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Namibia Namibia: Ein Schatzschiff voller Münzen und Musketen

Von Ralf E. Krüger 04.05.2008, 14:13
Eine spanische Goldmünze, drei portugiesische Silbermünzen und ein Zirkel zählen zu den Funden auf dem Meeresgrund an der Küste Namibias. Goldmünzen, Musketen und Kanonen: Der Fund eines rätselhaften Schiffswracks vor der Küste Namibias beflügelt die Fantasie. (Foto: dpa)
Eine spanische Goldmünze, drei portugiesische Silbermünzen und ein Zirkel zählen zu den Funden auf dem Meeresgrund an der Küste Namibias. Goldmünzen, Musketen und Kanonen: Der Fund eines rätselhaften Schiffswracks vor der Küste Namibias beflügelt die Fantasie. (Foto: dpa) Namdeb

Johannesburg/Windhuk/dpa. - Obwohl es der 1. April war,entpuppte sich der Fund nicht als Scherz, sondern als archäologischeSensation. Nicht nur in Namibia wird spekuliert, dass ein halbesJahrtausend nach dem mysteriösen Verschwinden des portugiesischenEntdeckers Bartholomäus Diaz dessen nasses Grab entdeckt worden seinkönnte.

Die südafrikanische Zeitung «Mail & Guardian» berichtete unterBerufung auf die Diamantengesellschaft Namdeb, dass an der zwölfKilometer nördlich von dem Ort Oranjemund liegenden Fundstelle auchmenschliche Gebeine gefunden wurden. Es gebe Hinweise, dass sichAngehörige des Adelsstands an Bord des etwa 25 Meter langen Schiffesbefunden hätten. Doch es ist vor allem die Ladung der Karavelle, dierätselhaft ist. Das Schiff war nicht nur selbst schwer bewaffnet,sondern hatte auch kistenweise Musketen und Schwerter sowie mehrereTonnen der für den Kanonenbau wichtigen Metalle Kupfer und Zinngebunkert.

Offensichtlich auf der Rückfahrt nach Europa hatte es zudem 50Elefanten-Stoßzähnen und mit rund 2500 Gold- und Silbermünzenungewöhnlich viel «Bargeld» an Bord. «Es beförderte strategischeRohstoffe, einen gewaltigen Goldbetrag, eine große und eherungewöhnliche Bewaffnung, und es scheint alleine gesegelt zu sein»,erklärte der von Namdeb beauftragte Archäologe Dieter NoliJournalisten. Für den 52-Jährigen ist es der Jahrhundertfundschlechthin.

Auf Fotos ist er zu sehen, wie er vergnügt im Sand sitzendGoldmünzen säubert und in einer großen Waschschüssel sortiert. DieEnde des 14., Anfang des 15. Jahrhunderts geprägten spanischen undportugiesischen Münzen halfen bei der Bestimmung des Alters desweitgehend zerstörten Schiffswracks, das rund sieben Meter unter derMeeresoberfläche gefunden wurde. Es war der pure Zufall, der zu derEntdeckung führte. Denn nachdem an Land die meisten Diamanten in demnoch zu deutscher Kolonialzeit eingeführten Sperrgebiet südlich derLüderitz-Bucht gefördert worden sind, sucht Namdeb nun denMeeresgrund nach den dort reichlich vorhandenen Edelsteinen ab. DasUnternehmen ist ein Joint Venture des namibischen Staates und desDiamantenkonzerns De Beers.

Für die Suche im Meer werden künstliche Dämme von mehr als 30Metern Höhe angelegt. Anschließend wird das Wasser abgepumpt, um soden Meeresgrund vom Sand zu befreien und in der darunter liegendenGeröllschicht die Diamanten freizulegen. Das Verfahren ist neu undwird erst seit einiger Zeit angewandt. «Dieses Schiff wäre in einerMillion Jahren nicht gefunden worden, hätte es dieseBergbauaktivitäten nicht gegeben», sagte Noli der südafrikanischenZeitung «Sunday Times». «Aber ich wusste, es würde passieren (...)Ich habe die vergangenen 20 Jahre geduldig gewartet - und nun:Volltreffer!»

Die Überreste wurden auf einer 500 Quadratmeter großen Flächegefunden, kaum 10 Meter von einem Felsen entfernt, der dem Schiff instürmischem Wetter offenbar zum Verhängnis wurde. Voll beladen undnach ersten Hinweisen auch schon mit etwas wurmstichiger Beplankung,hatte der Segler kaum eine Chance. Ob es Überlebende gab, istunbekannt. Doch menschliche Knochen und Knochensplitter deuten aufein nasses Grab der kühnen Seefahrer hin. Selbst ein paar Schuhewurde geborgen - an einer Ledersohle sollen nach Medienberichtensogar noch die Zehen des früheren Eigentümers kleben.

Dr. Bruno Werz hält an der Küste Namibias ein paar Fundstücke in seiner Hand. Bei der Vorbereitung für die Edelsteinsuche war der Geologe Bob Burrell rund 200 Meter vor der Küste auf Reste des Schatzschiffs gestoßen. (Foto: dpa)
Dr. Bruno Werz hält an der Küste Namibias ein paar Fundstücke in seiner Hand. Bei der Vorbereitung für die Edelsteinsuche war der Geologe Bob Burrell rund 200 Meter vor der Küste auf Reste des Schatzschiffs gestoßen. (Foto: dpa)
Namdeb