+++Newsticker zum Flugzeugabsturz+++ +++Newsticker zum Flugzeugabsturz+++: "Das war kein Unfall"
Moskau/Amsterdam - In der Ukraine ist ein Passagierflugzeug der Malaysian Airlines mit 295 Menschen an Bord abgestürzt. Es gibt keine Überlebenden. Der Konflikt in der Ostukraine hat allem Anschein nach die schwerste Flugzeugkatastrophe in Europa seit Jahrzehnten verursacht. Unter den Toten sind 154 Niederländer und auch vier Deutsche. Wer trägt die Verantwortung? Die Ereignisse im Newsticker.
+++20:49 Uhr: Weitere Sanktionen gegen Russland+++
Die EU hat wie beim Gipfeltreffen beschlossen die Sanktionen gegen Russland in der Ukraine-Krise verschärft. Der Ministerrat habe am Freitag die rechtliche Basis für restriktive Maßnahmen ausgeweitet, teilte der Rat in Brüssel mit. „Das macht den Weg frei, um Vermögen von Unternehmen einzufrieren, die materiell oder finanziell Aktionen unterstützen, die sich gegen die Einheit und Unabhängigkeit der Ukraine richten“, hieß es in der Mitteilung. Ende Juli werde der Rat eine konkrete Liste mit Namen beschließen.
Es gelten nun auch gegen insgesamt 72 Russen und prorussische Ukrainer Einreiseverbote und Kontensperrungen. Damit reagierte die EU auf die Besetzung der Krim und die Destabilisierung in der Ostukraine. Betroffen sind unter anderem Russen, die die Annexion der Krim vorantrieben, sowie prorussische Separatistenführer.
Die Entscheidung fiel im schriftlichen Verfahren und soll am Samstag im EU-Amtsblatt veröffentlicht werden. Damit setzt der Ministerrat den Beschluss der EU-Staats- und Regierungschefs vom Gipfel am Mittwoch um.
+++20:03 Uhr: Poroschenko fordert moderne Waffen+++
Nach dem Absturz der malaysischen Passagiermaschine hat der ukrainische Parlamentspräsident Alexander Turtschinow den Westen zu Waffenlieferungen an die Regierung in Kiew aufgefordert. Die internationale Gemeinschaft müsse die prowestliche Führung mehr unterstützen im Kampf gegen prorussische „Terroristen“, sagte er am Freitag in Kiew. „Dafür sollen moderne Waffen und Kampftechnik an uns geliefert werden.“ Mit Präzisionswaffen könnte das Kriegsgerät der Aufständischen binnen Tagen zerstört werden. „Sie hätten auch den Absturz der Boeing verhindert“, sagte er.
Die Separatisten bezeichneten unterdessen den angeblichen Mitschnitt eines Gesprächs, das die Aufständischen als Urheber des Abschusses überführen soll, als Fälschung. „Die Aufzeichnung wurde grob montiert“, sagte Oleg Zarjow von der „Volkswehr“. Möglicherweise seien einige Passagen echt, allerdings handele es sich dabei um einen Kampfjet und nicht um das Passagierflugzeug mit 298 Insassen.
In der ostukrainischen Region Lugansk lieferten sich militante Gruppen und Regierungseinheiten derweil weiter schwere Gefechte. Dabei kamen auch zahlreiche Zivilisten ums Leben, wie die Verwaltung mitteilte.
+++19:30 Uhr: Hindernisse für OSZE-Beobachter+++
Prorussische Separatisten haben internationalen Beobachtern den vollständigen Zugang zur Absturzstelle des malaysischen Passagierflugzeugs in der Ostukraine verwehrt. Die Beobachter könnten sich nicht uneingeschränkt bewegen, hieß es am Freitag von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Wien. Die Organisation hat etwa 20 Vertreter zu der Absturzstelle nahe Grabowo geschickt. Sie sollten über die Situation vor Ort berichten. Die Führung der Separatisten hatten ihnen zuvor freien Zugang zum Unglücksort zugesichert.
