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2. Bundesliga Neue Dimension vor Derby Braunschweig gegen Hannover

Eintracht Braunschweig hatte vor dem Derby gegen Hannover schon an einer Verletzungsmisere und einem sportlichen Absturz zu knabbern. Jetzt kommt auch noch die Bedrohung von zwei Spielern hinzu.

Von Sebastian Stiekel, dpa 17.03.2023, 14:09
Hannovers Julian Börner (l) spielt gegen Braunschweigs Anthony Ujah.
Hannovers Julian Börner (l) spielt gegen Braunschweigs Anthony Ujah. Swen Pförtner/dpa/Archivbild

Braunschweig - Diese Dimension ist selbst für das Hass-Duell zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 neu. Es gab vor diesen Spielen schon mal ein Schwein, das mit einem 96-Schal um den Hals durch die Innenstadt von Hannover irrte. Und auch schon einmal Holzkreuze, die an Braunschweiger Ortsschildern aufgestellt wurden. Aber dass die völlig enthemmte Feindschaft einiger Fangruppen sogar bis in das Privatleben der Spieler vordrang - das gab es vor einem der brisanten Niedersachsen-Derbys im Fußball in den vergangenen Jahren noch nie.

„Wir haben mit den Spielern gesprochen. Ich denke, dass sie spielfähig sind“, sagte Braunschweigs Trainer Michael Schiele am Freitag bei seiner Pressekonferenz zu diesem Zweitliga-Spiel (Sonntag, 13.00 Uhr/Sky). „Dass so etwas natürlich nicht spurlos an jemandem vorbeigeht - klar. Es sind ja nicht nur die Spieler betroffen, es sind ja vielleicht auch Familien, Freundinnen mit betroffen, die das dann auch sehen.“

Vor den Häusern von zwei Eintracht-Profis waren am Vortag jeweils ein blau-gelbes Holzkreuz mit dem Datum des Spiels an diesem Sonntag aufgestellt worden. Daneben verteilten der oder die unbekannten Täter eine rote Flüssigkeit auf dem Boden, die an eine Blutlache erinnerte. Die Polizei ermittelt wegen Bedrohung in zwei Fällen.

Die Braunschweiger versuchen nun, sich unter diesen schwierigen Umständen auf ein ohnehin schon völlig überhitztes und überhöhtes Derby vorzubereiten. Am Samstag ist zur Unterstützung und Einstimmung noch ein öffentliches Training mit den eigenen Fans geplant. Schiele hat sogar die leise Hoffnung, dass seine Mannschaft den Vorfall von Donnerstag „auch in positive Energie umwandeln kann“.

Zur Ausgangslage dieses Spiels gehört aber auch, dass die Braunschweiger in den vergangenen Wochen schon mit ihrem sportlichen Absturz kaum noch klarkamen. Im Frühjahr 2022 führte Schiele eine Mannschaft in die 2. Bundesliga zurück, mit der man nicht zwingend aufsteigen musste. Ab dem Herbst brachen ihm dann jene Spieler weg, die aus einem verschworenen Drittliga- einen konkurrenzfähigen Zweitliga-Kader gemacht hatten.

Abwehrchef Brian Behrendt, der herausragende Innenverteidiger Filip Benkovic, Spielmacher Immanuel Pherai, Torjäger Anthony Ujah - sie alle fielen oder fallen neben einem halben Dutzend weiterer Optionen über Wochen oder gar Monate aus. Von den vergangenen zwölf Zweitliga-Spielen hat die Eintracht nur noch eines gewonnen. Pünktlich zum Derby fiel der Aufsteiger in der Tabelle wieder auf einen Abstiegsplatz zurück.

In dieser sportlichen und personellen Misere fand der 45 Jahre alte Schiele in den vergangenen Wochen immer weniger ein sportliches Rezept und eine klare Ausstrahlung, an der sich seine Spieler aufrichten konnten. Und nun kommen auch noch die „Grenzüberschreitungen“ (Geschäftsführer Wolfram Benz) vom Donnerstag hinzu.

Dennoch gab sich Schiele vor dem Hannover-Spiel so kämpferisch wie schon länger nicht mehr. „Ich habe das Vertrauen vom Sport-Geschäftsführer, vom Aufsichtsratsvorsitzenden und von der Präsidentin“, betonte er am Freitag. Und seine Mannschaft habe „ein enormes Herz und eine top Moral. Wir wissen um die Brisanz der Begegnung. Wir wissen aber auch, was wir zu Hause leisten können.“

Gegner Hannover hat seit der Winterpause sogar noch weniger Punkte geholt als die Eintracht. Die 96er gehen allerdings ohne Abstiegssorgen und sonstige Nebengeräusche in dieses Spiel. Trainer Stefan Leitl hat schon mehrfach das Nachbarschaftsduell zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg erlebt und sagte deshalb am Freitag: „Das Derby in Franken ist auch etwas Besonderes. Aber die Rivalität hier besitzt schon eine andere Note.“