1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Nach Vergewaltigung: 19-jähriger Verdächtiger gefasst

Nach Vergewaltigung Nach Vergewaltigung: 19-jähriger Verdächtiger gefasst

München/Kirchseeon/dpa. - Zielfahnder hatten den Mann am Nachmittag in Kirchseeon beiMünchen in der Wohnung einer Freundin festgenommen. Der Mannverdiente sich seinen Lebensunterhalt als Stricher inHomosexuellenkreisen. Nach Ansicht der Ermittler hätte ihmmöglicherweise schon früher das Handwerk gelegt werden ...

04.01.2002, 10:39
Der 19-jährige Sven Kemmerzell
Der 19-jährige Sven Kemmerzell Polizei

Zielfahnder hatten den Mann am Nachmittag in Kirchseeon beiMünchen in der Wohnung einer Freundin festgenommen. Der Mannverdiente sich seinen Lebensunterhalt als Stricher inHomosexuellenkreisen. Nach Ansicht der Ermittler hätte ihmmöglicherweise schon früher das Handwerk gelegt werden können.

   Für Verwunderung sorgte in München, dass nach einer versuchtenVergewaltigung durch den 19-Jährigen im März 2001 in Köln die dortigePolizei keine DNA-Probe in die zentrale Datei des Bundeskriminalamtesgestellt hatte. Dies rechtfertigte aber die Kölner OberstaatsanwältinRegine Appenrodt: «Die Probe hätte seinerzeit in Köln normalerweisegar nicht genommen werden dürfen. Wir haben dies nur gemacht, umeventuell dadurch weitere, tatsächliche Vergewaltigungenaufzuklären», sagte Appenrodt. «Als feststand, dass der Mann fürkeine weiteren derartigen Delikte verantwortlich zu machen war, habenwir auf die Weitergabe verzichtet.» Die Rechtslage sei «höchstkompliziert», ergänzte der Kölner Polizeisprecher Werner Schmidt.

   Die sieben Jahre alte Anna, wie die Polizei das Mädchen ausDatenschutzgründen nannte, war im vergangenen Oktober auf derToilette einer katholischen Mädchenschule in der Münchner Innenstadtbis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und anschließend vergewaltigtworden. Das Mädchen musste wegen seiner schweren Verletzungen ineinem Krankenhaus operiert werden. Die Polizei ermittelt wegenversuchten Mordes. Der Überfall auf die Siebenjährige hatte beiEltern und Schülern in München große Angst und Verunsicherungausgelöst. Das Mädchen kann inzwischen wieder zur Schule gehen.

   Eine frühere DNA-Analyse hatte ergeben, dass der Peiniger desMädchens neun Wochen zuvor eine 20 Jahre alte Putzfrau in einerMünchner Klinik vergewaltigt hatte. Nach einer weiteren Gewalttat des19-Jährigen konnte die Polizei ihn identifizieren: In einer kleinenoberbayerischen Ortschaft bei Seeshaupt am Starnberger Seevergewaltigte er in der Silvesternacht eine 56-jährige Frau in derToilette einer Gaststätte. Er raubte ihr auch die Geldbörse mit 800Mark (rund 409 Euro).

   Das schwer verletzte Opfer der Silvesternacht, das in einer Klinikbehandelt wird, erkannte den mutmaßlichen Täter später anhand einesFotos eindeutig wieder. Gegen ihn erging Haftbefehl, eineinternationale Fahndung wurde eingeleitet. Um 14.45 Uhr wurde er dannam Freitag gefasst. Er leistete keinen Widerstand.

   Der 19-Jährige war den bisherigen Ermittlungen zufolge in einemHeim aufgewachsen, hat keinen Beruf erlernt und sich in Köln und seitvergangenem Sommer in München sein Geld als Stricher verdient. Erfiel in früheren Jahren in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württembergwiederholt wegen Diebstahlsdelikten auf und musste deswegen auchschon eine Haftstrafe von eineinhalb Jahren absitzen.