+++19:16 Uhr: USA machen Russland mitverantwortlich++++
Der US-Präsident wies Moskau indirekt eine Mitverantwortung zu. „Das war kein Unfall. Das passiert wegen russischer Unterstützung“, sagte Obama. Ohne diese sei es den Separatisten nicht möglich, „so zu funktionieren, wie sie funktionieren“. Direkte Anschuldigungen gegen Kremlchef Wladimir Putin vermied Obama jedoch. Man dürfe keine voreiligen Schlüsse ziehen.
+++18:09 Uhr: Obama fordert Waffenruhe+++
Nach dem Abschuss eines Passagierflugzeuges über der Ukraine hat US-Präsident Barack Obama eine sofortige Waffenruhe gefordert. Die Rakete, die das Flugzeug abgeschossen habe, sei aus einem von Separatisten kontrollierten Gebiet abgefeuert worden, sagte Obama. Es müsse eine glaubwürdige internationale Untersuchung des Vorfalls geben und die Ermittler dürften dabei nicht behindert werden, sagte Obama am Freitag in Washington. Eine militärische Rolle der USA in dem Konflikt sehe er nach wie vor nicht. „Wir wissen noch nicht genau, was passiert ist“, räumte Obama ein. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass ein Flugzeug von den Aufständischen abgeschossen worden sei. Die Gruppe habe anhaltende Unterstützung von den Russen erhalten. Dazu gehöre Waffentraining und auch Flugabwehrgeschütze.
+++17:78 Uhr: Russland dementiert Lieferung von Raketensystem+++
Das russische Verteidigungsministerium hat eine angebliche Verlegung von „Buk“-Flugabwehrsystemen in das ostukrainische Separatistengebiet strikt zurückgewiesen. Moskau habe weder den Abwehrkomplex noch sonstiges Kriegsgerät in das Nachbarland geschafft, sagte ein Sprecher am Freitag der Agentur Interfax. Mit einer „Buk“-Rakete könnte nach Meinung von Experten das malaysische Passagierflugzeug mit 298 Insassen abgeschossen worden sein.
+++16:53 Uhr: Rakete kam offenbar aus dem Separatisten-Gebiet+++
Die über der Ostukraine abgestürzte Passagiermaschine mit 298 Menschen an Bord ist nach Informationen der USA wahrscheinlich von einer Boden-Luft-Rakete aus dem von prorussischen Separatisten besetzten Gebiet abgeschossen worden. „Wir können nicht ausschließen, dass russisches Personal beim Betrieb dieser Systeme geholfen hat“, sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power.
+++16:33 Uhr: Zwei Frauen aus NRW ums Leben gekommen+++
Zu den 298 Opfern der abgestürzten Maschine der Malaysia Airlines in der Ukraine zählen nach Informationen des „Express“ zwei Frauen aus Nordrhein-Westfalen. Die Zeitung berief sich in ihrem am Freitag vorab veröffentlichten Bericht auf Sicherheitskreise. Demnach stammt eine Frau aus Westfalen, die andere aus dem Rheinland. Die Rheinländerin sei auf dem Heimflug nach Malaysia gewesen, wo sie wahrscheinlich zu Hause war.
Nach Angaben der Fluglinie stammten 189 Menschen aus den Niederlanden und vier aus Deutschland. US-Vizepräsident Joe Biden hatte gesagt, das Flugzeug sei gezielt abgeschossen worden. US-Geheimdienste halten laut einem vorläufigen Bericht nach Angaben des Senders CNN pro-russische Separatisten für die wahrscheinlichen Täter.
+++16:13 Uhr: 30 OSZE-Mitarbeiter an Absturzstelle eingetroffen+++
Etwa 30 Mitarbeiter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sind nach deren Angaben per Hubschrauber am Ort des Absturzes eingetroffen.
+++15:56 Uhr: Frau verliert Familienmitglieder bei Flug MH370 und bei Flug MH17+++
Es ist ein unglaublich tragischer Fall: Eine australische Frau hat beim Flug MH370 der Malaysia Airlines, der im März spurlos verschwand, ihren Bruder und ihre Schwägerin verloren. Nun hat Kaylene Mann erneut zwei Familienangehörige zu beklagen. Beim Flug MH17, der über der Ukraine abgestürzt ist, kamen ihre Stieftochter und deren Ehemann ums Leben. Im Moment ist sie nicht in der Lage, sich zu dem erneuten Verlust zu äußern. Der Schock sei zu groß.
