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Hausärztliche Versorgung Neue Stiftungspraxis in Gräfentonna – Bürger helfen mit

Dorfbewohner packen an: In Gräfentonna entsteht mit viel Eigeninitiative eine neue Stiftungspraxis. Das Modell bietet jungen Ärzten die Chance auf die Führung einer eigenen Praxis ohne Risiko.

Von dpa 20.10.2025, 11:00
In Gräfentonna startet eine neue Stiftungspraxis – mit tatkräftiger Unterstützung der Bürger. (Symbolbild)
In Gräfentonna startet eine neue Stiftungspraxis – mit tatkräftiger Unterstützung der Bürger. (Symbolbild) Sebastian Kahnert/dpa

Weimar/Gräfentonna - In Thüringen hat am Montag die 20. Stiftungspraxis ihren Betrieb aufgenommen. Ab sofort versorgt in Gräfentonna im Kreis Gotha eine neue Hausarztpraxis die Patienten, teilte die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen mit. Zuvor hatte die Gemeinde die federführende Stiftung zur Förderung der ambulanten ärztlichen Versorgung in Thüringen (SAVTH) bei der Immobiliensuche unterstützt. Die Bürger des Dorfes halfen bei der Sanierung des Gebäudes, heißt es weiter. Die 2009 von der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT) und dem Freistaat gegründete SAVTH übernahm demnach die technische Ausstattung der Praxis. 

In Stiftungspraxen lernen Mediziner als Angestellte die Praxisführung und können sich so auf die eigene Niederlassung vorbereiten. Die Übernahme ist für die Mediziner allerdings keine Pflicht, sie können auch längerfristig als Angestellte arbeiten. Damit reagiert die Stiftung auf den bei Ärzten zunehmenden Wunsch nach Anstellungsverhältnissen.

Thüringens Gesundheitsministerin Katharina Schenk lobte das gemeinschaftliche Engagement: „Nur, wenn wir alle am gleichen Strang ziehen, können wir die beste medizinische Versorgung in allen Teilen Thüringens sichern. Dafür braucht es Austausch, Beratung und funktionierende Konzepte, wie die Stiftungspraxen“, sagte die SPD-Politikerin. 

Elf Stiftungspraxen mittlerweile von Ärzten übernommen

Die erste Stiftungspraxis wurde 2009 in Gotha etabliert. Allein seit 2023 wurden zehn solcher Praxen eröffnet. Elf der seit heute insgesamt 20 Stiftungspraxen wurden mittlerweile von den dort ehemals angestellten Ärzten übernommen und nun von diesen selbst geführt. In zwei Fällen entschieden sich die Ärzte dagegen, die Praxis weiterzubetreiben. 

Gesundheitsministerin skeptisch, ob alle Lücken gefüllt werden

Im Kreis Gotha, in dem die neue Stiftungspraxis liegt, gibt es laut KVT aktuell vier offene Hausarztstellen. In ganz Thüringen sind es rund 110. Gesundheitsministerin Katharina Schenk (SPD) hatte sich im Sommer skeptisch gezeigt, ob alle freien Sitze trotz vielfältiger Bemühungen um ärztlichen Nachwuchs in Zukunft besetzt werden könnten.