Niederlande Niederlande: Brand in Flughafengefängnis tötet illegale Einwanderer

Den Haag/dpa. - In dem Flammenmeer wurdenaußerdem 15 Menschen verletzt, vier von ihnen - ebenfalls Ausländer - mussten im Krankenhaus bleiben, einer in kritischem Zustand. MehrereHäftlinge nutzten das nächtliche Drama zur Flucht.
Um kurz nach Mitternacht loderten die Flammen aus demZellenkomplex am Ostrand des riesigen Flughafengeländes. Mit 60Leuten kämpfte die Feuerwehr drei Stunden lang gegen den Brand. Dannwurde die traurige Bilanz deutlich: Für elf Menschen, die illegal indie Niederlande eingereist waren, wurde ihre schmale Zelle zur Hölle.Spezialisten wurden eingesetzt, um die Toten zu identifizieren.
Wie das Feuer entstand, blieb zunächst völlig unklar. Doch schonwenige Stunden nach der Katastrophe tauchten Zweifel an denSicherheitsvorkehrungen in dem vor drei Jahren eilig aufgebautenFlughafengefängnis auf. So gibt es für das Gebäude keine Einrichtung,mit der die Zellen im Notfall zentral und gleichzeitig geöffnetwerden können. Auch in dieser Feuernacht mussten die Wärter jedeZellentür einzeln entriegeln.
Ein Häftling beschuldigte das Wachpersonal, den Brand zunächstheruntergespielt zu haben. «Uns schmerzten schon die Kehlen, aber siesagte, es sei nichts», berichtete der Mann. Häftlinge hätten gegenZellentüren getreten und seien in Panik geraten. Justizminister PietHein Donner, unter dessen Aufsicht das Gefängnis fällt, bescheinigteden Rettungskräften, sie hätten alles getan, was sie konnten.
Mehrere Häftlinge flohen nicht nur vor dem Inferno, sondernsuchten gleich ganz das Weite. Drei von ihnen liefen noch in derNacht der Polizei in die Arme. Justizminister Donner teilte am Mittagmit, es würden noch acht Insassen vermisst. Es sei aberunwahrscheinlich, dass es noch mehr Tote gebe. Die für ihre strengeEinwanderungspolitik bekannte Ausländer-Ministerin Rita Verdonksprach den Angehörigen der Brandopfer ihr Mitgefühl aus und sprachvon einem «traumatischen Ereignis». Entsetzt reagierte auchMinisterpräsident Jan Peter Balkenende: «Ich bin erschrocken über dasAusmaß dieser Katastrophe», sagte er.
Das Flughafengefängnis war 2002 in kurzer Zeit aus Fertigbauteilenerrichtet worden. Die Niederlande erlebten damals eine Invasion vonDrogenkurieren, die mit meistens verschluckten Rauschgiftpäckchenüber den Flughafen Schiphol kamen. Für diese «bolletjesslikkers»(Kügelchen-Schlucker) wurden dringend Haftzellen benötigt. Aber auchillegale Immigranten und Abschiebehäftlinge sitzen dort ein.
Das nationale Brandschutz-Institut hatte nach einem ersten Feuerkurz vor der Inbetriebnahme der Anstalt Ende 2002 Empfehlungen zurErhöhung der Sicherheit gemacht. So sollten unter anderem die Wändeder Zellen für einen besseren Brandschutz verstärkt werden, sagte einSprecher. Es gehörte jedoch nicht zu den Aufgaben des Instituts, dieUmsetzung dieser Empfehlungen zu kontrollieren. Eine unabhängigeÜberprüfung aller Vorgänge kündigte Michel Bezuijnen an, derBürgermeister der Gemeinde Haarlemmermeer, zu der Schiphol gehört.