+++14:47 Uhr: US-Geheimdienst macht Rebellen verantwortlich+++
Das über der Ukraine abgestürzte Passagierflugzeug ist nach Angaben von US-Geheimdiensten sehr wahrscheinlich von pro-russischen Separatisten abgeschossen worden. Das geht nach Angaben des Senders CNN aus einem vorläufigen Geheimdienstbericht hervor.
+++14:21 Uhr: Ukrainer stellen Flugschreiber sicher+++
Nach dem Absturz der Boeing 777-200 in der Nähe von Donezk haben ukrainische Rettungskräfte zwei Flugschreiber sichergestellt. Das teilte ein Sprecher der regierungstreuen Gebietsverwaltung von Donezk am Freitag nach Angaben der Agentur Interfax mit. Es blieb aber unklar, wo sich die Geräte befinden. Die ukrainische Führung hatte zuvor den Verdacht geäußert, die prorussischen Aufständischen, die das Gebiet kontrollieren, könnten die Flugschreiber nach Moskau schicken. „Wir haben nicht vor, die Flugschreiber entgegenzunehmen und damit gegen internationale Regeln zu verstoßen“, erwiderte der russische Außenminister Sergej Lawrow in Moskau.
+++13:10: Hollywood-Star sorgt für Empörung+++
Jason Biggs, Star aus dem Hollywood-Blockbuster "American Pie", hat mit einem üblen Scherz auf Twitter über den Absturz des Fluges MH17 die Netzgemeinde gegen sich aufgebracht. "Will jemand meine Flugmeilen bei Malaysia Airlines kaufen", fragte der Schauspieler über den Kurznachrichtendienst. Die Reaktionen folgten prompt. "Habe allen Respekt vor Jason Biggs verloren", schrieb ein User zurück. Wenig später entschuldigte sich Biggs für seine Geschmacklosigkeit und löschte den Eintrag von seinem Twitter-Profil.
+++12:43 Uhr: Führender Aids-Forscher stirbt bei Absturz+++
Zu den Opfern der in der Ostukraine abgestürzten malaysischen Passagiermaschine gehört auch der führende niederländische Aids-Forscher und frühere Vorsitzende der Internationalen Aids-Gesellschaft, Joep Lange. Das bestätigte eine Sprecherin der Stiftung PharmAccess, die Lange gegründet hatte und die Patienten leichteren Zugang zu Aids-Medikamenten verschafft. Langes Tod sei ein „großer Verlust“, erklärte der Leiter der Stiftung, Onno Schellekens. Der 59-jährige fünffache Familienvater war demnach auf dem Weg zur 20. Welt-Aids-Konferenz, die am Sonntag in Melbourne beginnt. In der Maschine saßen rund hundert weitere Konferenz-Teilnehmer. Lange engagierte sich schon sehr früh im Kampf gegen Aids. Zwischen 2002 und 2004 saß er der Internationalen Aids-Gesellschaft vor, die auch die Konferenz in Melbourne organisiert.
+++12:38 Uhr: Merkel fordert Waffenruhe+++
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, die Umstände des Absturzes müssten „schnellstmöglich“ durch eine unabhängige Untersuchung geklärt werden. „Dazu ist ein Waffenstillstand nötig.“ Schon am Donnerstagabend hatten die Separatisten sich zu einer Waffenruhe bereit erklärt. Diese könne „einige Tage“ dauern, sagte der selbsternannte Regierungschef der von den Separatisten ausgerufenen „Volksrepublik Donezk“, Alexander Borodaj.
