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Altlasten im Meer Rostock erhält Zuschlag für Bundeszentrum Munitionsbergung

In der Ost- und Nordsee verrotten 1,6 Millionen Tonnen konventionelle Kriegsmunition. Um die gefährliche Altlast soll sich ein Bundeskompetenzzentrum kümmern. Das wird in Rostock angesiedelt.

Von dpa Aktualisiert: 08.07.2025, 14:39
Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) besuchte vorige Woche den Ocean Technology Campus.
Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) besuchte vorige Woche den Ocean Technology Campus. Jens Büttner/dpa

Berlin/Rostock - Rostock wird Sitz des neuen Bundeskompetenzzentrums zur Munitionsbergung in Nord- und Ostsee. Der Standort verfüge sowohl über die wissenschaftliche Expertise als auch über das notwendige technische Know-how, begründete Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) die Entscheidung für die Hansestadt. Die Munition auf dem Meeresboden stelle ein extremes Risiko für die Umwelt dar. Seit Jahrzehnten roste sie vor sich hin und vergifte Ost- und Nordsee durch den austretenden TNT-Sprengstoff. „Diese Munition muss geborgen werden“, sagte der Minister. 

Die Einrichtung eines solchen Zentrums ist im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Vorige Woche informierte sich Schneider beim Ocean Technology Campus (OTC) in Rostock, das sich als Standort für das neue Zentrum präsentierte. Der OTC ist ein geförderter Netzwerkverbund aus maritimen Forschungseinrichtungen, Verbänden und Unternehmen.

Meere sollen munitionsfrei werden

Bereits bei seinem Besuch hatte Schneider auf die enorme Dimension der Herausforderung hingewiesen: In der Ostsee lagerten nach Schätzungen rund 300.000 Tonnen konventioneller Altmunition; in der Nordsee seien es sogar 1,3 Millionen Tonnen, die dort seit über 80 Jahren korrodierten. „Das Zentrum wird seinen Sitz in Rostock haben und dafür sorgen, dass unsere Meere munitionsfrei werden“, betonte Schneider weiter.

Zugleich sollten die Kompetenzen der anderen Bundesländer, insbesondere Schleswig-Holsteins und des Kieler Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel, weiter genutzt werden. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) betonte, dass die Entscheidung für Rostock keine Entscheidung gegen Schleswig-Holstein sei. Man werde die gute Zusammenarbeit auch in diesem Bereich fortsetzen.

Munitionsräumung überfällig

Die Munition wurde vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg in der Nord- und Ostsee im großen Stile verklappt. In der Ostsee lagern die größten Munitionsaltlasten vor der Küste Schleswig-Holsteins. Das Bundesland hatte Mecklenburg-Vorpommern vorige Woche angeboten, beim Aufbau eines Bundeskompetenzzentrums zu kooperieren, zugleich aber vor der Schaffung von Doppelstrukturen gewarnt. 

Nach den Worten Schwesigs ist das Thema Munitionsräumung in der Ost- und Nordsee überfällig. In den letzten Jahren sei man zwar leicht vorangekommen: „Aber wir müssen jetzt wirklich den Sprung schaffen in die Räumung und in die Säuberung der Ost- und auch der Nordsee.“