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Nahost Nahost: Arabische Antwort auf Barbie trägt lange Röcke

Von Anne-Beatrice Clasmann 25.11.2005, 10:20
Arabische «Fulla»-Puppen werden in dem Laden 'Toys R Us' in Kairo zum Verkauf angeboten. (Foto: dpa)
Arabische «Fulla»-Puppen werden in dem Laden 'Toys R Us' in Kairo zum Verkauf angeboten. (Foto: dpa) EPA

Kairo/Amman/dpa. - «Barbie»mit der Wespentaille ist seit Jahrzehnten der Traum aller kleinenMädchen, die gerne rosa Schleifen im Haar tragen. Und sie ist dasFeindbild vieler moderner Mütter. Doch neben ihrer neuen arabischenKonkurrentin «Fulla» wirkt das dauerlächelnde Blondchen aus den USAgeradezu emanzipiert.

«Fulla», deren Siegeszug in arabischen Kinderzimmern vor zweiJahren begonnen hat, und die sich in einigen Staaten der Regioninzwischen sogar besser verkauft als die blonde Cousine aus denStaaten, ist zwar genauso eitel wie «Barbie» und trägt brauneSträhnchen im langen schwarzen Haar. Doch knappe Röckchen und engeHosen findet man nicht im Kleiderschrank der muslimischen Puppe.«Fulla» trägt im Haus lange Röcke und langärmelige Blusen. IhreStraßenkluft besteht aus einem schwarzen Gewand («Abbaja») mitKopftuch, so wie es das Gesetz in Saudi-Arabien vorschreibt. Es gibtdie Puppe auch in der Gebets-Version, mit kleinem Teppich,Gebetskette und einem bestickten weißen Gewand, unter dem nicht nurdie Haare, sondern auch die Schultern gänzlich verschwinden.

Schon 1,5 Millionen Mal soll sich das von der syrischen Firma NewBoy in China gefertigte fromme Mädchen mit den Rehaugen in diesemJahr bereits verkauft haben. Ähnlich wie bei «Barbie» gibt esinzwischen auch von «Fulla» dutzende Accessoires und sogarBadeschlappen und Federballschläger. Die arabische Puppe hat zwaretwas weniger Oberweite als ihre amerikanische Konkurrentin, ist abergenau wie diese auch deutlich schlanker als die meisten Frauen in denarabischen Staaten. Ihr Name bedeutet «arabische Jasminblüte».

Selbst bei Nicht-Musliminnen kommt «Fulla», die nicht so blass istwie Barbie, gut an. «Ich habe mir die singende Fulla mit Batterie vonmeinen Eltern gewünscht. Sie hat so schöne Augen», sagt Joana, einechristliche Schülerin aus Jordanien, die in ihrem Regal ein Dutzend«Barbies» liegen hat. Dass «Fulla» ein muslimisches Mädchen seinsoll, stört sie nicht. Das Modell mit dem Gebetsteppich käme für sieallerdings nicht in Frage.

Die Kairoer Grundschullehrerin Asmaa Mustafa würde die Puppedagegen vor allem kaufen, «weil sie so ist, wie ein arabisch-muslimisches Mädchen sein sollte.» Die Erzieherin, die selbst einKopftuch trägt, würde nicht wollen, dass ihrer Tochter «mit so etwasfremdartigen wie der Barbie spielt». Die Hersteller von «Fulla»profitieren davon, dass politische Frustration in fast allenarabischen Ländern in den vergangenen Jahren zu einer Re-Islamisierung geführt hat. So trägt inzwischen die überwältigendeMehrheit der Ägypterinnen Kopftuch, ein Teil verhüllt auch dasGesicht.

«Wenn eine Frau mit Gesichtsschleier in die Puppenabteilung kommt,dann weiß ich, dass sie garantiert mit Fulla zur Kasse geht und nichtmit Barbie», erklärt Hala Ibrahim, Verkäuferin in einem der größtenSpielwarengeschäfte von Kairo. Die Ägypterin, die zu Jeans und T-Shirt ein Kopftuch trägt, kichert. «Fulla ist bestimmt schon 25 Jahrealt, da müssten wir, weil sie doch ein braves arabisches Mädchen ist,einen Ehemann für sie finden», sagt sie. Denn eines ist klar, einFreund wie «Ken», der mit «Barbie» eine außereheliche Liebesbeziehunghat, kommt für «Fulla» nicht in Frage. Ob es irgendwann «Ahmed» ausKunststoff geben wird, der «Fulla» dann einen Ring an ihren zartenFinger stecken wird, ist aber noch offen.