+++11:38 Uhr: Kiew gibt Russland Schuld am Abschuss+++
Die prorussischen Separatisten in der Ostukraine haben nach Kenntnis ukrainischer Behörden keine Raketenflugabwehrsysteme vom Typ „Buk“ für den Abschuss von Flugzeugen in ihrem Besitz gehabt. Die Aufständischen hätten - anders als von ihnen selbst im Juni behauptet - keine einsatzfähigen Waffensysteme dieser Art erobert, sagte der ukrainische Generalstaatsanwalt Witali Jarema am Freitag in Kiew Medien zufolge. Diese Informationen seien auch Präsident Petro Poroschenko und dem nationalen Sicherheitsrat vom ukrainischen Militär übergeben worden. Nach offiziellen Angaben aus Kiew hatten die Separatisten zwar im Juni eine „Buk“-Anlage erobert, die allerdings nicht funktionsfähig gewesen sei. Aus Sicht der Ukraine führt die Spur nach Russland. Demnach soll von dort ein „Buk“-System mit Raketen und Bedienpersonal in die umkämpfte Ostukraine gebracht worden sein.
+++11:26 Uhr: Kiew nennt Absturz „internationales Verbrechen“
Der ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk will die Verantwortlichen für den Absturz des Passagierflugzeugs über dem umkämpften Osten des Landes vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag stellen lassen. „Die schreckliche Tragödie hat unser Leben verändert, die Russen sind zu weit gegangen“, sagte Jazenjuk am Freitag nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine. „Es handelt sich um ein internationales Verbrechen“, wurde er weiter zitiert. Dafür sollten die Verantwortlichen vor das Tribunal in Den Haag gestellt werden.
+++11:03 Uhr: Auswärtiges Amt bestätigt Tod von vier Deutschen+++
Bei dem Flugzeug-Absturz in der Ostukraine sind auch vier Deutsche ums Leben gekommen. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin bestätigte dies am Freitag. Einzelheiten nannte sie nicht. Der UN-Sicherheitsrat sollte in einer Sondersitzung über die Krise in der Ukraine und den mutmaßlichen Abschuss des Verkehrsflugzeugs mit rund 300 Menschen an Bord beraten.
+++10:45 Uhr: Tragischer Facebook-Post vor dem Start+++
Ein niederländischer Passagier hat vor dem Start des Fluges MH17 am Amsterdamer Flughafen Schiphol einen Post auf seine Facebook-Seite gesetzt. Er machte ein Foto der Maschine und schrieb dazu den Satz: "Sollten wir verschwinden, so sieht es aus." Damit spielte er auf den im März bis heute spurlos verschwundenen Flug MH370 an.
+++09:36 Uhr: Rebellen reden über Abschuss+++
Die Hinweise auf einen Abschuss der über der Ostukraine abgestürzten Passagiermaschine mit 298 Menschen an Bord verdichten sich. Wer aber das Flugzeug der Malaysian Airlines am Donnerstag beschossen haben könnte, ist unklar. Die Konfliktparteien in der Ukraine machen sich in einem regelrechten Propaganda-Krieg gegenseitig für die Katastrophe verantwortlich. Von der ukrainischen Regierung verbreitete Informationen legen nahe, dass prorussische Separatisten die Passagiermaschine mit einem ukrainischen Militärflugzeug verwechselt und deshalb abgeschossen haben könnten. Der in Amsterdam gestartete Flug MH17 befand sich gerade über der Region um Donezk, als das Flugzeug um 15.20 Uhr (MESZ) vom Radar verschwand. Nur 17 Minuten später schrieb der Verteidigungsminister der von den Separatisten ausgerufenen „Republik Donezk“, Igor Strelkow, auf der russischen Internetplattform VKontakte: „Wir haben gerade eine An-26 abgeschossen“ - ein Transportflugzeug aus sowjetischer Produktion, das auch im Dienst der ukrainischen Luftwaffe steht.
Neben dem Eintrag auf dem sozialen Netzwerk war Videomaterial zu sehen, das stark den Aufnahmen vom Absturzort der malaysischen Maschine ähnelte. Zudem schrieb Strelkow, das von den Rebellen abgeschossen Flugzeug sei nahe der Mine Progress niedergegangen - unweit der Absturzstelle von MH17.
