einen Schulabschluss habe er nie gemacht, sagt sein Vater. «Er warda», sei die einzige Auszeichnung auf seinen Schulzeugnissengewesen.
Zwtl: Mutter berichtet über familiäre Gewalt
Seine Mutter sieht ihn vielmehr als Opfer. «Ich will seine Tatennicht entschuldigen, aber mein Sohn ist auch ein Opfer», sagte sieder in Uelzen erscheinenden «Allgemeinen Zeitung»(Donnerstagausgabe). In ihrer Ehe sei Gewalt Alltag gewesen,schilderte die 46-Jährige das Familienleben. Der Vater habe sieimmer wieder vor den Augen des Sohnes geschlagen.
In dem Interview sagt die Mutter auch, dass sie hoffe, dass diebeiden Opfer die einzigen Opfer ihres Sohnes seien. Sie wolle ihrenSohn auch in der Haft besuchen und zu ihm stehen. «Ich hasse ihnnicht», sagte die Frau. Nach eigenen Angaben befindet sich die46-Jährige in psychiatrischer Behandlung. Offenbar drohte sie nachRecherchen der Zeitung mehrmals mit Selbstmord.
Zwtl: Auf Internetseite mit Taten gebrüstet
Das persönliche Profil in einem sozialen Netzwerk, auf dem Jan O.mit seiner Tat prahlte, ließ die Polizei sofort sperren, da es sichdabei um ein Beweismittel handle, wie der Sprecher sagte. Laut der«Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Donnerstagausgabe) schrieb dermittlerweile in Untersuchungshaft sitzende Jan O. dort: «GesternMädchen geschlachtet. Jeden Tag eins bis mich erwischen.» In anderenSeiten auf sozialen Netzwerken, die inzwischen auch gesperrt wurden,suchte der 26-Jährige gezielt den Kontakt mit jungen Mädchen.
Zudem wurde bekannt, dass Jan O. offenbar nach dem Mord an dem13-jährigen Tobias in die Kirche gegangen war. Der Pastor derEvangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Uslar, Hajo Rebers, sagteauf dapd-Anfrage: «Ich möchte das nicht kommentieren.»
Jan O. soll die 14-jährige Nina und den 13-jährigen Tobias aufbrutale Weise getötet haben. Er war am Dienstag festgenommen worden.Die Leichen der Schüler waren am Sonntag in einem Waldstück inBodenfelde gefunden worden.
Die Ermittler gehen davon aus, dass Jan O. weiter gemordet hätte,wenn er nicht gefasst worden wäre. Schon am Mittwoch hatte diePolizei davon gesprochen, dass der 26-Jährige das «Potenzial zumSerienmörder» gehabt habe. Deshalb wird nun auch geprüft, ob Jan O.möglicherweise noch für andere Taten in der Region verantwortlichist. Aktuelle Vermisstenmeldungen in der Region gebe es aber nicht.Es werde alles überprüft, was vor den Taten in seinem Leben passiertsei, sagte der Polizeisprecher. Zudem werde geklärt, ob der Mann ausUslar psychisch krank ist.
Nina und Tobias sollen am Freitag und Samstag beerdigt werden.Ein Geständnis hat Jan O. noch nicht abgelegt. Nach Angaben seinesAnwalts wird sich der Beschuldigte am Freitagnachmittag zur Sacheäußern. Die Staatsanwaltschaft erwartet ein Geständnis. Erst danachwill Oberstaatsanwalt Hans Hugo Heimgärtner auch Angaben übermögliche DNA-Spuren der Opfer an der Kleidung von Jan O. machen.