Natur Natur: Wölfe fühlen sich im Osten wieder heimisch
Rietschen/dpa. - Erst seit 1990 gebe es ernsthafte Bemühungen umden Schutz der Raubtiere, die in Fabel und Märchen das Sinnbild fürRücksichtslosigkeit und Gier sind.
Heute fühlen sich Wölfe im Nordosten Sachsens und im SüdenBrandenburgs wieder heimisch. Allein in der Lausitz gibt es vierRudel. Und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich dieEinwanderer weiter ausbreiten.
Etwa 150 Jahre lang galt der Wolf in Deutschland als ausgerottet.Es war eine Sensation, als im Jahr 2000 auf dem Truppenübungsplatz inder Muskauer Heide in Sachsen erstmals Wolfsnachwuchs geboren wurde.Gerd Schumann spricht von einem «augenblicklichen Phänomen», dasssich wieder Rudel bilden, die Junge aufziehen. Erst im Julibestätigte sich, dass eine offenbar seit 2006 in Südbrandenburglebende Wölfin mit ihrem Partner in der Zschornoer Heide fürNachwuchs gesorgt hat.
Wie viele Welpen dort geboren wurden, ist bislang nicht bekannt.Anders in Ostsachsen, wo 2007 Spuren einer dritten Wolfsfamilieentdeckt wurden. In den beiden Rudeln, die in der Muskauer Heideleben, kamen jeweils vier Welpen zur Welt. Die Familie in derNeustädter Heide weiter westlich hätte sogar acht Junge bekommen,berichtet Ilka Reinhardt vom Wildbiologisches Büro «Lupus». Damitwurden in sieben Jahren mehr als 50 Wölfe in der Region geboren.
Wo der Nachwuchs heute lebt, ist unklar. Im zweiten Jahr nach derGeburt werden Jungwölfe geschlechtsreif und verlassen das elterlicheRudel. «Studien belegen, dass Wölfe bis zu 1100 Kilometer wandernkönnen», sagt Jana Schellenberg vom Kontaktbüro «Wolfsregion Lausitz»in Rietschen. Im Durchschnitt lassen sie sich 50 bis 100 Kilometerentfernt vom elterlichen Territorium nieder.
Moderne Technik soll jetzt helfen, die Wanderung der Tiere ausSachsen nachzuverfolgen. Sechs Satelliten-Sender liegen bereit, umsie Jungwölfen anzulegen. Erste Versuche scheiterten allerdings. Beieiner Jagd im Winter gingen keine Tiere ins Netz. Deshalb wurden nun16 Fußfallen in der Neustädter Heide ausgelegt. «Das ist eineGeduldsfrage und mit Aufwand verbunden, denn die Fallen müssen alledrei Stunden kontrolliert werden», sagt Schellenberg.
Nach Einschätzung der Experten vom Wildbiologischen Büro «Lupus»könnten sich Wölfe in etlichen Gegenden Deutschlands heimisch fühlen.Unter anderem in der Lüneburger Heide, im Schiefergebirge und imThüringer Wald. Ballungsräume würden die Wölfe dagegen meiden.
Viel Platz für den Einwanderer bietet auch Mecklenburg-Vorpommernmit ausreichend störungsarmen und wenig genutzten Flächen. «Bishergibt es jedoch nur Nachweise für sogenannte Wechselwölfe», sagt KaySchmekel, Sprecher des Umweltministeriums in Schwerin. Sie kämen ausPolen über die Grenze. In der Lübtheener Heide im LandkreisLudwigslust etwa wurde im November 2006 ein frei lebender Wolfgesehen.
Etwas Sorgen bereitet Umwelt- und Naturschützern, dass dieRückkehr des Wolfes offenbar nicht überall gern gesehen wird. MitteAugust wurde in der Rochauer Heide nahe dem brandenburgischen Luckaueine tote Wölfin gefunden. Da sie vermutlich erschossen wurde, hatsich die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Sie ermittelt wegen derTötung eines besonders geschützten Tieres.