Kiew hatte zuletzt mehrfach beklagt, dass die Separatisten ukrainische Militärflugzeuge abgeschossen hätten, darunter Mitte Juni auch eine Antonow-26. Am Montag hatte das ukrainische Militär dann Russland vorgeworfen, eine Transportmaschine vom Typ An-26 abgeschossen zu haben. Am Donnerstag meldete die Kiew dagegen keinen derartigen Verlust.
Strelkows Eintrag auf VKontakte wurde kurze Zeit später wieder gelöscht. Die ukrainische Armee hatte den Post da aber schon aufgezeichnet und in einer englischsprachigen Übersetzung an die Presse weitergeleitet.
Zudem verbreitete der ukrainische Geheimdienst SBU Telefonmitschnitte zwischen zwei Rebellenführern, die abgehört worden seien. In den Tonaufnahmen sagt einer der beiden Abgehörten: „Es waren die Jungs von der Straßensperre Tschernuchin, die das Flugzeug abgeschossen haben, Major.“ Am anderen Ende der Leitung fragt jemand: „Ja und, Grek?“ Die Antwort: „Es war ein zu hundert Prozent ziviles Flugzeug.“
+++9:22 Uhr: Trauer in den Niederlanden+++
Die Flaggen im ganzen Land auf Halbmast, verzweifelte Angehörige am Flughafen in Schiphol, ein erschütterter König: Nach dem Flugzeugabsturz über der Ostukraine trauern die Niederländer um die 154 Opfer aus ihrem Land.
Nach dem Absturz eilten am Donnerstagnachmittag viele Familienmitglieder der Passagiere am Flughafen bei Amsterdam ein, wo Flug MH17 um 12.15 Uhr nach Kuala Lumpur gestartet war. Sie wurden zunächst in ein Restaurant im oberen Stockwerk des Flughafens begleitet, abgeschirmt vor den Medien. Dann wurden sie in Bussen zu nicht genannten Orten gebracht.
Die rot-weiß-blauen Flaggen wurden nicht nur in den Niederlanden auf Halbmast gesetzt, auch an allen Botschaften des Staates auf der ganzen Welt zeigte das Land so seine Bestürzung. „Ich bin tief traurig über diese schreckliche Nachricht“, erklärte König Willem-Alexander. „Unsere Gedanken sind bei den Familien, Freunden und Kollegen der Opfer und bei all denen, die noch nicht wissen, ob ihre Freunde an Bord waren.“
+++8:53 Uhr: Experten: Nur hoch entwickelte Waffen können Passagierjet abschießen+++
Die über der Ukraine abgestürzte Boeing der Malaysia Airlines kann nach Ansicht von Experten nur von einer hoch komplexen Waffe abgeschossen worden sein. Das berichtete die Zeitung „Wall Street Journal“ am Freitag. Tragbare Raketen, die von der Schulter abgefeuert werden, reichten nicht aus, ein Verkehrsflugzeug in 10.000 Metern Höhe abzuschießen. Dafür sei eine Boden-Luft-Rakete nötig.
Die prorussischen Rebellen hätten zwar angegeben, in den vergangenen Wochen ein mobiles russisches Flugabwehrsystem vom Typ Buk erbeutet zu haben, das im Einsatz der ukrainischen Armee war. Dass die Aufständischen das hoch entwickelte System inklusive Radar auch nach so kurzer Zeit auch bedienen könnten, sei jedoch fraglich. „Das ist kein System, was man so ohne weiteres gleich benutzen kann“, sagte Douglas Barrie vom Internationalen Institut für Strategische Studien (IISS) in London.
+++8.01 Uhr: Rebellen garantieren Zugang zu Absturzstelle+++
Die prorussischen Separatisten in der Ostukraine wollen Ermittler offenbar zu der Absturzstelle von Flug MH17 lassen. Sie hätten eine entsprechende Garantie abgegeben, teilte die Ukraine-Kontaktgruppe mit Vertretern aus Kiew, Moskau und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) am Freitag mit. Die Maschine der Malaysian Airlines mit 298 Menschen an Bord war nach erster Einschätzung der US-Geheimdienste am Donnerstag von einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen worden.
