1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Neue Single "Radio": Neue Single "Radio": So rechnen Rammstein mit der DDR ab

Neue Single "Radio" Neue Single "Radio": So rechnen Rammstein mit der DDR ab

27.04.2019, 12:34

Berlin - Um die Skandal-Rocker von Rammstein war es recht still geworden. 2009 war ihr letztes Album „Liebe ist für alle da“ erschienen. Nun, 2019, melden sie sich musikalisch zurück. Und das in gewohnt provozierender Rammstein-Manier.

Mit ihrem Video „Deutschland“ hatten Rammstein Ende März für viel Wirbel gesorgt. Vor allem wegen des Trailers gab es anhaltende Kritik. Gut 30 Sekunden lang sind darin vier Band-Musiker zu sehen, die mit ihrer Kleidung an KZ-Häftlinge erinnern.

Am Freitag veröffentlichten sie „Radio“. Das Lied trägt auch biografische Züge: Die Bandmitglieder von Rammstein wuchsen in der DDR auf. In den 80er Jahren nahm die umstrittene Band ihre Anfänge in der DDR-Punkrock-Szene. Rammstein gehen in ihrer 2015 erschienen Biografie sogar soweit, zu sagen, dass es die Band ohne die DDR gar nicht gegeben hätte.

Rammstein-Sänger Till Lindemann raunt im zweiten Song des neuen Band-Albums:

Wir durften nicht dazugehören
Nichts sehen, reden oder hören

Mit ihrem neuen Song „Radio" setzt Rammstein ihre Geschichtsstunde über Deutschland fort. Wie immer in gekonnter Manier provokativ - und auch die DDR bleibt nicht verschont:

Wir durften nicht dazugehören
Nichts sehen, reden oder stören

Jedes Liedgut war verboten
So gefährlich fremde Noten

Doch jede Nacht ein wenig froh
Mein Ohr ganz nah am Weltempfänger

In der DDR diente das Radio als Schaltstation, mit der man all das hören konnte, was im eigenen Land verboten ist.

Doch jede Nacht für ein, zwei Stunden
Bin ich dieser Welt entschwunden

...singt Till Lindemann bereits in der ersten Stroße. Zahlreichen DDR-Bewohnern diente das Radio als eine Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen. Mit dem Radio konnten sie hören, was im eigenen Land damals verboten war. Denn die Radioschallwellen konnte zwischen 1949 und 1989 keine noch so gut gesicherte Grenze abfangen!

Meine Ohren werden Augen
Radio, mein Radio (mein Radio)

So höre ich, was ich nicht seh‘
Stille heimlich fernes Weh

Video auf Kreuzung in Berlin an Hauswand projeziert

Für die Uraufführung ihres neuen Musikvideos "Radio" hatte die Rockband eine ausgefallene Idee: Am Donnerstagabend ließen sie das Video auf eine Hauswand in Berlin streamen. Rund 1000 Fans waren zu der Kreuzung gekommen, die Polizei sicherte nach Angaben von rbb-Reporter Henrik Barth alles ab. Nach der knapp fünfminütigen Aktion feierten die Fans den Song. Zeitgleich war er - wo auch sonst - im Radio zu hören. Den Song strahlte der rbb-Sender radioeins aus.

Mit dem Video würdigt Rammstein mit Aufnahmen in Schwarz-Weiß eine andere global erfolgreiche deutsche Band: Videosequenzen und Teile der Musik können auch als Hommage an „Radioaktivität“ von Kraftwerk aus dem Jahr 1975 gesehen werden. Der Text des überraschend poppigen Rammstein-Songs schildert Erinnerungen an eine Zeit, als nächtliches Radiohören ein Akt der Freiheit war. Die Rammstein-Mitglieder sind in der DDR sozialisiert. (dpa/red)