+++7.31 Uhr: Ukrainischer Geheimdienst: Telefonate belegen Schuld der Rebellen+++
Der ukrainische Geheimdienst hat nach eigenen Angaben Telefongespräche abgehört, in denen prorussische Aufständische den Abschuss des malaysischen Verkehrsflugzeugs eingestehen sollen. Kurz nach dem Absturz der Boeing mit 298 Menschen an Bord hätten die Separatisten dem russischen Militär übermittelt, dass Kosaken-Milizen den Jet getroffen hätten. Möglicherweise seien die Aufständischen davon ausgegangen, auf ein ukrainisches Militärflugzeug zu schießen. Der ukrainische Geheimdienst veröffentlichte die Telefonate, deren Wahrheitsgehalt sich nicht überprüfen lässt.
+++ 6.40 Uhr: Gegenseitige Schuldzuweisungen nach Boeing-Absturz+++
Nach dem mutmaßlichen Abschuss einer malaysischen Boeing über der Ostukraine mit 295 Menschen an Bord bleiben die Hintergründe der Tragödie weiterhin ungeklärt. Der ukrainische Präsident Poroschenko sprach von einem „terroristischen Akt“. Er warf den prorussischen Separatisten vor, die Boeing mit einer Rakete abgeschossen zu haben - wie zuletzt mehrere ukrainische Militärflugzeuge. Die USA gehen davon aus, dass eine Boden-Luft-Rakete abgefeuert wurde.
Die Aufständischen dementierten, für den Absturz der Boeing 777-200 verantwortlich zu sein. Unter den Opfern sind neben 154 Niederländern auch 4 Deutsche. In New York kommt am Freitag der UN-Sicherheitsrat zu einer Sondersitzung zusammen.
US-Präsident Barack Obama forderte eine internationale Untersuchung der Ursache für den Absturz über der von Rebellen kontrollierten Region in der Ostukraine. In einem Telefonat mit seinem ukrainischen Kollegen Poroschenko sagte Obama, am Ort des Absturzes dürfe nichts verändert werden, bis internationale Experten „alle Aspekte der Tragödie“ untersuchen können. Zugleich sicherte der US-Präsident sofortige Hilfe von US-Experten zu, teilte das Weiße Haus weiter mit. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, die EU und die Nato verlangten eine internationale Untersuchung.
Niemand der 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder überlebte am Donnerstag den Absturz aus etwa 10.000 Meter Flughöhe. Russlands Präsident Wladimir Putin gab der Ukraine indirekt die Schuld. Die schreckliche Tragödie wäre nicht passiert, wenn es in der Ostukraine keinen Krieg gebe, sagte der Kremlchef.
Der Vizepräsident der Malaysia Airlines Europe, Huib Gorter, sagte am Abend am Amsterdamer Flughafen Schiphol, dass vier deutsche Passagiere ums Leben gekommen seien. Vom Auswärtigen Amt in Berlin gab es dafür zunächst auf Anfrage keine Bestätigung. An Bord waren auch 27 Australier, 23 Malaysier, 11 Indonesier, 9 Briten, 5 Belgier, 3 Philippiner und ein Kanadier. Von den anderen Passagieren stehe die Nationalität noch nicht fest, so der Manager. Die Maschine war als Flug MH 017 um 12.15 Uhr von Amsterdam mit dem Ziel Kuala Lumpur gestartet.
An Bord waren zahlreiche Aids-Aktivisten. Sie befanden sich auf dem Weg zum Welt-Aids-Kongress im australischen Melbourne, wie die International Aids Society mitteilte. Es sei davon auszugehen, dass von den 283 Passagieren insgesamt 108 Aids-Delegierte und deren Familienangehörige gewesen seien.
Es ist der zweite schwere Schlag für Malaysia Airlines innerhalb von Monaten. Im März verschwand Flug MH370 mit 239 Menschen an Bord auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking. Wochenlange Suchen im Pazifik nach dem Wrack blieben erfolglos. (dpa/afp/rtr)